Ferngesteuerter Automodell-Rennsport Corona bremst Vater-Sohn-Gespann nach dem Titel aus

Ferngesteuerter Automodell-Rennsport  / Corona bremst Vater-Sohn-Gespann nach dem Titel aus
Mika und sein Vater Edmond bei der Abstimmung des Rennbuggys Foto: Privat

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Der 16-jährige Mika und sein Vater Edmond Huss bilden seit Jahren ein erfolgreiches Team im ferngesteuerten Automodell-Rennsport. Beide fahren für einen deutschen Verein. Wegen der Corona-Pandemie konnten sie jedoch monatelang nicht trainieren.

„Wir fahren schon seit fast zehn Jahren für den Modellautoclub Kenn in der Nähe von Trier. Der Verein zählt rund 45 Mitglieder und besitzt eine Trainingsrennbahn aus Lehm. Rund ein Drittel der Fahrer wohnen in Luxemburg. Mittlerweile haben wir uns auf Offroad-Buggys der Klasse 2WD spezialisiert“, verriet der 53-jährige Vater. Die wendigen heckgetriebenen Modelle mit Heck- oder Mittelmotor neigen zum Übersteuern. Sie erfordern fahrerisches Talent und eine gewisse Fachkenntnis des Set-ups. Und genau diese Mischung aus fahrerischem Talent und technischem Know-how verhalf dem Duo zu seinem größten Erfolg: 2018 konnte sich Mika bei den deutschen Meisterschaften gegen 120 gleichaltrige Fahrer durchsetzen und den Titel „Deutscher Jugendmeister“ erringen.

„Ein Rennen dauert sieben Minuten. Als Erstes werden Qualifikationsrennen gefahren, um dann den Startplatz für das eigentliche Rennen festzulegen. Maximal zwölf Fahrer treten auf einem Rundkurs gegeneinander an. Die Buggys sind dem Maßstab 1:10 nachempfunden und können bis 45 km/h schnell fahren. Vor dem Qualifikationsrennen für die deutsche Jugendmeisterschaft hatte es geregnet. Wir haben dann überlegt, ob wir mit normalen oder Regenreifen starten sollen, und uns dazu entschlossen, vorne mit Slicks und hinten mit Regenreifen zu starten. Mit dieser doch gewagten Entscheidung haben wir dann den Grundstein für den späteren Titelgewinn gelegt“, erinnert sich Edmond. Bei den Reifen oder bei der Einstellung der Achsen können erfahrene Tüftler schon einige Mikrosekunden herausschlagen. Andere Details wie zum Beispiel das Gewicht sind dagegen vorgeschrieben. Überprüft werden die Fahrzeuge nach jedem Rennen von einer fachkundigen Jury.

Der Weg zum Teamfahrer

Mit dem Titelgewinn kamen dann auch die ersten Sponsoren. Talentspäher der Firma Absima wurden auf das Vater-Sohn-Gespann aufmerksam und nahmen es unter Vertrag. Absima wurde 2011 in Nürnberg gegründet und kann auf eine jahrzehntelange Erfahrung im RC-Modellbau zurückblicken. „Wir bekommen kein Geld von der Firma. Das Sponsoring beschränkt sich auf die Elektronik und auf die nötigen Ersatzteile“, erklärte der Vater, der auch nach 20 Jahren noch immer eine Faszination für die Modellfahrzeuge hegt. Für eine komplette Erstausstattung mit Auto, Elektronik und Fernsteuerung zahlt man je nach eigenem Anspruch zwischen 300 und 800 Euro.

Die diesjährigen deutschen Meisterschaften, die eigentlich während des Sommers in der Nähe von Köln stattfinden sollten, wurden wegen der Corona-Pandemie abgesagt. „Wir konnten schon mehrere Monate nicht mehr trainieren, da wir nicht ohne spezielle Genehmigungen zur Trainingsbahn nach Deutschland fahren dürfen – somit können wir unseren Sponsorenvertrag auch nicht vollständig erfüllen. Nicht nur das Training fehlt mir, sondern auch der Austausch mit den anderen Clubmitgliedern“, beklagte sich Edmond. Doch auch der junge Fahrer hat die Zwangstrainingspause genutzt, um sich einige Gedanken über seine sportliche Zukunft zu machen. Ganz zum Leidwesen seines Vaters denkt er bereits seit Wochen laut darüber nach, seine Fernsteuerung endgültig an den Nagel zu hängen und dem Modellrennsport den Rücken zu kehren.