EditorialIn Luxemburg fallen die letzten Corona-Maßnahmen – was bleibt, ist die Spaltung

Editorial / In Luxemburg fallen die letzten Corona-Maßnahmen – was bleibt, ist die Spaltung
In Luxemburg fallen die letzten Corona-Maßnahmen – was bleibt, ist die Spaltung Foto: Editpress/Julien Garroy

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Vor drei Jahren war es eine Nebenerscheinung der gerade ihren katastrophalen Lauf nehmenden Pandemie. Auf öffentlichen Toiletten hörte man ein bis dahin völlig fremdes Geräusch – Menschen, die sich minutenlang die ausgiebig eingeseiften Hände unter fließendem Wasser schmatzend durchkneteten. Das Coronavirus zwang uns zur Basishygiene.

Nun, drei Jahre später, fallen in Luxemburg die letzten Maßnahmen. Auch in Krankenhäusern und Altersheimen wird es keine Pflicht mehr geben, eine Maske zu tragen. Die Maßnahmen und damit die Pandemie werden öffentlich begraben, das Virus aber lässt sich nicht per Gesetz abschaffen. Es ist und bleibt unter uns. Der Sound der nassen, schmatzenden Hände ist trotzdem verklungen. Masken trägt kaum jemand mehr, nicht einmal in übervollen Bussen oder Zügen, nicht einmal dann, wenn arg gehustet oder geniest wird. Risikopatienten, die es selbstverständlich auch heute noch gibt, hängen völlig in der Luft.

Haben wir nichts gelernt? In der Corona-Hochphase gab es Momente, die Hoffnung darauf machten, wir könnten etwas mitnehmen aus dieser Zeit, das uns auch danach weiterhelfen würde. Hygiene, Entschleunigung, Zweifel an der Konsumgesellschaft und Hinwendung zum Lokalen – kaum etwas davon ist geblieben, obwohl so viele damals darauf schworen.

Was bleibt, ist die Spaltung. Eine parlamentarische Untersuchungskommission könnte sich daranmachen, die politischen Entscheidungen dahingehend zu überprüfen, ob die Maßnahmen im Fall einer neuen Pandemie wieder getroffen werden sollten – oder eben nicht. Die Spaltung in der Gesellschaft ist eine andere, viel heiklere Sache, an der auch die Medien, und damit auch wir, mitgewirkt haben. So wird es uns zumindest ab und zu vorgeworfen, und Vorwürfe sollte man sich zumindest anhören und sie reflektieren. Auch dies im Hinblick darauf, dass eine neue, weitere Pandemie nicht ausgeschlossen werden kann.

Die Pandemie machte eine Minderheit sichtbar, die offenbar das Vertrauen in die demokratischen Prozesse verloren hat. Vielleicht werden die Wahlen Aufschluss darüber geben, wie groß diese Minderheit tatsächlich ist. Etwa, wenn viele trotz Wahlpflicht nicht wählen gehen sollten. Oder wenn die ADR, die sich als einzige Partei nicht zu schade war, den Corona-Leugnern eine politische Heimat zu bieten, unerwartete Stimmengewinne einfährt. Wohlgemerkt waren das zum Teil Leute, die einen Banner mit Nazi-Vergleich am Mahnmal der „Gëlle Fra“ enthüllten, Todesdrohungen gegen Andersdenkende aussprachen, Privathäuser von Politikern belagerten oder einen Weihnachtsmarkt stürmten. In Österreich ist der FPÖ genau das gelungen. Dort sind die Rechtsextremen mit dem Rückenwind der Corona-Leugnung erneut zu der in Umfragen stärksten Partei aufgestiegen. Was zeigt, wie offen diese Gräben in der Gesellschaft weiter sind.

Dabei gibt es viele gute Gründe, den gesellschaftlichen Diskurs weiterzuführen und die Spaltung zu überwinden. Impfgegner und Impfbefürworter stehen inzwischen vor den gleichen Herausforderungen. Die Wohnkosten sind für alle hoch. Der Druck in der Arbeitswelt ist auf alle groß. Das Leben ist für alle schwer. Und alle diese gesellschaftlichen Kämpfe lassen sich nur gemeinsam führen. Worum es jetzt gehen sollte: Den Politikerinnen und Politikern auf die Finger schauen, die eigenen Finger wieder waschen und das Land gemeinsam sozialer aufstellen. Ob geimpft oder ungeimpft sollte dabei heute keine Rolle mehr spielen. Sonst geht es uns vielleicht wie den Österreichern – und unseren Rechten wird das politische Spiel zu leicht gemacht.

Jos
21. April 2023 - 15.18

Unseren Rechten? Den ADR huet zwar eng konservativ Ausriichtung, mee vun Rietsextrem kann zwar keng Ried sinn. Den ADR a villen Fäll dei Arroganz net verdéngt dei di aner Parteien hier entgéintbrengen. Wann d'LSAP geng den S an den A an hierem Numm nach geng méi eecht huelen geng ech sie och nach wielen.

Karel vun Arel ..
23. März 2023 - 13.18

Tjo .. No Corona Hun mir jo elo Ukraine.. matt Waffen verdingt een och viel Geld .. Masters of Puppets setzten nett an Europa. Den Mensch as dach esou Manipuleierbar.. waat könnt als nächstes ??

Phil
23. März 2023 - 8.00

Tja, so langsam merken die Bürger wie die heutige Welt funktioniert. Ursachen werden geschaffen um die Leute zu beeinflussen und ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen, resp. übertriebene Teuerungsraten durchzusetzen.