Trotz aller internationaler Aufrufe gab es in der Ukraine auch über das orthodoxe Osterfest keine Waffenruhe. Das russische Militär hatte bereits am Freitag deutlich gemacht, dass es die gesamte Kontrolle über den Süden und Osten der Ukraine anstrebe. Was das bedeutet, bekamen am Samstag die Menschen in Odessa zu spüren. Bei einem Raketenangriff auf die südukrainische Hafenstadt sollen acht Menschen getötet worden sein, darunter ein drei Monate altes Kind. Nach russischer Darstellung wurden bei dem Raketenangriff Waffen aus den USA und von europäischen Staaten zerstört, die in einem Logistik-Terminal gelagert gewesen seien.
Der russische Generalmajor Rustam Minnekajew hatte als Ziel der „zweiten Phase“ der Militäroperation in der Ukraine die Eroberung des Donbass und des Südens angekündigt. Neben einer Landverbindung zur annektierten Krim-Halbinsel würde so auch eine bessere Unterstützung für prorussische Separatisten in Transnistrien in der Republik Moldau ermöglicht, wofür Odessa aber eingenommen werden müsste.
Neue Truppen im Norden
Zudem verstärkt Russland nach ukrainischen Angaben vom Sonntag seine Truppen im Nordosten der Ukraine. In die russische Region Belgorod würden zusätzliche Einheiten verlegt, erklärte der ukrainische Generalstab. Darunter seien auch Gefechtseinheiten mit Kurzstreckenraketen vom Typ Iskander-M, die etwa 60 Kilometer entfernt zur Grenze stationiert würden. Die Lenkraketen haben eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern und können konventionelle oder nukleare Sprengköpfe tragen.
Nach britischen Analysen haben die ukrainischen Streitkräfte in der zurückliegenden Woche zahlreiche russische Angriffe entlang der Kontaktlinie in der Donbass-Region zurückgeschlagen. Trotz einiger russischer Geländegewinne sei der ukrainische Widerstand an allen Fronten stark gewesen und habe den Streitkräften Russlands erhebliche Verluste zugefügt, twitterte das britische Verteidigungsministerium aus einem regelmäßigen Lagebericht des Militärgeheimdienstes.

Auch das von ukrainischen Kämpfern gehaltene Stahlwerk in der Hafenstadt Mariupol wurde nach Angaben der Regierung in Kiew wieder beschossen. Es werde mit schweren Bomben aus der Luft und Artillerie angegriffen, erklärt Präsidentenberater Mychajlo Podoljak auf Twitter. Dort sollen auch zahlreiche Zivilisten Zuflucht gesucht haben. Podoljak, der auch ein führender Unterhändler bei den Verhandlungen mit Russland ist, hatte die Führung in Moskau anlässlich des orthodoxen Osterfests vergeblich zu einem „echten Osterfrieden in Mariupol“ aufgefordert.
Tote auf der „Moskwa“
Derweil gestand das russische Verteidigungsministerium erstmals ein, dass es mit dem Untergang des Flaggschiffs „Moskwa“ Soldaten verloren hat. Ein Besatzungsmitglied sei gestorben und 27 weitere Matrosen würden vermisst, erklärte das Ministerium. Die übrigen 396 Mitglieder der Besatzung des am 14. April im Schwarzen Meer gesunkenen Lenkwaffenkreuzers seien aber gerettet worden.
Die ukrainische Armee hatte das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte nach eigenen Angaben mit Raketen beschossen. Das US-Verteidigungsministerium bestätigte diese Darstellung. Russland erklärte hingegen, an Bord des Kreuzers sei Munition detoniert. Die Explosion habe einen Brand ausgelöst, durch den der Rumpf beschädigt worden sei. Die „Moskwa“ sei dann während des Versuchs gesunken, sie zu einem Hafen abzuschleppen.
Bei dem Untergang der „Moskwa“ handelte es sich um einen der größten materiellen Verluste für die russische Armee seit Beginn des Angriffs auf die Ukraine am 24. Februar. Die zu Sowjetzeiten gebaute „Moskwa“ hatte zusammen mit anderen Schiffen der Schwarzmeerflotte die südukrainische Hafenstadt Mariupol blockiert.
De Maart
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