KonjunkturDie Prognosen werden immer zuversichtlicher – Brüssel rechnet mit rascher wirtschaftlicher Erholung

Konjunktur / Die Prognosen werden immer zuversichtlicher – Brüssel rechnet mit rascher wirtschaftlicher Erholung
Die wirtschaftliche Erholung wird von privaten Konsumausgaben, hohen Investitionen und einer steigenden Nachfrage nach EU-Exporten in der sich belebenden Weltwirtschaft getragen. Foto: AFP/Jonathan Nackstrand

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Europa kann laut Berechnungen aus Brüssel auf eine rasche wirtschaftliche Erholung von der Corona-Krise hoffen. Das teilte die EU-Kommission diese Woche im Rahmen ihrer Frühjahrsprognose mit. Zwar werden die Wachstumsraten in der EU weiterhin variieren, doch dürfte die Wirtschaft bis Ende 2022, in allen Mitgliedstaaten, wieder zum Vorkrisenniveau zurückfinden.

Die Einschätzung der Aussichten für die Entwicklung der Wirtschaft werden nach und nach immer besser. Diese Woche hat nun auch die EU-Kommission angekündigt, dass sie 2021 im Euroraum mit einem Wachstum von guten 4,3 Prozent und für 2022 mit 4,4 Prozent rechnet.

„Auch wenn wir noch lange nicht alle Probleme gemeistert haben, sehen die wirtschaftlichen Aussichten Europas doch deutlich besser aus“, so Valdis Dombrovskis, „Exekutiv-Vizepräsident für eine Wirtschaft im Dienste der Menschen“, im Rahmen der Vorstellung der Frühjahrsprognose. „Da die Impfquoten weiter steigen, Beschränkungen aufgehoben werden und die Normalität langsam wieder in das Leben der Menschen zurückkehrt, konnten wir die Prognosen für die Volkswirtschaften der EU und des Euro-Währungsgebiets für dieses und für das nächste Jahr anheben.“

Noch vor wenigen Monaten, im Februar 2021, war die Tonlage nicht so optimistisch. „Die Coronavirus-Pandemie hat Europa weiterhin im Griff. Erneut steigende Fallzahlen und neue, ansteckendere Virus-Varianten haben viele Mitgliedstaaten zu erneuten oder schärferen Eindämmungsmaßnahmen gezwungen“, hieß es vor drei Monaten. Derweil gab der EU-weite Start der Impfkampagnen Anlass zu vorsichtigem Optimismus. Man sprach von „Licht am Ende des Tunnels“. Laut der damals vorgelegten Prognose der Europäischen Kommission dürfte die Wirtschaft im Euroraum 2021 und 2022 um jeweils 3,8 Prozent wachsen.

Auch für Luxemburg hat die Kommission die Prognosen für das laufende Jahr erhöht: Sie rechnet für das Großherzogtum nun mit einem Wachstum der Wirtschaftsleistung von 4,5 Prozent. Im Februar hatte sie erst 3,2 Prozent erwartet. Luxemburgs Wirtschaft werde somit bereits 2021 ihr Vorkrisenniveau wieder erreichen, schreibt die Kommission. Statec hatte ebenfalls zuletzt angekündigt, für das laufende Jahr mit einem Wiederanstieg des Wachstums auf 4 Prozent zu rechnen. 

Arbeitslosigkeit bleibt höher als vor der Krise

Auf dem Arbeitsmarkt verbesserten sich die Aussichten ebenfalls, schreibt die EU-Kommission. Sie geht davon aus, dass der Euroraum das Jahr 2021 mit einer Arbeitslosenquote von 8,4 Prozent abschließen wird. Im folgenden Jahr soll sie dann auf 7,8 Prozent zurückgehen. Das wäre aber immer noch höher als vor der Krise: Im März 2020 hatte die Arbeitslosenquote (mit 7,1 Prozent) einen Tiefststand erreicht. Ein Zuwachs bei der Beschäftigung (1,2 Prozent) wird erst 2022 erwartet.

