MotorsportChris Leesch will seinen Titel in der spanischen Superbike-Meisterschaft verteidigen

Motorsport / Chris Leesch will seinen Titel in der spanischen Superbike-Meisterschaft verteidigen
Chris Leesch hat die Corona-Pause nicht zurückgeworfen – der 24-Jährige sagt, dass er körperlich bei 100 Prozent sei  Foto: Patrick Bertineau

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Chris Leesch fährt Motorradrennen, seit er sechs Jahre alt war – mit 19 wechselte er auf das Straßenmotorrad. In den letzten Jahren fuhr der schnellste Luxemburger des Öfteren auf das Podium der Endurance-Weltmeisterschaft, 2019 holte er in seiner dritten spanischen Superbike-Meisterschaft mit Suzuki den Titel in der Open-Kategorie. Der 24-Jährige hat sich in der Szene etabliert. An diesem Wochenende steht die spanische Meisterschaft an. 

Tageblatt: Chris Leesch, die Corona-Krise hat die Sportwelt komplett durcheinandergewirbelt. Wie sieht es derzeit im Straßenrennsport aus?

Chris Leesch: Das Thema Sponsoring ist sehr kompliziert. Für die Saison 2020 geht es eigentlich, die ist abgesichert, denn die Verträge waren unterschrieben. Die große Frage ist, wie es in Zukunft, also 2021, weitergeht. Für verschiedene Teams wird es sicherlich schwierig und auch mir sind bereits ein paar Sponsoren abgesprungen. Was verständlich ist, denn es ist die erste Stelle, an der die Firmen sparen können. Dabei sind wir in diesem Sport stark auf Sponsorengelder angewiesen und von ihnen abhängig. Vielleicht kann im nächsten Jahr der Weltverband aushelfen. Der wichtigste Punkt aber sind die Hersteller. Wie sieht es bei denen aus? Bleiben die dran, dann geht es. Der Motorradmarkt wurde nicht am härtesten getroffen, aber hat auch gelitten. Die Situation unterscheidet sich dabei nicht wirklich zwischen der spanischen Meisterschaft, der EWC oder Moto-GP. Letztere haben zwar ganz andere Sponsoren, aber auch deutlich höhere Budgets. Man wird einfach schauen müssen, was passiert, denn selber kann man daran eh nichts ändern.

Wie haben Sie den Frühling persönlich erlebt?

Sechs Monate nach dem letzten Rennen 2019 hatten wir einen ersten Test in Valencia. Das war eine Woche vor dem „Confinement“, wo alles auf „Hold“ gestellt wurde. In der ersten Woche hatte ich noch ein wenig Hoffnung, aber wir haben schnell verstanden, dass wir vor dem Sommer nicht wieder Motorrad fahren würden. Dabei hatte ich im Gegensatz zu den Spaniern Glück, dass wir hier in Luxemburg immer mit dem Rad trainieren konnten. Ich hatte jede Woche Kontakt mit dem Team und man durfte sich in diesen Monaten nicht unterkriegen lassen. Neben dem Motorradfahren arbeite ich ja auch nebenher und so habe ich die Aufteilung zwischen Arbeiten und Motorrad vom Winterprogramm verlängert. Letzte Woche hatten wir dann wieder ein Testwochenende mit dem neuen Motorrad und sind in die Normalität zurückgekehrt.

Wie sieht Ihre aktuelle Form aus?

Ich hatte dieses Jahr mehr Zeit als sonst, mich vorzubereiten. Ich habe einige Geräte wie Hanteln gekauft, mit denen ich zu Hause trainierte. Mein aktueller Fitnesszustand liegt bei 100 Prozent. Vor kurzem fielen die Tests beim COSL auch ganz gut aus. Was gut ist, denn wir reihen sofort zwei Rennwochenenden aneinander. Dort sehen wir dann auch, wie die mentale Fitness aussieht. Die ersten Tests fielen jedenfalls ordentlich aus. Jeder ist ein wenig blind, man kann nicht genau einschätzen, wo man steht. Das kann zusätzlichen oder weniger Druck bewirken. Ich finde weniger, denn jeder startet bei null. Seit die Grenzen wieder offen sind, konnte ich wenigstens wieder ein paar Mal Motocross, Supermoto und auch mit meiner kleinen 300er auf dem Rundkurs fahren.

Haben Sie sich neue Ziele für die überarbeitete Saison gesetzt?

Die spanische Meisterschaft war von Anfang an als Übergangssaison geplant. Ich soll noch einmal in der Open-Kategorie fahren, da man nach einer Regeländerung dort verstärkt Teile aus der Endurance-WM einsetzen kann und deswegen will ich mich in Spanien für die WM verbessern. Dabei ist mein Ziel aber weiterhin, dass ich in den zwölf Rennen (an sechs Terminen) meinen Titel verteidigen will und auch im Gesamtklassement weiter nach vorne kommen. Letztes Jahr war die Ansage vom Team noch oft, auf Sicherheit zu fahren, da man unbedingt den Titel holen wollte und damit die eigene Zuverlässigkeit beweisen kann. 

Und in der Endurance-WM?

Mein Suzuki-Team fährt zwar nicht in Le Mans, aber Ende August habe ich eine sichere Option in einem Superstock-Team. Ich freue mich, dort zu starten, wir haben eine gute Maschine, mit der wir wie 2019 wieder aufs Podium wollen. Für die Teams wird die Saison logistisch aber sehr schwierig. Bereits zwei Wochen nach Le Mans fangen schon wieder die Tests und Trainings für den „Bol d’or“ an. Viele Teams haben sich deshalb für eines von beiden Rennen abgemeldet. Nachdem ich im September beim „Bol“ starten konnte, musste ich in Suzuka aussetzen. Für den Rest der WM würde ich ganz gerne überall starten und nach Möglichkeit auch auf den schnelleren EWC-Bikes. 

Im Überblick

Der Terminkalender 2019/20

21. September 2019: Endurance-WM 24 Std. – Bol d’or (F)
14. Dezember 2019: Endurance-WM 8 Std. – Suzuka (JP)
26. Juli 2020: Spanische Meisterschaft – Circuito de Navarra
2. August 2020: Spanische Meisterschaft – Circuit de Catalunya
29. August 2020: Endurance-WM 24 Std. – Le Mans (F)
13. September 2020: Spanische Meisterschaft – Circuito Ricardo Tomo/Valencia
19. September 2020: Endurance-WM 24 Std. – Bol d’or (F)
27. September 2020: Spanische Meisterschaft – Circuito de Jerez
18. Oktober 2020: Spanische Meisterschaft – Circuito de Albacete
1. November 2020: Endurance-WM 8 Std. – Suzuka (JP)
8. November 2020: Spanische Meisterschaft – Circuito de Jerez

Chris Leesch fühlt sich auf spanischen Strecken wohl 
Chris Leesch fühlt sich auf spanischen Strecken wohl  Foto: JEG Racing