LeichtathletikIm Windschatten von Charel Grethen: Vivien Henz ist das nächste Edeltalent der FLA

Leichtathletik / Im Windschatten von Charel Grethen: Vivien Henz ist das nächste Edeltalent der FLA
Vivien Henz gilt bei den Landesmeisterschaften über die 1.500 m als großer Favorit Archivbild: Luis Mangorrinha/Le Quotidien

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Vivien Henz zog als 16-Jähriger bei den U20-Europameisterschaften 2021 über 1.500 m ins Finale ein und will bei den U20-Weltmeisterschaften im August eine Medaille nach Luxemburg bringen. Bei den nationalen Meisterschaften, die von Freitag bis Sonntag in Schifflingen stattfinden, ist er über die 1.500 Meter der große Favorit – auch, weil sein Vorbild und Trainingspartner Charel Grethen nicht am Start sein wird. 

Sucht man im Tageblatt-Archiv nach dem Namen Vivien Henz, fällt der erste Eintrag auf die Ausgabe vom 25. November 2013. Damals stand noch lediglich sein Name in der Ergebnisliste des Cross des CA Fola – Henz gewann damals bei den Débutants. Mittlerweile ist sein Name immer häufiger in der Presse zu lesen – nicht nur in den nationalen, sondern auch in den internationalen Medien. Zuletzt wurde die grenznahe Zeitung Républicain Lorrain auf den 17-Jährigen aufmerksam. Doch wer ist Henz, der bereits in seiner jungen Karriere im Ausland für Furore sorgte? 

Weil er „wirklich nicht gut“ im Fußball gewesen sei, wie er selbst erklärt, habe er sich in seiner Kindheit nach einer neuen Sportart umgeschaut. Als er die Olympischen Spiele 2012 von London verfolgte, tat es ihm vor allem Usain Bolt an. Henz schloss sich der Leichtathletik an, versuchte sich in mehreren Disziplinen. „Ich war aber damals schon gut über die Distanzrennen“, erinnert er sich. 

Auch Basketball war noch Teil seiner Kindheit, ehe er sich mit 14 Jahren schlussendlich dem CSL anschloss. Weil der Club Potenzial über die Distanzrennen sah, wurde Henz zu Camille Schmit geschickt, der neben Charline Mathias oder Charel Grethen auch die jüngeren Athleten im Klub trainiert. Das Training mit und neben Grethen prägt Henz seitdem. „Als ich anfing, konnte ich ihn und Charline immer neben mir sehen. Ich sah sie dasselbe tun wie ich – nur eben viel schneller und viel besser. Ich hatte das, was ich werden wollte, direkt vor mir. Das war sehr motivierend“, erklärt das Nachwuchstalent. 

Henz konnte die Entwicklung von Grethen also hautnah verfolgen. Seine Qualifikation für Olympia, sein olympisches Finale bis hin zur Wahl des Sportlers des Jahres. „Ich will so schnell werden wie er. Es ist super für mich, jemanden im Training zu haben, der mich mitzieht. Ich sage mir, wenn Charel das alles schaffen kann, kann ich das auch schaffen. Es zeigt mir aber auch, wie weit der Weg noch ist.“ 

Entscheidung pro Luxemburg

Henz, der sowohl die luxemburgische als auch die französische Staatsbürgerschaft besitzt, musste sich im vergangenen Jahr entscheiden, welches Land er auf internationaler Ebene repräsentieren möchte. „Mein Vater ist Luxemburger, meine Mutter Französin. Ich selbst bin hier geboren, lebe hier und fühle mich nicht wie ein Franzose“, erklärt Henz, der sich für Luxemburg entschied und auch die Sprache erlernt. „Zurzeit ist es noch nicht gut genug, um eine Radiomoderation zu übernehmen“, lacht er.  

