DeutschlandRauer Wind für Ungeimpfte – im Raum stehen strenge Kontaktbeschränkungen und Impfpflicht

Deutschland / Rauer Wind für Ungeimpfte – im Raum stehen strenge Kontaktbeschränkungen und Impfpflicht
Platzmangel in Spitälern: Ein Corona-Patient wird auf dem Flughafen in Dresden in ein anderes Bundesland geflogen Foto: dpa/Robert Michael

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In Deutschland stehen vor dem nächsten Corona-Gipfel an diesem Donnerstag weitgehende Verschärfungen im Raum. Das geht aus einem ersten Beschlussentwurf hervor. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert drastischere Schritte, um die Infektionszahlen schnell zu senken.

Bund und Länder wollen an diesem Donnerstag über weitergehende Corona-Maßnahmen beraten, um die vierte Infektionswelle zu brechen. Dabei zeichnen sich deutliche Verschärfungen ab, nicht nur in Ländern mit sehr hohen Infektionszahlen. So wollen Bund und Länder offenbar eine Maskenpflicht an Schulen wiedereinführen. „In den Schulen gilt eine Maskenpflicht für alle Klassenstufen“, heißt es in einer ersten Beschlussvorlage, die unserer Redaktion vorliegt. Der Entwurf enthält jedoch noch viele offene Punkte.

Im Einzelhandel sollen demnach 2G-Regeln „bundesweit inzidenzenunabhängig“ ausgeweitet werden. Zugang hätten dann nur noch Geimpfte und Genesene. Dies gelte – wieder unabhängig von Inzidenzen – auch für Kinos, Theater und Restaurants. Ergänzend könne in Kultur und Freizeit ein aktueller Test vorgeschrieben werden (2GPlus). Welche Beschränkungen für Großveranstaltungen gelten sollen, ist zwischen Bund und Ländern offensichtlich noch strittig. Dazu stehen verschiedene Obergrenzen für Zuschauer in Klammern. Unklar sind auch Regeln für Weihnachtsmärkte und den Karneval.

Noch offen wird in dem nicht abschließend beratenen Entwurf gelassen, ab wann der Impfstatus aufgrund nachlassender Wirkung der Vakzine seine Gültigkeit verlieren soll. Olaf Scholz und die SPD hatten sechs Monate vorgeschlagen. Derzeit heißt es dazu in dem Papier, in der EU werde diskutiert, dass der Impfstatus nach der zweiten bzw. dritten Impfung seine Gültigkeit für neun Monate behalten solle. Bund und Länder würden sich bis Jahresende unter Berücksichtigung der Impfkampagne verständigen, „ab wann und wie eine entsprechende Regelung in der Bundesrepublik Deutschland Anwendung finden soll“.

Impfpflicht ab Februar?

Zur vom designierten Kanzler Olaf Scholz am Dienstag angekündigten allgemeinen Impflicht heißt es, der Bundestag werde dazu zeitnah fraktionsübergreifend entscheiden. Die Impfpflicht könne greifen, „sobald sichergestellt werden kann, dass alle Impfwilligen auch zeitnah geimpft werden können, also etwa Februar 2022“. Der Ethikrat solle dazu bis Jahresende eine Empfehlung ausarbeiten.

Für Ungeimpfte sollen in allen Bundesländern strenge Kontaktbeschränkungen eingeführt werden. Erlaubt sein sollen nur noch Treffen des eigenen Haushaltes mit „höchstens zwei Personen eines weiteren Haushaltes“. Kinder sind davon ausgenommen. Für Geimpfte und Genesene würden diese Einschränkungen nicht gelten.

Zuvor hatten Bund und Länder am Dienstag auch das Ziel ausgegeben, bis Weihnachten 30 Millionen Erst-, Zweit- und Auffrischungsimpfungen zu ermöglichen. Das Bundesgesundheitsministerium wies Vorwürfe von Impfstoffknappheit zurück. In dieser und der vergangenen Woche seien 18 Millionen Impfdosen ausgeliefert worden, sagte ein Sprecher. Weitere zehn Millionen Dosen würden kommende Woche zur Verfügung gestellt. Und bis Jahresende stünden weitere 25 Millionen Dosen bereit – und damit genug, um die Impfziele zu erreichen.

Auf den Weg gebracht werden soll nun auch eine allgemeine Impfpflicht. Scholz kündigte dazu „zeitnah“ ein Gesetzgebungsverfahren an. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) begrüßte dies. Denn die schwierige Pandemielage hätten vor allem die Ungeimpften verursacht, sagte er.

Lauterbachs „fünf wirksame Maßnahmen“

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte unterdessen strengere Maßnahmen, um die vierte Welle zu brechen. „Trotz leicht sinkender Infektionszahlen steckt das Land in einer tiefen Pandemiekrise mit viel zu vielen Toten, die sich noch über viele Wochen fortsetzen wird. Daher braucht es als Beschluss von Bund und Ländern an diesem Donnerstag aus meiner Sicht fünf wirksame Maßnahmen“, sagte Lauterbach.