Für Luxemburg unterscheiden sich die Erwartungen vom Rest des Währungsraums. In jedem Jahr (2020 bis 2022) soll hierzulande die Beschäftigung zulegen (um jeweils rund zwei Prozent). Dennoch geht die Kommission für das Großherzogtum mit einer noch deutlicheren Zunahme der Arbeitslosigkeit aus. Lag die Quote ihr zufolge im Jahr 2019 bei 5,6 Prozent, so erwartet sie 2021 einen Anstieg auf 7,4 Prozent – und 2022 nur einen ganz leichten Rückgang (auf 7,3 Prozent). „Die Programme zur Kurzarbeit haben das Beschäftigungsniveau unterstützt“, schreibt die Kommission. Allerdings deute der erwartete Anstieg der Insolvenzen darauf hin, dass die Arbeitslosigkeit weiter steigen wird.

Die Erwartungen der EU-Kommission für den gesamten Euroraum
Die Erwartungen der EU-Kommission für den gesamten Euroraum

Statec ist derweil nicht viel optimistischer, was die Entwicklung der Arbeitslosenquote in Luxemburg angeht. Zwar geht das nationale statistische Institut davon aus, dass sie 2021 nur auf 6,8 Prozent ansteigt, und dann 2022 leicht zurückgeht. Jedoch rechnet Statec dann, bis 2024, mit einem weiteren Anstieg auf 7,1 Prozent. Im März 2021 war die vom Statistikamt berechnete saisonbereinigte Arbeitslosenquote nun auf 6,1 Prozent gefallen. Im Februar 2020 lag die Quote noch bei 5,4 Prozent.

Höhepunkt der Staatsverschuldung im Jahr 2021

Die Verschuldung der Mitgliedstaaten im Euroraum ist derweil auf dem Weg zu einem neuen Rekordhoch. Nach einem deutlichen Anstieg der Verschuldung im Jahr 2020 (auf fast 100 Prozent zum BIP) erwartet die Kommission auch 2021 einen weiteren Zuwachs (auf 102,4 Prozent des BIP). Im darauffolgenden Jahr soll die Quote dann auf 100,8 Prozent zurückgehen. Das wäre noch immer deutlich höher als vor der Corona-Krise (85,8 Prozent).

„Die staatliche Unterstützung für Haushalte und Unternehmen hat entscheidend dazu beigetragen, die Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft abzufedern, gleichzeitig aber dazu geführt, dass sich die Mitgliedstaaten stärker verschuldet haben“, schreibt die EU-Kommission in ihrer Pressemeldung zur Frühjahrsprognose. Das gesamtstaatliche Defizit dürfte in diesem Jahr im Euro-Währungsgebiet auf 8 Prozent des BIP ansteigen (nach einem Defizit von 7,2 Prozent im Vorjahr). Bis 2022 dürfte sich das aggregierte Haushaltsdefizit jedoch auf knapp unter 4 Prozent halbieren.

Bei der Verschuldung entwickelt sich Luxemburg deutlich besser als der Durchschnitt der Euro-Staaten. Die Kommission geht davon aus, dass die Quote 2021 auf 27 Prozent der Wirtschaftsleistung steigen wird – und bereits 2022 auf 26,8 Prozent zurückgeht. Die Prognosen der Luxemburger Regierung sind leicht pessimistischer: Sie rechnet bis 2024 mit einem Anstieg der Verschuldungsquote auf 28,4 Prozent. Erst 2025 geht sie wieder von einem leichten Rückgang aus. Vor der Krise, 2019, lag die Quote bei 22 Prozent. Alle EU-Mitgliedstaaten mit Ausnahme Dänemarks und Luxemburgs werden 2021 voraussichtlich ein Defizit von mehr als 3 Prozent ihres BIP verzeichnen.

„Die beispiellose fiskalische Unterstützung war – und bleibt – von entscheidender Bedeutung, um den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie den Unternehmen Europas zu helfen, den Sturm zu überstehen“, so Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni. „Der damit verbundene Anstieg der Defizite und des Schuldenstands dürfte in diesem Jahr einen Höhepunkt erreichen und sich danach allmählich wieder abschwächen.“ Um den Ländern mehr Spielraum zu verschaffen, hat die EU die Haushaltsregeln für die Staaten der Währungsunion bis Ende 2022 ausgesetzt.

Die Erwartungen der EU-Kommission für Luxemburg
Die Erwartungen der EU-Kommission für Luxemburg
HTK
15. Mai 2021 - 9.22

Wenn wir etwas gut können,dann ist es uns wirtschaftlich zu erholen. Wenn der Kapitalismus uns etwas gelehrt hat dann doch dass man auf nichts verzichten will. Und sei es auch nur Klopapier.