Froh über diese Entscheidung ist auch Jean-Sébastien Dauch, der Generaldirektor der FLA. „Er hat eine große Zukunft vor sich. Vivien hat bereits sehr starke Leistungen in jungem Alter gezeigt“, sagt Dauch. Anzumerken ist dabei vor allem sein Finaleinzug bei den U20-Europameisterschaften in Tallinn (EST) – als 16-Jähriger. Er hält in den Nachwuchskategorien insgesamt sechs Landesrekorde, darunter lief er beispielsweise die schnellste Zeit über 1.500 Meter in der Kategorie der Espoirs (3:43,34 Min) – dieselbe Zeit ist gleichzeitig Landesrekord bei den Junioren. 

Mit Schmit hat Henz einen erfahrenen Trainer an seiner Seite. „Es ist schön für einen Trainer, ein solches Talent trainieren zu dürfen“, weiß Dauch. „Man muss aber wissen, wie man ihn unterstützt und begleitet. Das kann Camille durch seine Erfahrung sehr gut. Camille trainiert ihn auf langfristige Ziele – momentan geht es nicht um Resultate, sondern um die Entwicklung. Ein Ziel von Camille ist es, dass seine Athleten Akteure ihres Erfolgs sind und somit autonom agieren. Man kann den besten Tainer der Welt haben, im Rennen bist du immer alleine.“ Laut Dauch sei Henz ein „sehr einfacher Athlet“, weil er „weiß, was er will und hart arbeitet“. 

Parallele zu Josy Barthel 

Am Samstag wird Henz dann bei den Landesmeisterschaften über 1.500 starten. Die 800 m lässt er aus, weil er in der kommenden Woche weitere Wettbewerbe läuft. „Ich will meinen persönlichen Rekord schlagen“, sagt Henz, der als großer Favorit in das Rennen geht, weil Charel Grethen nicht anwesend ist. 

Sein Ziel sei es, ganz klar, auch mal ein olympisches Finale zu erreichen. 2024 käme zwar ein bisschen früh, doch Paris bleibe ein Ziel, sagt Henz. Doch vor den Spielen hat Henz noch ganz andere Dinge im Kopf. Wenn vom 1. bis zum 6. August die Junioren-Weltmeisterschaft im kolumbianischen Cali stattfindet, möchte Henz eine Medaille mitnehmen. 

Auf eine mögliche Teilnahme an den Olympischen Spielen von Paris wird sich Henz in den USA vorbereiten. Nach seinem Abitur im Mai dieses Jahres an der ISL wird Henz an der Harvard University in den USA Politikwissenschaften studieren. Die Entscheidung, in die Staaten zu gehen, traf er vor allem, weil er sich dort auch vermehrt auf den Sport konzentrieren kann. An der renommierten Universität wird er Teil des Leichtathletik-Teams sein, das an der NCAA (National Collegiate Athletic Association), Division I, der höchsten Liga in den USA, teilnehmen wird. Henz zieht also auch Parallelen zu Josy Barthel – der Olympiasieger von 1952 in Helsinki über 1.500 Meter studierte ebenfalls an der Harvard-Universität. 

Nationale Meisterschaften: Start am Freitagabend

Am Wochenende gehen die nationalen Meisterschaften in Schifflingen über die Bühne. Los geht es schon am Freitagabend mit den Wettbewerben über 400 Meter Hürden sowie 3.000 Meter Hindernis. Über letztere Distanz ist Ruben Querinjean gemeldet, der im Winter bekanntlich bei der Cross-EM Bronze bei der U23 gewinnen konnte. Über 400 Meter Hürden dürfte derweil Nachwuchstalent David Friederich als Favorit ins Rennen gehen. In der letzten Woche hatte er im französischen Franconville erst seine bisherige Bestleistung von 54,88 Sekunden aufgestellt, was gleichzeitig auch ein neuer U18-Rekord ist. Bei den Damen kann unterdessen Yaara Puraye, Jahrgang 2007, mit 67,42 Sekunden die schnellste Meldezeit aufweisen. (J.Z.)