Mittwoch5. November 2025

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Putins Krieg NATO-Ausbildungslager nahe polnischer Grenze bombardiert

Putins Krieg  / NATO-Ausbildungslager nahe polnischer Grenze bombardiert
Ukrainische Soldaten in der Region von Lugansk  Foto: Anatolii Stepanov/AFP

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Die russischen Aggressoren haben sich am Wochenende wohl den letzten verbleibenden Goodwill in der Ostukraine verspielt. In der Nacht zum Sonntag fielen Bomben auf das orthodoxe Kloster Swiatlohirsk im Norden des Donbass.

In die mittelalterliche Klosteranlage 20 Kilometer nördlich von Slowjansk hatten sich laut Angaben der Mönche 520 Flüchtlinge in Sicherheit gebracht. Getötet wurde bei den Bombardierungen niemand. Doch bei dem Kloster des Moskauer Patriarchats handelt es sich um eines seiner fünf größten Heiligtümer. Auch erfreute sich das Heiligtum der besonderen Unterstützung des pro-russischen ehemaligen Präsidenten Wiktor Janukowitsch, den der Kreml am liebsten wieder in Kiew installieren möchte. Janukowitsch war im Februar 2014 nach der Maidan-Revolution nach Russland geflohen. Der Kreml stellt die demokratisch gewählte ukrainische Regierung seither als mittels Staatsstreichs an die Macht gekommene, angeblich faschistische Junta dar. „In der Nähe des Klosters gab es keinerlei militärische Anlagen“, kommentierten die Mönche empört. Noch ist unklar, ob es sich bei der Bombardierung um eine russische Provokation handelt, mit dem Ziel, den Angriff auf eine derart wichtige Kultstätte der ukrainischen Armee in die Schuhe zu schieben.

Derweil schwimmen den russischen Besatzern die Felle auch in der Südostukraine davon. Mit Ausnahme der eingekesselten Stadt Mariupol haben Putins Invasionstruppen dort zwar bereits in den ersten Kriegstagen eine Landverbindung vom pro-russischen Separatistengebiet im Donbas auf die 2014 völkerrechtswidrig besetzte ukrainische Halbinsel Krim erobert, keineswegs aber die Herzen der Lokalbevölkerung. Seit über zwei Wochen kommt es im ganzen besetzten Landstrich zu Protesten gegen die russischen Besatzer. Am Sonntag gingen alleine in der Gebietshauptstadt Cherson rund 10.000 Menschen gegen die russischen Besatzer auf die Straße. Die russische Armee eröffnete dabei das Feuer auf die friedlichen Demonstranten. „Cherson liegt in der Ukraine“ und „Haut ab, solange ihr noch könnt“ skandierten die Bürger, während die ersten Schüsse um sie peitschten. Zuvor hatte das Gebietsparlament am Samstag mit klarer Mehrheit gegen einen von Moskau gewünschten Para-Staat namens „Volksrepublik Cherson“ gestimmt.

Zu Demonstrationen gegen die Besatzer kam es am Sonntag erneut auch in der ostukrainischen Hafenstadt Berdjansk, die in der zu großen Teilen noch nicht besetzten Oblast Zaporosche liegt. Als besonders kämpferisch hat sich in dem schon seit über zwei Wochen besetzten Gebiet dort die 150.000-Einwohnerstadt Melitopol erwiesen. Nach täglichen Demonstrationen gegen die russischen Besatzer haben diese zuerst den Bürgermeister, Iwan Fedorow, entführt und am Wochenende auch Olga Geisunowa, eine der Protestführerinnen. Am Sonntag wurden sämtliche Demonstrationen unter scharfen Strafandrohungen verboten und eine Ausgangssperre ab 18 Uhr abends verhängt.

Nachschubprobleme

An der militärischen Front sind Putins Invasionstruppen derweil seit Tagen im Raum Nikolajew, rund 100 Kilometer östlich der Millionenstadt Odessa, stecken geblieben. Die russische Armee hat offenbar auch dort (und nicht nur im Raum Kiew) erhebliche Nachschubprobleme; noch immer konnte sie keine sichere Verbindung über den dort sehr breiten Fluss Südlicher Bug herstellen.

Keine wesentlichen Gebietsgewinne gibt es für Putin auch im Kampf um die Hauptstadt Kiew. Am Sonntag wurden in der heftig umkämpften nordwestlichen Vorstadt Irpin, rund 25 Kilometer von Kiew, ein Reporter der New York Times getötet und zwei weitere Journalisten schwer verletzt. Laut dem ukrainischen Generalstab sind noch 70 Prozent von Irpin in ukrainischer Hand.

Zu schweren Schäden und Verlusten führte ein Raketenangriff auf militärische Einrichtungen im Dorf Staritsi bei Joworiw, nur knapp 30 Kilometer von der Grenze zu Polen entfernt. Dort befindet sich ein NATO-Trainingszentrum für die ukrainische Armee. Ein Teil der rund 30 aus dem Schwarzmeerbecken abgefeuerten Raketen sei abgewehrt worden, hieß es in Armeekreisen. Acht russische Raketen, teils angeblich auch von russischen Kampfflugzeugen abgefeuert, töteten jedoch mindestens 35 Personen und verletzten rund 130. Laut unbestätigten Berichten soll sich dort auch ein Ausbildungszentrum für die Freiwilligen der neu gegründeten „Ausländer-Legion“ der ukrainischen Armee befinden.