„Tests sind äußerst robust“Was Kläranlagen mit Covid-19 zu tun haben und wann die zweite Welle kommen könnte

„Tests sind äußerst robust“ / Was Kläranlagen mit Covid-19 zu tun haben und wann die zweite Welle kommen könnte
Mikrobiologe Paul Wilmes vom „Centre for Systems Biomedicine“ Foto: Editpress/Alain Rischard

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Das schöne Wetter und der Geruch von Holzkohle, der von überall her weht, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Luxemburg die Corona-Pandemie noch längst nicht überstanden hat. Seit einigen Tagen steigt die Anzahl der bestätigten Neuinfektionen wieder kräftig an. Die Forschenden in Luxemburg gewinnen einen immer besseren Überblick über das Infektionsgeschehen. Bei einer Pressekonferenz stellten sie am Donnerstag ihre Erkenntnisse vor. Dabei ist es schwer, den Fokus auf eine einzige Erkenntnis zu legen. Wir haben die wichtigsten Punkte in Form von Fragen und Antworten zusammengefasst.

Wo stehen wir heute?

Insgesamt wurden seit Beginn der Krise in Luxemburg 246.856 Menschen getestet. 4.650 Tests waren positiv. 468 Menschen sind aktuell an Corona erkrankt. 4.072 Personen sind inzwischen genesen. 110 Menschen sind in Luxemburg an der durch das Coronavirus ausgelösten Krankheit Covid-19 gestorben (Stand: 9. Juli).

Wie ist die bisherige Bilanz der groß angelegten Corona-Tests?

Mit einer groß angelegten Aktion will Luxemburg alle Bürger und einen Teil der Grenzgänger testen. Dafür erhalten die Bürger und Grenzgänger eine Einladung, mit der sie einen Termin an einer der 16 Teststationen vereinbaren können. Die Teststationen sind Zelte, die auf Parkplätzen aufgebaut worden sind, an denen die Bürger und Grenzgänger passieren können. Medizinisches Personal macht dort einen Rachenabstrich und die getestete Person erhält das Ergebnis innerhalb der folgenden zwei Tage per SMS. Diese Aktion wird als „Large-scale testing“ (LST) bezeichnet.

„Schon vor dem Anfang des LST war Luxemburg führend in der Anzahl der Tests“, sagt Prof. Dr. Ulf Nehrbass, Vorsitzender des „Luxembourg Institute of Health und Leiter der hiesigen Corona-TaskforceHeute ist Luxemburg das Land in Europa, das die meisten Tests pro 1.000 Einwohner durchgeführt hat.

Das LST lief schleppend an. Bisher wurden 750.000 Einladungen versendet. Am Freitag (10. Juli) sollen es 940.000 versendete Einladungen sein. Davon wurden bis zum 6. Juli 175.000 Termine gebucht. 95 Prozent der Menschen, die einen Termin gebucht haben, nehmen ihn wahr.

Die Auslastung der Teststationen ist nach und nach angestiegen. Heute liegt sie unter der Woche bei 60 Prozent. Am Wochenende sind viele Stationen zu 100 Prozent ausgelastet, berichtet Nehrbass. Am Donnerstag hatten etwa 12.300 Personen einen Termin gebucht. Bislang wurden an den Teststationen 268 Coronavirus-Patienten identifiziert (Stand: Montag). Die meisten davon hatten keine Symptome, fügt Nehrbass hinzu. Durch Kontaktverfolgung können pro asymptomatisch-positiver Person im Schnitt zwei weitere Positive ermittelt werden.

Durch das LST können asymptomatisch-positive Person gefunden werden, die sich außerhalb von Clustern befinden und anders vielleicht nicht hätten ermittelt werden können, glaubt Nehrbass.

Nach welcher Methode werden die Einladungen verschickt?

Auf den ersten Blick scheint die Methode, nach der die Einladungen zum Test verschickt werden, komplett auf ein Zufallsprinzip zu beruhen. Tatsächlich haben sich die Verantwortlichen aber etwas dabei gedacht.

Durch das LST sollen Menschen identifiziert werden, die mit dem Virus infiziert sind, bevor sie andere anstecken können. Es ist längst bekannt, dass man ansteckend sein kann, obwohl man keinerlei Symptome hat.

