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RusslandPutins Patriarch Kirill predigt seit Jahren Hass auf den Westen – wer ist der Mann?

Russland / Putins Patriarch Kirill predigt seit Jahren Hass auf den Westen – wer ist der Mann?
Kirill predigt seit Jahren Hass auf den Westen und verlangt Loyalität zum russischen Staat Foto: AFP/Alexander Nemenov

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Der Kreml nutzt die Russisch-Orthodoxe Kirche als zusätzlichen Einfluss auf die Bürger. Nun soll deren Oberhaupt, der Patriarch Kirill, auf die EU-Sanktionsliste kommen. Wer ist der Mann?

Erst am vergangenen Sonntag war der Patriarch Kirill durch die Erzengel-Michael-Kathedrale im Moskauer Kreml geschritten. Mit dem orthodoxen Kreuz in der Hand sagte das Oberhaupt der Russisch-Orthodoxen Kirche (ROK) während seiner Liturgie: „Russland hat noch nie jemanden angegriffen und beabsichtigt auch nicht, gegen jemanden zu kämpfen.“ So sieht die Verurteilung eines Krieges durch den Mund des höchsten russischen Geistlichen aus, den die EU nun sanktionieren will, wie bereits zuvor russische Politiker, Unternehmer und Propagandisten.

Kirills Worte klingen hart, überraschend sind sie nicht. Er predigt seit Jahren Hass auf den Westen und verlangt Loyalität zum russischen Staat. Den Angriff Russlands auf die Ukraine sieht der 75-Jährige als einen metaphysischen Kampf des Guten gegen das Böse, wobei Russland nach seinem Verständnis gut ist und der Westen böse. Der Kirchenmann steht seit Langem an der Seite des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Sie verbindet eine Vergangenheit beim sowjetischen Geheimdienst KGB und noch mehr die Vorstellung vom heutigen Russland: als Gegensatz zum, in ihren Augen, verkommenen Westen. Zusammen prägen sie das Bild eines konservativen Landes mit den ihm eigenen, ja einzigartigen – traditionellen, konservativen – Werten. Da stört es wenig, dass das Land laut Verfassung ein säkularer Staat ist.

Vergangenheit beim KGB

Kirill heißt mit bürgerlichem Namen Wladimir Gundjajew und entstammt einer Priesterfamilie aus Leningrad, dem heutigen Sankt Petersburg. Auch sein Vater und Großvater predigten, zu Zeiten, als die Kommunisten Prediger erschießen ließen und Kirchen zu Lagerhallen oder Bibliotheken machten. Kirills Vorfahren verbrachten viele Jahre im Gulag. Offenbar noch als Archimandrit (ähnliche Position wie die des Abtes in der katholischen Kirche) ließ sich Kirill in den 1970er Jahren vom KGB zum offiziellen Mitarbeiter „Michajlow“ anwerben. Lange Zeit war er als eine Art „Außenminister“ der ROK aktiv und verbrachte viele Jahre im Ausland. Am 1. Februar 2009, nach dem Tod des Patriarchen Alexi, wählte ihn der Heilige Synod in Peredelkino bei Moskau zum 16. Patriarchen von Moskau und der gesamten Rus. 100 Millionen Gläubige hören auf sein Wort.

Der Staat weiß das zu nutzen. Mittlerweile ist die Allianz zwischen dem Kreml und der ROK so eng, wie es zuletzt im Zarenreich war. Die Kirche hilft, das Vakuum zu füllen, der nach dem Zerfall der Sowjetunion entstanden war. Die Menschen suchen nach Zuwendung, suchen die Sicherheit. In der Kirche finden sie all das, was die neue Welt der vielen Möglichkeiten sie so sehr durchs Leben taumeln lässt. Manche Priester in Russland, noch mehr aber in der Ukraine, wo die ROK ebenfalls Gemeinden hat, haben sich von Kirill allerdings abgewandt. Mehr als 200 ukrainische Priester der ROK fordern eine Absetzung ihres Oberhauptes.

Den „Tabak-Patriarchen“, wie Kirill verächtlich genannt wird, weil er in den 1990ern im Namen der Kirche mit Zigaretten und Öl handelte, stört das wenig. Er weiß die Politik auf seiner Seite. Die Orthodoxie ist längst zum mächtigsten Pfeiler von Putins imperialer Neurussland-Ideologie geworden, die Kirche zur Bühne für traditionsbewussten Nationalismus.

jmgrober
5. Mai 2022 - 18.34

Der komische Pope mit der mttelalterlichen Krone auf seinem KGB-geprüften Haupt vertritt nur allzu vortrefflich die Stimme seines Meisters auf Erden, und sein Meister scheint wohl nicht "Gott" zu sein, sondern der Psycho im Kreml, auch einst im KGB gross (sic!) geworden.

HTK
5. Mai 2022 - 13.32

@D.W.,
Ich scheine einen Nerv bei Ihnen getroffen zu haben.
Mit welchen Prädikat würden sie denn solche Wohltäter der Menschheit bedenken? " Hochwürden? Exzellenz?" Studieren sie die Geschichte und Geschichten der Religionen und ihrer Wohltaten am Menschen. Wer sich als Clown verkleidet und sich so benimmt,soll sich nicht wundern wenn über ihn gelacht wird. Nur- ein Clown tötet nicht oder ruft dazu auf. Kritiker als niveaulos zu bezeichnen ist müssig.

D.W.
5. Mai 2022 - 11.27

Das Niveau lässt aber schon bei den Kommentaren nach, stimmt's @HTK?

Judas
5. Mai 2022 - 10.37

All diese Religions-Sektenführer egal welcher Couleur sollen sich um die armen Seelen ihrer Mitläufer kümmern. Wer glaubt wird seelig. Jedenfalls aber sollen sich aus allem politischen Geschehen heraus halten.

HTK
5. Mai 2022 - 8.47

Der Mann ist derselbe Schwachkopf wie jene die die Kreuzzüge iniziiert haben,oder den Holokaust und das Naziregime unterstützt haben,oder jene Hassprediger des allmächtigen Allah,jene Khomenis und Anhänger von Milch und Honig und 72 Jungfrauen. Das alte Rezept geht immer noch auf: Man halte das Volk dumm und mache ihm Angst im Diesseits,weil das Jenseits furchtbar wird wenn man nicht folgsam ist. Man versteht jetzt auch warum Putin vor diesem Kasperl einen Kniefall macht,am besten vor laufenden Kameras.
"Religion is mental disorder." Wie war.

Robert Hottua
5. Mai 2022 - 8.03

Traditionsbewusster Nationalismus und Loyalität zum autoritären Staat sind auch in Luxemburg als langwirkende Determinanten einer Dekadenzideologie bekannt.
"Wenn wir versuchen, die Vergangenheit zu leugnen", schrieb der britische Historiker Arnold TOYNBEE, "dann tarnt sie sich ein wenig und kommt in hinterhältiger Weise wieder auf uns zu."
(P. J. BLUMENTHAL: Auf jedem Volk liegt eine schwere, unsichtbare Last; PM Nr.10, 23.09.1994)
MfG
Robert Hottua