„Umweltbombe“In Dänemark werden 15.000 Tonnen tote Nerze verbrannt

„Umweltbombe“ / In Dänemark werden 15.000 Tonnen tote Nerze verbrannt
Die Regierung von Mette Frederiksen ließ im November vergangenen Jahres 15 Millionen Nerze im Land vorsorglich töten Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix/AFP

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Zu Himmelfahrt wird der Rauch verbrannter Nerze in den dänischen Himmel steigen: Bis zu 15.000 Tonnen der toten Tiere lagern seit November vergraben in Dänemark. Sie sollen nun ausgegraben und an 13 Orten im Königreich in Müllverbrennungsanlagen entsorgt werden.

Ab dem morgigen Donnerstag (12.5.) wird drei Tage zur Probe verbrannt, von Ende Mai bis Mitte Juli soll die gesamte Aktion dauern. Anwohner der beiden jütländischen Gemeinden Hostebro und Viborg, wo die Nerze im November auf Militärgelände verscharrt wurden, befürchten starke Geruchsbelästigungen. „Es ist wichtig, den Menschen versichern zu können, dass dies keine ’Umweltbombe’ ist“, versuchte Landwirtschaftsminister Rasmus Prehn zu beruhigen. Doch Anwohner benutzen genau dieses Wort.

Anfang November entschied die dänische Regierung unter der sozialdemokratischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen, die über 15 Millionen Amerikanischen Nerze des Landes töten zu lassen, als sie erfuhr, dass eine Coronavirus-Mutante auf einigen Farmen vom Tier zum Menschen zurück übertragen wurde. Das untersuchte Virus der infizierten Nordjütländer habe auf die Antikörper gegen SARS-CoV2 nicht entsprechend reagiert, sodass die Regierung eine Resistenz gegen Impfstoffe befürchtete. Jedoch erwies sich das massenhafte „Keulen“ der Tiere später als nicht rechtmäßig, worauf Landwirtschaftsminister Mogens Jensen zurücktreten musste.

Nicht alle Tiere konnten zugleich verbrannt werden, so dass ein Teil vergraben wurde – ein Provisorium, da die toten Tiere das Grundwasser gefährden könnten. Die Ausgrabung der etwa vier Millionen Nerze findet erst diese Woche statt – die Regierung wollte warten, bis die Kadaver das Coronavirus nicht mehr in sich tragen können.

Nach Angaben der Zeitung Jyllands Posten wird von einer Geruchsbelästigung von bis zu zwei Kilometern von der Ausgrabung entfernt ausgegangen. Unklar ist die Frage nach der Verunreinigung des Grundwassers, vor allem in der Gemeinde Holstebro befindet sich ein Badesee nahe der Gräber der Minke, wie die Nerze auch genannt werden. „Die Verschmutzung wird erst nach zwei bis drei Jahren die Wasserläufe und nach sechs bis zehn Jahren den Boutrup-See erreichen“, so Umweltministerin Lea Wermelin – vorausgesetzt, es werde nichts unternommen.

Grundwasser offenbar bereits verschmutzt

Das Geologische Institut (GEUS) sowie die Technische Universität Dänemarks (DTU) in Kopenhagen gehen allerdings davon aus, dass schon nach drei Monaten nach dem Vergraben das Grundwasser durch die Nerze beeinträchtigt werden könnte. Im Dezember wiesen die Institutionen darauf hin, dass es in Holstebro vermutlich schon zu einer Verunreinigung durch die Kadavermassen gekommen sei.

Nach Medienberichten würde die Reinigung des bereits verschmutzten Grund- und Oberflächenwassers mindestens fünf Jahre bis zu möglicherweise zehn Jahre dauern. Für beide Orte sind deshalb Kläranlagen geplant. Auf Antrag der Opposition befasst sich ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss mit der Krisenpolitik der Regierung.

Dänemark war bis im vergangenen Herbst der weltweit größte Hersteller von Nerzfellen. Als Entschädigung sollen die erwerbslosen Pelzfarmer des Landes umgerechnet 2,5 Milliarden Euro erhalten.

HTK
12. Mai 2021 - 8.46

Eine "Himmelfahrt" der besonderen Art. Aber auch vielleicht ein Diskussionspunkt über Tierschutz?!