NahostSchule als Hort des Hasses: Wie palästinensische Schüler mit Extremismus konfrontiert werden

Nahost / Schule als Hort des Hasses: Wie palästinensische Schüler mit Extremismus konfrontiert werden
Zwei Schuljungen laufen entlang einer Mauer der Schule der Vereinten Nationen in Beit Hanun im nördlichen Teil des Gazastreifens Foto: AFP/Thomas Coex

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Schulbücher in den palästinensischen Autonomiegebieten vermitteln islamistische und antisemitische Ideologien und verstoßen gegen Unesco-Standards von Frieden, Toleranz, Koexistenz und Gewaltfreiheit.

Auch in Nahost: Kein Frieden in Sicht. Hoffnungen auf eine Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts haben sich zerschlagen. Diese Aussichtslosigkeit resultiert auch aus Bildung: Die palästinensische Jugend wird mit extremistischen Narrativen konfrontiert — schwarz auf weiß nachzulesen in den in Gaza und im Westjordanland verwendeten Schulbüchern. Weil das den auf Toleranz und Gewaltfreiheit fußenden Regeln der UN-Bildungsorganisation Unesco widerspricht, hat die EU im Vorjahr 214 Millionen Euro an Hilfen für die Palästinensische Autonomiebehörde blockiert.

Die Entscheidung scheint angesichts einer Studie des Nahost-Thinktanks Mena-Watch angemessen. Die Analyse von 128 Schulbüchern, welche die Autonomiebehörde zwischen 2018 und 2020 approbiert hatte, kommt zu einem erschreckenden Ergebnis: Die Lehrwerke strotzen vor Antisemitismus, Hass und Terror-Verherrlichung.

Es beginnt bei der Darstellung der Realität bzw. deren Leugnung. Israel existiert nicht. Die Landkarte im Sozialkundebuch für die 5. Klasse etwa zeigt nur die Fiktion eines Palästinenserstaates vom Jordan bis zum Mittelmeer. Von Juden gegründete Städte wie Tel Aviv sind nicht zu finden. Statt Eilat am Roten Meer ist nur Um-Rashrash, ein Dorf in der Zeit vor der Gründung Israels, eingezeichnet. Jerusalem wird in einem anderen Lehrbuch als „heilige Stadt für Muslime und Christen“ bezeichnet. Für Juden, die schon hier gelebt hatten, als der Prophet Mohammed gar nicht geboren war, sieht der Bildungsauftrag der Autonomiebehörde nur die Existenz als Hassobjekt vor.

„Unter Rückgriff auf die frühislamische Geschichte und teils auf Zitate aus islamischen Quellen werden Juden als ‚Lügner und Betrüger‘ charakterisiert, die den Propheten vom rechten Weg abzubringen versucht hätten, für ihre ‚Sünden‘ und ‚Verfehlungen‘ von Allah aber gestraft würden“, heißt es in der Studie. Das Lehrbuch „Islamische Erziehung“ (5. Schulstufe) bezeichnet Juden als „Feinde des Islam zu aller Zeit und an jedem Ort“. In Islam-Erziehung für die 11. Klasse werden Schüler aufgefordert, über die Qualitäten jener zu diskutieren, welche die von Juden ausgehende „Verderbnis“ bekämpfen.

Terroristen als Idole

Eine Frau mit solchen „Qualitäten“ ist Dalal al-Mughrabi. Sie gehörte einem Terrorkommando an, das am 11. März 1978 den bis dahin blutigsten Anschlag in Israel verübte. 37 Zivilisten, darunter zehn Kinder, starben, ehe al-Mughrabi beim Schusswechsel mit Sicherheitskräften getötet wurde. Mehrere Schulbücher preisen sie als „Heldin“ und „Märtyrerin“. „Ein Hoch auf sie und nieder mit den Feiglingen“, heißt es etwa im Arabisch-Buch für Fünftklässler.

Das Geschichtsbuch für die 11. Klasse würdigt Versuche, „zionistische Interessen im Ausland zu treffen, wie zum Beispiel bei der Operation in München im Jahr 1972“. Gemeint ist das Olympia-Attentat, bei dem palästinensische Terroristen elf israelische Olympioniken und einen deutschen Polizisten ermordet hatten.

Selbst die Naturwissenschaften nützt die palästinensische Bildungspolitik zur Indoktrination des Nachwuchses. Ein Mathematikbuch für die 4. Klasse enthält Rechenaufgaben wie diese: „Die Zahl der Märtyrer der Ersten Intifada (Palästinenseraufstand ab 1987, Anm. d. Red.) beträgt 1.392, die Zahl der Märtyrer der Al-Aqsa-Intifada (ab 2005, Anm. d. Red.) beträgt 4.673. Die Zahl der Märtyrer in den beiden Intifadas zusammen beträgt — Märtyrer.“

EU-Geld fließt trotzdem

Rechnen können die Palästinenser auch wieder mit der spendablen EU: Schon im Juni verkündete Kommissionschefin Ursula von der Leyen die Freigabe der blockierten Millionen. In Brüssel hält man sich an eine andere Bücher-Studie: jene des deutschen Leibniz-Instituts für Bildungsmedien/Georg-Eckert-Institut. Dieses bescheinigt den Schulbüchern die Erfüllung der Unesco-Standards und ortet im Gegensatz zu Mena-Watch eine positive Entwicklung, etwa den Austausch eines Fotos: Die Terroristin al-Mughrabi wird im Arabisch-Lehrbuch nicht mehr in Militäruniform gezeigt, sondern in Zivilkleidung als Vorbild empfohlen …

Fazit der Mena-Watch-Studie: „Analysiert man nüchtern, was palästinensischen Kindern gelehrt wird, so werden all die Behauptungen Lügen gestraft, die besagen, dass die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) sich seit den 1960er Jahren fundamental geändert, Israel anerkannt, der Gewalt abgeschworen, ihre kriegerische Charta adaptiert und sich auf den Weg zum Frieden, zum Ausgleich und zur Koexistenz mit Israel begeben habe. Buchstäblich nichts davon findet in den heutigen Schulbüchern der Palästinensischen Autonomiebehörde Niederschlag.“

Die Europaabgeordnete Monika Hohlmeier (EVP) verweist darauf, dass im Dialog mit der UN-Organisation für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) erste Verbesserungen erzielt werden konnten. „Allerdings sperrt sich die Palästinensische Autonomiebehörde, die für die Schulbücher zuständig ist, aus ideologischen Gründen nach wie vor, das Thema anzugehen.“ Hohlmeier setzt sich nun erneut dafür ein, „dass wir einen Teil der EU-Gelder für die Palästinensische Autonomiebehörde in Reserve stellen, bis diese unsäglichen Inhalte aus den Lernmitteln verschwinden“.

JJ
3. Oktober 2022 - 9.00

"Gebt mir das Kind,ich geb euch den Mann." Der Jesuitenspruch hat noch immer Gültigkeit. Aber ob Priester,Hassprediger oder Politiker.Wir und vor allem Kinder haben die Tendenz alles zu glauben, wenn man es oft genug wiederholt.