Es sollen nicht alle Menschen gleichzeitig getestet werden, da so nur eine Momentaufnahme der aktuellen Situation entstehen würde. Deshalb wurden die Einwohner und Grenzgänger Luxemburgs in Gruppen eingeteilt. Diese orientieren sich hauptsächlich nach dem Bereich, in dem sie arbeiten. Jede Woche werden Menschen aus allen Gruppen eingeladen, sich testen zu lassen. Dadurch soll erreicht werden, dass jeder immer eine Person (Kollege, Familienmitglied, Nachbar) in seinem Umfeld hat, die getestet wird. Wie eng diese „Maschen“ sind, hängt von der Gruppe ab. Bei Hochrisikogruppen und in Schulen sind sie enger als in der allgemeinen Bevölkerung, erklärt Nehrbass. Die meisten Menschen erhalten nur eine einzige Einladung zum Test. Personen, die von Berufswegen im Kontakt mit vielen Menschen stehen, werden hingegen alle zwei Wochen zum Test eingeladen.

Um dies besser zu erklären, haben die Verantwortlichen einen animierten Film produziert. Der Film ist im Youtube-Kanal des LIH in Deutsch, Luxemburgisch, Französisch, Englisch und Portugiesisch zu finden.

Muss ich einen Internetzugang und ein Auto haben, um mich zum Testzentrum begeben zu können?

Wer eine Einladung zum Test erhält, muss normalerweise einen Termin über das Internet buchen. Die Verantwortlichen haben erkannt, dass es hier ein Problem gibt, da nicht jeder einen Computer besitzt und damit zurechtkommt. Für diesen Fall gibt es nun eine Helpline, die bei der Buchung eines Termines helfen kann oder Unterstützung bietet, wenn die Einladung abgelaufen ist. Bis zu 7.000 Anrufe pro Tag gehen dort ein. Die Telefonnummer dieser Helpline ist auf der Einladung zum Test vermerkt.

Die Verantwortlichen arbeiten derzeit an der Möglichkeit, ein „mobiles Testen“ anzubieten. Sie wollen sich mit ihrem medizinischen Gerät zu den Alten- und Behindertenheimen begeben, um dort Tests durchzuführen und so auch die Menschen zu erreichen, die sich nicht oder nur mit Mühe zu einer der Teststationen begeben könnten.

Wo stecken sich Menschen an?

Viel Menschen haben sich zuletzt auf Partys angesteckt. Dort hört die Infektionskette aber nicht auf. „Bei der Kontaktverfolgung kommt oft heraus, dass diese Leute das Virus bei sich zu Hause an andere Personen im Haushalt weitergeben“, sagt Paul Wilmes vom „Luxembourg Centre for Systems Biomedicine“ der Universität Luxemburg. Dabei kann es sich um Familien, aber auch zum Beispiel um Wohngemeinschaften handeln. In der zweiten Phase des LST (die erste endet am 27. Juli) sollen Haushalte deshalb eine wichtige Rolle spielen, um das Infektionsgeschehen zu beobachten.

Was sind Superspreader?

Als Superspreader werden Menschen bezeichnet, die sehr viele Mitmenschen mit dem Virus anstecken. Forschende gehen davon aus, dass die meisten Menschen kaum zur großflächigen Verbreitung des Virus beitragen. Am Beispiel von Hongkong haben Wissenschaftler berechnet, dass schätzungsweise „20 Prozent der Fälle für 80 Prozent der lokalen Übertragungen verantwortlich waren“.

Gibt es eine zweite Welle?

Einige Länder der Welt erleben derzeit eine zweite Welle der Pandemie. Zu ihnen zählen der Iran, Israel, Saudi-Arabien und die Vereinigten Staaten. „In Saudi-Arabien und in den Vereinigten Staaten übersteigen die Zahlen der zweiten Welle die der ersten bereits“, erklärt Nehrbass.

In Luxemburg rechnen die Forschenden erst für Ende des Jahres mit einer zweiten Welle. Anhand ihrer Modelle haben sie errechnet, dass die Intensivstationen in Luxemburg auch dann nicht überlastet werden sollten. Solche Rechenmodelle machen allerdings immer Gebrauch von vielen Annahmen – also Ideen über die Zukunft, von denen man nicht mit Sicherheit weiß, ob sie auch so eintreten werden wie erwartet.

Das Modell der Forschenden geht beispielsweise davon aus, dass die Wirtschaft und die Restaurants geöffnet bleiben und dass der Schulbetrieb unter Berücksichtigung der sozialen Distanzierung weitergeht. Allerdings besteht noch große Unsicherheit darüber, ob die Menschen in den Urlaub fahren und das Virus aus dem Ausland importieren könnten und ob sie sich an die Schutzmaßnahmen halten, erklärt Alexander Skupin vom „Luxembourg Centre for Systems Biomedicine“.

