EditorialGegen die AfD sollte ein Verbotsverfahren angestrengt werden

Editorial / Gegen die AfD sollte ein Verbotsverfahren angestrengt werden
Der falsche Anstrich bei Björn Höcke. Dieser Mann ist kein Demokrat. Foto: Jens Schlüter/Rückblende/dpa

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Mehr und mehr wird in Deutschland über einen Gang vors Verfassungsgericht und ein Verbotsverfahren gegen die in Teilen rechtsextreme AfD nachgedacht. Was spricht dafür, was dagegen? Bezüglich der beiden Verbotsverfahren gegen die rechtsextreme NPD ist bekannt, dass sie scheiterten – einmal wegen Verfahrensfehlern und einmal, weil die Partei zu wenig Potenzial besessen habe, um noch eine Gefahr darzustellen. Die AfD hingegen ist in den vergangenen Jahren immer erfolgreicher geworden und hat ihren Stimmenanteil in den einzelnen Parlamenten – vom Bundestag bis in die Landtage – vergrößert. Mittlerweile ist die rechtsgerichtete Partei laut Umfragen die zweitstärkste bundesweit. Sie liegt in den drei Bundesländern Brandenburg, Sachsen und Thüringen, in denen dieses Jahr Landtagswahlen anstehen, sogar vorn. Doch auch wenn die Ampel-Regierung in Berlin auf den Brüsseler Zug der Asylreform aufspringt und Bundeskanzler Olaf Scholz Abschiebungen im großen Stil ankündigt: Rechte Parteien zu bekämpfen, indem man ihnen nacheifert, hat noch nie etwas gebracht, sondern sie immer nur weiter gestärkt. Und wer sie kopieren möchte, sollte sich merken: Im Zweifel könnten sich die Wähler für das Original entscheiden.

Nicht zuletzt aufgrund der Enthüllungen um das konspirative Treffen eines rechtsextremen Netzwerks inklusive einiger AfD-Mitglieder in Potsdam, bei dem es um Pläne für eine Deportation von Migranten ging, wofür der unsägliche Begriff „Remigration“ benutzt wurde, ist die Verbotsdiskussion wieder aufgeflammt. Das deutsche Grundgesetz sieht die Möglichkeit eines Parteiverbots vor, wenn eine Partei verfassungsfeindliche Ziele hat. Die hegt die AfD, die seit dem Ende des Nationalsozialismus größte rechtsextreme Partei Deutschlands, durchaus. In den drei genannten Bundesländern wird sie als rechtsextrem eingestuft. Demnach müsste sie auf Verfassungsfeindlichkeit untersucht werden. Zumindest würden die Strukturen der AfD zerschlagen werden. Die Partei wäre auf ihrem Marsch durch die demokratischen Institutionen gestoppt.

Ein Argument gegen ein Verbot ist, dass damit der Ungeist von Nationalismus und Rassismus sowie faschistoide Einstellungen nicht aus der Welt geschafft sind. Sie könnten sich auf eine andere Weise politischen Ausdruck verschaffen. Der Rechtsruck in der Gesellschaft findet schließlich nicht nur im Wahlerfolg der AfD seinen Ausdruck. Auch andere Parteien spielen längst auf der Klaviatur des rechtsradikalen Mainstreams. Diese klingt, so würde es der thüringische AfD-Landeschef Björn Höcke formulieren, wie „wohltemperierte Grausamkeit“. Als überzeugter Demokrat würde man gerne sagen, die AfD solle daher politisch und nicht mit juristischen Mitteln bekämpft werden. Dies hat sich jedoch bisher als stumpfe Waffe erwiesen. In den letzten Jahren ist es jedenfalls nicht gelungen, die AfD politisch in Schach zu halten. Das beste Beispiel ist übrigens Donald Trump, der wohl nur als nächster US-Präsident verhindert werden kann, wenn er vorher von einem Gericht verurteilt wird.

