JPEE-KolumneWo ist das Meer?

JPEE-Kolumne / Wo ist das Meer?
Die Editpress-Mannschaft auf Malta: Christelle Diederich, Fotografin Mélanie Maps, Jenny Zeyen und Le-Quotidien-Journalist Charles Hoffsess Foto: privat

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Stellen Sie sich vor, Sie sitzen sozusagen eine ganze Woche auf einer Insel fest und bekommen das Mittelmeer in dieser Zeit nur einmal flüchtig am vorletzten Tag beim Sprint zum nächsten Termin zu sehen. Selbst der Kopfsprung ins hoteleigene Schwimmbad fiel ins Wasser. Wohl auch, weil der Pool nur knapp einen Meter tief war (und die Haare am letzten Morgen vor der Abreise frisch geföhnt). Das Leben der Sportjournalisten spielte sich in der vergangenen Woche nämlich vor allem in schwitzigen Sporthallen, frostig heruntergekühlten Media-Räumen und beim Linksverkehr-Gemetzel auf den Straßen ab. 

So gab es nach einem langen JPEE-Tag definitiv nichts, auf das man sich hier mehr freute, als eine Dusche. Denn die erhoffte Bräune war wirklich jedes Mal nur eine Schicht Staub, die auf der Haut festklebte. Selbst John Wayne oder Clint Eastwood hatten es in ihren Western nicht mit derartigen Schmutzwolken zu tun. Das Mietauto glich nach einer Woche diesen Vehikeln, die jahrelang in einer Tiefgarage vor sich hin gammeln. Und ja, es brauchte definitiv ein paar kurze Fahrten, um sich an den Wilden Westen auf den „Triq“ (Straßen) zu gewöhnen – aber auch wir hatten den Trick irgendwann raus. Unvergessen bleibt aber die Millimeteraffäre mit dem vorbeifahrenden Boot. Nicht einmal das Gastgeschenk, ein Pin, hätte noch dazwischengepasst.

Aufgrund der Schauergeschichten unserer Vorgänger, deren Kaution 2003 auf der Insel Malta für abgebrochene Seitenspiegel draufging, konnte einem aufgrund der Verkehrssituation im Vorfeld schon mulmig werden. Nach dem Motto „Wer bremst, verliert“ ging es bei Auffahrten auch teilweise sehr eng zu. Fast wären wir auch mit einem Krankenwagen kollidiert – vom Beifahrerfenster aus hatte ich jedenfalls noch nie einen besseren Ausblick auf eine Ambulanz.

Letzten Endes kamen am Sonntagmittag aber alle wieder unversehrt, sauber und ziemlich müde am Flughafen an. Das Meer hat zwar bis auf unsere Fotografin niemand gespürt und gerochen, doch nass waren wir irgendwann alle. Und sei es auch nur aufgrund der Tränen, die gelacht wurden, wenn es wieder um den Autokratzer eines Kollegen ging.