Dazu könnten nach seiner Ansicht folgende Punkte zählen: „Erstens müssen alle Schülerinnen und Schüler bis zu den Weihnachtsferien Masken im Unterricht tragen und sich täglich in der Schule testen lassen“, sagte Lauterbach. „Zweitens sollten die Kontakte Ungeimpfter bundesweit stark reduziert werden, am besten auf nur noch eine Person außerhalb des eigenen Haushalts.“ Drittens brauche es flächendeckend 2G-Regeln im öffentlichen Leben, auch im Einzelhandel, so Lauterbach. „Weil aber 25 Prozent der Infektionen durch vollständig Geimpfte weitergegeben werden, sollte 2Gplus beispielsweise in Restaurants zur Pflicht werden“, sagte der SPD-Politiker. Viertens sollten umgehend alle Bars sowie Clubs und Diskotheken schließen, bis die vierte Welle vorüber ist. „Und fünftens sollten alle Krankenhäuser in Deutschland sofort auf einen Notbetrieb umschalten und alle planbaren Operationen verschieben, um genug Kapazitäten für Corona-Patienten und Notfälle freizuhalten“, sagte Lauterbach.

Omikron: UN prangern „Reise-Apartheid“ an

Trotz der neuen Corona-Variante Omikron sollten einzelne Länder nach Ansicht von UN-Generalsekretär António Guterres nicht durch Reisesperren isoliert werden. „Diese Art von Reise-Apartheid“ müsse vermieden werden und sei inakzeptabel, sagte Guterres am Mittwoch in New York. Entsprechende Beschränkungen seien dabei nicht nur „zutiefst ungerecht“, sondern auch unwirksam.
Stattdessen sollten die Länder lieber auf verstärkte Tests setzen, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. „Die Menschen in Afrika können nicht für das unmoralisch niedrige Niveau der ihnen zur Verfügung stehenden Impfungen verantwortlich gemacht werden.“ Die ungleiche Verteilung der Vakzine bereite den Nährboden für neue Varianten des Coronavirus.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO haben mindestens 56 Länder Reiseeinschränkungen für das südliche Afrika verhängt, um die Ausbreitung von Omikron zu verlangsamen. Dort war Omikron erstmals aufgetaucht. Südafrika, das auf die neue Variante aufmerksam gemacht hatte, klagt darüber, dass es nun bestraft werde.
Der südafrikanische Epidemiologe Salim Abdool Karim nannte die Reisebeschränkungen gegen sein Land ungeheuerlich. „Die Botschaft an ein Land wie Südafrika und jedes andere Land lautet im Wesentlichen, wenn du eine gute Überwachung hast und frühzeitig eine neue Variante entdeckst, dann erzähle das niemandem, denn wenn du es tust, werden sie dich bestrafen, werden sie dich isolieren“, sagte Karim der Deutschen Welle (DW). Man müsse jetzt gemeinsam der weltweiten Bedrohung entgegentreten, statt Zäune zu errichten. (dpa)

Klitz
2. Dezember 2021 - 14.13

@Observer, Es gibt (Gottseidank) viel mehr Geimpfte als Ungeimpfte. Deshalb ist die absolute Zahl der Impfdurchbrüche höher. Der Prozentsatz an Infektionen bei den jeweiligen Belvölkerungen ist aber bei den Ungeimpften viel höher. Und ja dass das Virus überhaupt noch so gut zirkulieren kann liegt nun mal an den Ungeimpften. Die bilden den Nährboden. Wären alle geimpft dann hätte das Virus keine Ausbreitungsbasis mehr und würde ins Leere laufen. Das nennt man Herdenimmunität. Also doch: Impfen und Nachboostern macht Sinn. Jetzt noch mehr als zuvor!

Observer
2. Dezember 2021 - 8.46

Der Laschet Nachfolger in NRW predigte gestern von der Pandemie der Ungeimpften, wobei in Köln tausende 2G Karneval feierten und Tausende im Fussball Stadion groellten, ohne Maske und Abstand! Vor einem Jahr wäre das glaubhaft gewesen dass die Ungeimpften an allem Schuld sind.Doch jetzt ist es schwer zu begreifen wenn man die Tabelle der Infektionen über die der Impfquote legt sieht man dass es nur nach oben geht! Das kann nicht nur an Ungeimpften liegen.Wenn doch dann können es nur die Ungeimpften bis 11 Jährigen sein die in den Schulen die nicht geschlossen sein dürfen, herum spreaden und das Virus mit nach Hause schleppen.

Klod
2. Dezember 2021 - 7.45

[gelöscht] -------------- Bitte argumentieren Sie sachlich und achten Sie die Regeln zu Rechtschreibung und Grammatik. Beste Grüße aus der Redaktion