In Luxemburg ist die Möglichkeit eines Parteiverbots übrigens nicht vorgesehen – weder in der Verfassung noch im Parteienfinanzierungsgesetz. In Deutschland jedoch hat es zweimal Parteiverbote gegeben: 1952 erwischte es die Sozialistische Reichspartei (SRP) und 1956 die Kommunistische Partei. Zwar würde ein Verbotsverfahren lange dauern, bis vor Gericht die Verfassungswidrigkeit der AfD stichhaltig und wasserfest bewiesen ist. Aber es kann erfolgreich sein. Parallel dazu muss die Partei sowohl von den demokratischen Parteien als auch von der Zivilgesellschaft politisch und argumentativ bekämpft werden.

CG
6. Februar 2024 - 11.19

De Wieler huet et an der Hand. Déi Rietspartei einfach nëtt méi wielen. Mee fir dat daat geet musse déi etabléiert Parteien emol méi no bei de Bierger sinn, well duerch si ass d'AfD esou staark ginn.

clauma
6. Februar 2024 - 7.34

Esou eng Partei fehlt hei........

plop
5. Februar 2024 - 17.53

Leider as den Geescht schon aus der Flaesch. An fir deen erem dranzebrengen as quasi onmeijelech. Leider.

Emile Müller
5. Februar 2024 - 8.42

Das Phänomen AfD, ist nicht nur ein Spiegelbild Deutschlands, in Frankreich brodelt es schon viel länger um den Front national, auch in Ländern wie Italien sind extreme Rechtsparteien sogar an die Macht gekommen und haben dort nicht wirklich etwas verbessert. Das Aufkommen solcher Parteien in Krisenzeiten ist nichts Neues und kommt immer dann vor, wenn die etablierten Parteien zu sehr den Draht zum Land und zur Bevölkerung verlieren, bzw. keine grossen Erfolge verbuchen können. Nun ist es nicht nur die Schuld der deutschen Regierung, dass eine AfD erstarkt, aber SPD/FDP/Grüne geben ein wirklich misserables Bild ab als Koalition, welches natürlich ihre Position und Glaubwürdigkeit schwächt, was bleibt also? Die CDU hatt auch viel Glaubwürdigkeit nach Merkel, Laschet und nun Merz verloren, was bleibt ist die AfD als letzte Alternative. Wer nun mal Verzweifelt genug ist, da keine der großen, existentiellen Probleme behoben werden (Arbeit/Lohn/Wohnung/Familie) und die Balance dieser Hauptteile nicht mehr stimmt, gibt man halt mal der Alternative eine Chance. Die AfD steigt nun mal aus der Hoffnung der Verzweifelten auf bis sie an der Macht ist und sich als die Nullnummer entpuppt die sie eigentlich ist, ermöglicht durch das Versagen der etablierten Parteien. Die Frage ist nur, wie viel Schaden kann diese Partei in eine Legislaturperiode anrichten?

Bangz
3. Februar 2024 - 20.23

Näischt verbidden, mee iwwerzeegen. D'AFD, riets Parteien an Verschwörungstheoretiker liewen vun de Verbueter, dat ass d'Fudder. Dat wärt zu nach méi Unhänger féieren. Ausserdem sinn ech bei verschiddenen Saachen wéi d'Iwwer-Iwwerwaachung mat de Rietsen op enger Linn. An och mat individuellen Fräiheeten déi mussen verteidegt ginn. Et kann net sinn dass een SECH muss integréieren fir ze iwwerliewen. Beispill: Smartphone obligatoresch.

HeWhoCannotBeNamed
3. Februar 2024 - 17.02

"Weniger bekannt ist das Paradoxon der Toleranz: Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen." (Karl Popper, 1945)

jung.luc.lux
3. Februar 2024 - 17.01

Assylpolitk ändern. Dann verschwinden AFD, ADR und Konsorten und werden bedeutungslos.

Nomi
3. Februar 2024 - 15.54

Geif och eischter so'en : "Net verbidden"; mee hir Unhaenger vun Eppes besseren iwerzegen !

fraulein smilla
3. Februar 2024 - 13.46

Auf die Gefahr dass Ich mich hier wiederhole ,aber durch die strikte Asyl und Migrationspolitik der daenischen Sozialdemokraten ist die extreme Rechte zur Bedeutungslosigkeit zusammen geschrumpft .

luxmann
3. Februar 2024 - 9.39

Parteiverbote sind die waffen von diktaturen. Ganz armselig sowas in der anscheinend freien BRD auch nur in erwaegung zu ziehen.