Wie gut sind die Corona-Tests in Luxemburg?

Bei den groß angelegten Corona-Tests werden Tests benutzt, die von der Luxemburger Firma „Fast Track Diagnostics“ entwickelt wurden. Diese Tests konnten in Prüfverfahren überzeugen, erklärt Markus Ollert vom „Luxembourg Institute of Health“.

Bei Laborversuchen schlugen die luxemburgischen Tests selbst dann noch Alarm, wenn nur sehr kleine Mengen das Virus in einer Probe waren und andere Tests längst nichts mehr anzeigten. In klinischen Tests sei es bislang noch nie vorgekommen, dass ein positives Ergebnis geliefert wurde, das nicht durch andere Tests bestätigt werden konnte. Umgekehrt habe der Test auch noch nie ein negatives Ergebnis angezeigt, wenn andere Tests positiv waren, erklärt Ollert. Einen Goldstandard, an dem sich die verschiedenen Corona-Tests messen müssen, gibt es allerdings bislang noch nicht. Der Test sei „äußerst robust“.

Ist der Anstieg bei den Neuinfektionen auf das „Large-scale testing“ zurückzuführen?

Wo mehr getestet wird, findet man auch mehr Fälle. Das stimmt. Allerdings ist der Anstieg der Neuinfektionen in den vergangenen Tagen nicht auf das LST zurückzuführen, erklärt Alexander Skupin. Schon als das LST bereits begonnen hatte, waren die Zahlen noch recht niedrig und sind erst Ende Juni sprunghaft angestiegen. Skupin ist überzeugt: „Das ist garantiert nicht der einzige Grund dafür, dass die Fallzahlen angestiegen sind.“

Warum untersuchen Forschende in Luxemburg das Abwasser?

Forschende des „Luxembourg Institute of Science and Technology“ (LIST) untersuchen die Möglichkeit, das Coronavirus im Abwasser aufzustöbern. Damit sind sie nicht alleine. Überall auf der Welt finden Untersuchungen dazu statt. Coronaviren sind nämlich im Urin von symptomatisch und asymptomatisch Erkrankten nachweisbar.

Bei Versuchen haben die Forscher herausgefunden, dass sie das Virus bei der Ankunft des Abwassers in den Kläranlagen nachweisen können, wenn mindestens 20 Personen in der Gegend erkrankt sind, erklärt Michel Cauchie vom LIST.

Am Beispiel der Kläranlagen Beggen und Schifflingen zeigt sich, dass mit dieser Methode das Infektionsgeschehen in verschiedenen Regionen überwacht werden kann. Während es durchaus einen Zeitraum gegeben hat, in dem in Beggen kein Virus mehr im Abwasser nachgewiesen wurde, sind die Forschenden in Schifflingen immer wieder fündig geworden. Mittlerweile lässt sich das Virus wieder in beiden Kläranlagen nachweisen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Verfahren in Zukunft auch auf andere Viren übertragen werden kann.

Linda
11. Juli 2020 - 22.33

Weider esou.... Fester feieren,Schueberfouer engersaits gestrach an dann op en puer Plaazen egal waat opriechten! Wéi wann daat den Corona géif ophaalen! Juste lo wärten da rem vill ungestach gin. Grenzen op... an juchu.... alles opt Fest..... an wivill ouni Protectioun? An seriös get net hei kontrolléiert! Wéi och.... mangel un Policebeamten.... an Pecherten hun keen Recht eppes ze maan! Daat ass onvaantwortlech!!

Laird Glenmore
10. Juli 2020 - 18.07

dass Luxemburg die Corona-Pandemie noch längst nicht überstanden hat vielleicht kapieren ja jetzt auch die letzten Ignoranten das man sich an die Vorgaben zu halten hat, die Lockerungen waren zu früh die Regierung zu lasch und der Rest der Bevölkerung zu leichtsinnig, mich wundert es nicht das es so brutal zurück kam, egal wo man geht und steht die Menschen sitzen und stehen bei einander ohne Sicherheitsabstand, ohne Maske als ich vor längerer Zeit einmal schrieb das die Luxembuger noch nicht so richtig auf die Schnauze geflogen sind wurde ich von einige abgegriffen, aber wenn ich die jetzigen Resultate sehe hatte der Laird wohl doch recht. Schönes Wochenende.