Sonntag26. Oktober 2025

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Krieg in der UkraineHoffnung auf Evakuierung in Mariupol – Beschuss bei Guterres-Besuch in Kiew

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Arbeiter eines Aufräumtrupps agieren am Freitag vor einem Gebäude in Kiew nach einer Explosion. Die Explosion ereignete sich zu der Zeit des Besuchs von UN-Generalsekretär Guterres.
Arbeiter eines Aufräumtrupps agieren am Freitag vor einem Gebäude in Kiew nach einer Explosion. Die Explosion ereignete sich zu der Zeit des Besuchs von UN-Generalsekretär Guterres. Foto: Emilio Morenatti/AP/dpa

Diese Stadt ist ein Symbol für den Durchhaltewillen der Ukrainer: Nun sollen womöglich Zivilisten aus der Hafenstadt Mariupol gerettet werden. Doch aus Moskau kommen widersprüchliche Signale.

Für Zivilisten in der zerstörten ukrainischen Hafenstadt Mariupol gibt es Hoffnung: Es sei eine „Operation“ geplant, um die Menschen aus dem belagerten Stahlwerk Azovstal zu retten, hieß es am Freitag in einem ukrainischen Pressebericht unter Berufung auf das Präsidialamt. Zuletzt hatte sich UN-Generalsekretär António Guterres in Moskau und Kiew dafür eingesetzt, für die Zivilisten einen humanitären Korridor zu öffnen.

Während seines Besuchs in der ukrainischen Hauptstadt feuerten die Russen wie schon angedroht Raketen auf Ziele nahe dem Stadtzentrum. Guterres sagte: „Ich war geschockt zu hören, dass in der Stadt, in der ich mich aufhalte, zwei Raketen explodiert sind.“ Die ukrainische Regierung sprach von einem „Gruß aus Moskau“.

Ein erster Evakuierungsversuch in Mariupol sei am Donnerstag gescheitert, weil russische Truppen gezielt ein Lazarett auf dem Werksgelände beschossen hätten, berichtete die ukrainische Zeitung Ukrajinska Prawda unter Berufung auf eine Quelle im Präsidialamt. Mariupols Bürgermeister Wadym Bojtschenko äußerte die Hoffnung, dass es eine Übereinkunft zur Evakuierung von Zivilisten aus Mariupol geben könnte. In dem belagerten Stahlwerk gebe es fast keine Lebensmittel, Wasser und Medikamente mehr, sagte er nach Angaben der ukrainischen Agentur Unian. „Hier geht es schon nicht mehr um Tage, sondern um Stunden.“

Bei dem Angriff auf das Lazarett sei mindestens ein Soldat ums Leben gekommen, rund 100 Patienten erlitten weitere Verletzungen, berichtete die Zeitung. Im Werk Azovstal haben sich die letzten Verteidiger der Hafenstadt Mariupol sowie zahlreiche Zivilisten verschanzt. Trotz wiederholter Aufforderung von russischer Seite lehnen sie eine Kapitulation ab. Nach ukrainischen Angaben sollen in den für einen Atomkrieg gebauten Bunkeranlagen des Stahlwerks noch 1.000 Zivilisten sein, darunter Frauen und Kinder. Nach russischen Angaben halten sich dort 2.500 ukrainische Kämpfer und ausländische Söldner verschanzt.

Mariupol am Asowschen Meer war kurz nach Beginn des Kriegs Ende Februar von russischen Truppen belagert und später weitgehend eingenommen worden. Von zuvor 440.000 Einwohnern sind Schätzungen zufolge noch 100.000 in der Stadt. Russland hatte zuletzt einen Fluchtkorridor für alle Eingeschlossenen abgelehnt. Die Zivilisten dürften gehen, doch den Militärs werde kein freier Abzug gewährt. Guterres hatte eigener Darstellung zufolge am Dienstag von Kremlchef Wladimir Putin eine prinzipielle Zusage für die Beteiligung der Vereinten Nationen am Aufbau eines Fluchtkorridors erhalten. Nun liefen die Gespräche.

Historische Regelung für Rüstungslieferungen

In Anlehnung an eine Regelung aus dem Zweiten Weltkrieg wollen die USA die Lieferung von Rüstungsgütern an die Ukraine und andere osteuropäische Staaten erleichtern. Nach dem Senat beschloss am Donnerstag (Ortszeit) auch das Repräsentantenhaus einen entsprechenden Gesetzentwurf. Ein ähnliches Leih- und Pachtgesetz hatte der US-Kongress 1941 während des Zweiten Weltkrieges verabschiedet: Dies erlaubte es Amerika, zügig und in großem Umgang Rüstungsgüter an Alliierte im Kampf gegen die Nationalsozialisten zu liefern. Davon profitierten damals vor allem Großbritannien und die Sowjetunion. (dpa)