Patient-als-Partner-TagDer Patient als Experte: Premiere in Luxemburg und im CHEM

Patient-als-Partner-Tag / Der Patient als Experte: Premiere in Luxemburg und im CHEM
Der Patient als Partner, wie hier im Dialysezentrum des CHEM Foto: Editpress/Julien Garroy

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Am Donnerstag findet der erste nationale Patient-als-Partner-Tag statt. Dabei geht es darum, die Bedeutung der aktiven Beteiligung von Patienten an Gesundheitsfragen hervorzuheben. Wie das in der Praxis aussehen kann, davon machte sich das Tageblatt im Escher CHEM ein Bild. 

Die Dialyse-Abteilung ist am Montag um die Mittagszeit voll besetzt. Hier wird das Blut der Patienten von giftigen Stoffen gereinigt, denn ihre Nieren sind dazu nicht mehr in der Lage. Dreimal die Woche müssen sie hierher, die Behandlung dauert jeweils vier Stunden. Es gibt nur wenige Patienten, die derart regelmäßig im Krankenhaus sind. Und wenn sie keine Spenderniere erhalten, dann wird die Dialyse sie bis an ihr Lebensende begleiten. 

Nathalie Lovato ist hier Stationsleiterin. Zusammen mit Nierenspezialist Dr. Alain Vandivinit hat sie das Projekt der therapeutischen Ausbildung der Patienten in Angriff genommen. Das war 2019. Doch dann kam die Pandemie und im Corona-Krankenhaus CHEM hatte man quasi über Nacht andere Sorgen. Mit einer kleinen Mannschaft von freiwilligen Krankenpflegern hat Lovato das Programm auf die Beine gestellt, inzwischen haben rund ein Drittel der rund 90 Dialyse-Patienten des CHEM mindestens eine Sitzung durchlaufen. „Die ersten Erfahrungen sind dabei sehr positiv“, sagt die Stationsleiterin.

 Dr. Alain Vandivinit und Nathalie Lovato
 Dr. Alain Vandivinit und Nathalie Lovato Foto: Editpress/Julien Garroy

Natürlich fänden die Basisgespräche über die Krankheit und über die Behandlungsmethoden für jeden Patienten wie gehabt statt, präzisiert Dr. Alain Vandivinit, „die therapeutische Ausbildung aber geht weiter“. Mit dem Patient-als-Partner-Ansatz wird nämlich aus dem Patienten ein Akteur seiner eigenen Versorgung. Das, indem er Kompetenzen entwickelt, die seine Krankheit betreffen. Und somit zur Verbesserung der eigenen Therapie genau wie zur Verbesserung der Pflegeumgebung von morgen beiträgt. So zumindest die Theorie.       

Aktive Rolle

Im Fall der Dialyse-Abteilung des CHEM gehören neben dem behandelnden Arzt und den Krankenpflegern Ernährungsberater und Apotheker zum Team. „Das erleichtert eine Behandlung wie die Dialyse, die ja eine schwere Behandlung ist“, sagt Nathalie Lovato. Anstelle Passivität könne der Patient eine aktive Rolle übernehmen. Und je mehr der Patient über seine Krankheit weiß, desto besser lebt er mit einer Behandlung wie der Dialyse. Da eine „Blutwäsche“ rund vier Stunden in Anspruch nimmt, wird die Fortbildung des Patienten währenddessen organisiert. Natürlich auf freiwilliger Basis, denn nicht alle Patienten sind gleich und nicht alle wollen zum Experten ihrer eigenen Krankheit werden. „Trotzdem wollen wir all unseren Dialyse-Patienten die Möglichkeit bieten“, sagt Nathalie Lovato. Schließlich können dadurch auch Ängste abgebaut werden und zudem den Eigendiagnosen via Google etwas entgegengesetzt werden.       

Dr. Vandivinit hält es durchaus für möglich, die Patienten-Ausbildung auf weitere Abteilungen des Krankenhauses auszuweiten. Vor allem bei chronischen Erkrankungen macht ein Patient-als-Partner-Ansatz Sinn. Mit dem ersten nationalen Tag ist ein Anfang gemacht. Auf der Dialyse-Station des CHEM steht man noch am Anfang, Ende 2023 will man Bilanz ziehen. Mit möglich vielen Experten unter den Patienten.  

Der nationale Patient-als-Partner-Tag

Heute Donnerstag findet der erste nationale Patient-als-Partner-Tag in Luxemburg statt. Auf dem Programm der vom Verband der Krankenhäuser (FHL) organisierten und vom Gesundheitsministerium unterstützten Veranstaltung steht eine öffentliche Diskussionsrunde von 9.00 bis 10.00 Uhr. Thema ist die Dialogqualität respektive die Beziehung zwischen Patient und den anderen Akteuren des Behandlungspfads. Sie wird vom Radiosender 100,7 übertragen und ist später auf der Webseite www.patientpartenaire.lu abrufbar. Im CHEM in Esch wird die Sendung in der Cafeteria übertragen. Auch wird am Donnerstag im Krankenhaus ein Stand mit Informationsmaterial zu diesem Thema angeboten werden. 

 Foto: Editpress/Julien Garroy