EditorialVerkehrte Welt: Zwei erfolgreiche Frauen und ihre bizarren NFL-Erfahrungen  

Editorial / Verkehrte Welt: Zwei erfolgreiche Frauen und ihre bizarren NFL-Erfahrungen  
Taylor Swift sorgt dafür, dass die NFL derzeit einen Boom erlebt. Das kommt nicht bei jedem Fan gut an. Foto: AFP/Patrick Smith

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Turn-Olympiasiegerin Simone Biles und Popstar Taylor Swift haben so einiges gemeinsam: Es handelt sich um äußert einflussreiche und erfolgreiche Frauen, die beide eine Beziehung zu einem NFL-Profi führen. Und beide haben trotz – oder gerade wegen – ihres Ruhms innerhalb kürzester Zeit bizarre Erfahrungen rund um die American-Football-Szene machen müssen. Dabei wäre ein bisschen Selbstreflexion und Respekt den beiden gegenüber definitiv die bessere Alternative gewesen …

Angefangen mit Simone Biles, die seit 2016 immerhin vier Goldmedaillen bei Olympischen Spielen gewann. 2023 stand sie auf Platz 16 der bestbezahlten Sportlerinnen der Forbes-Liste. So könnte man eigentlich meinen, ihr Name sei, zumindest in den Vereinigten Staaten, auch außerhalb der Turn-Branche jedem ein Begriff. Weit gefehlt. Wie ihr Ehemann Jonathan Owens (NFL-Profi bei den Green Bay Packers) in einem kürzlich erschienenen Podcast zu verstehen gab, wusste er zunächst nicht, wer die Frau sei, mit der er sich unterhielt. Beide lernten sich 2020 durch eine Online-Dating-App kennen und einigten sich nach wenigen Tagen auf ein erstes Treffen. Er habe sich zuvor aus Zeitgründen nie für den Turnsport interessiert – und meinte sechs Monate nach der Hochzeit selbstsicher im Podcast, dass er in dieser Beziehung „the catch“, also der Fang, sei … Biles sah sich daraufhin gezwungen, ihren Ehemann öffentlich in den sozialen Medien zu verteidigen, der wochenlang für diese Aussagen kritisiert worden war.

Abgelöst wurde Biles jetzt durch Taylor Swift. Im September vergangenen Jahres machten die zwölffache Grammy-Gewinnerin und Travis Kelce (Tight End der Kansas City Chiefs) ihre Beziehung nach ein paar Wochen öffentlich. Der Aufruhr war enorm – das neue Promipaar wird bis heute auf Schritt und Tritt verfolgt, ziert die Seiten der Sport- und Klatschpresse.

Und was machen die gegnerischen Fans? Sie filmen sich stolz dabei, wie sie Fotos der Popsängerin auf Parkplätzen der Stadien verbrennen, regen sich im Internet darüber auf, wenn Swift für ein paar Sekunden auf den Bildschirmen erscheint, und fühlen sich in ihrer NFL-Welt bedroht. Die Sorge der Chiefs-Anhänger, Swift könnte den Sportler möglicherweise durch ihre Präsenz zu sehr ablenken, erwies sich als unbegründet: Die Truppe aus Kansas steht wieder einmal im großen Super Bowl. Dabei fragten sich scheinbar nur die wenigsten, inwiefern Kelce seine Freundin Swift bei ihren dreistündigen Konzerten mit bis zu 70.000 Menschen ablenken könnte … 

Die NFL zeigte sich jedenfalls weniger borniert. Als Swift Ende 2023 zum ersten Mal im Stadion dabei war, saßen 27 Millionen Menschen vor den Bildschirmen. Ein neuer Rekord für ein Meisterschaftsspiel (abgesehen vom Finale). Doch das Besondere daran: Die Einschaltquote der 12- bis 17-jährigen Mädchen stieg um 53 Prozent, bei den Frauen über 35 Jahren waren es 34 Prozent. Für die NFL ist Swift ein Riesengewinn, denn der Popstar hat eine neue Zielgruppe zum American Football gelockt. 

Erfolgreichen Frauen wird wohl auch weiterhin auf die Füße getreten werden, besonders wenn man sie als Bedrohung im eigenen Revier betrachtet. Weder Biles noch Swift müssen irgendjemanden von ihrem Talent überzeugen. Und wem die Fernsehbilder der Popkönigin während des NFL-Finals zu lange dauern, kann währenddessen ja immer noch googeln, wer dieser Jonathan Owens eigentlich ist.

Emile Müller
1. Februar 2024 - 13.47

Dass eine NFL sowohl wie eine Taylor Swift von der ganzen Medien Präsenz profitiert ist klar, dies ist keine Einbahnstrasse wo nur einer profitiert ;) Marketing nennt sich das Ganze und da wird sich nicht groß auf die Füße getreten!