Donnerstag6. November 2025

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Ukraine-KriegLuxemburgische Verbände unterstützen Ausschluss von Russland und Belarus

Ukraine-Krieg / Luxemburgische Verbände unterstützen Ausschluss von Russland und Belarus
Die luxemburgische Sportwelt zeigt sich solidarisch mit der Ukraine und unterstützt den Ausschluss von Russland und Belarus von vielen Wettkämpfen Foto: AFP/Terje Pedersen

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Nach der von Wladimir Putin angeordneten Invasion in der Ukraine hat die internationale Sportwelt gemeinsam Solidarität und Entschlossenheit gezeigt. Das Statement des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und die Ausschlüsse russischer Nationalteams und Klubs von den Turnieren der FIFA und UEFA schlugen hohe Wellen. Wie die Luxemburger Verbandsverantwortlichen reagierten und welche Konsequenzen der Krieg hat, erklärten sie dem Tageblatt am Mittwoch. 

Bereits am Dienstag hatte FLF-Präsident Paul Philipp erklärt, die Entscheidungen der FIFA und der UEFA komplett zu unterstützen: „Obschon ich sonst Politik vom Sport trennen will, geht es in der aktuellen Situation darum, Stärke und Solidarität zu zeigen. Und mit seiner Reichweite gehört Sport – mit eben Großevents wie Champions League oder einer Weltmeisterschaft – dazu.“ Auch Serge Schaul, das Verbandsoberhaupt der Luxemburger Kampfsportarten, schlug am Mittwoch ähnliche Töne an: „Wir haben uns intern beraten, ob wir uns positionieren sollten, denn Politik hat im Normalfall nichts im Sport zu suchen. Letztlich haben wir dann ein Foto auf Facebook geteilt, von zwei jungen Judokas (einem Russen und einem Ukrainer), die sich umarmen.“

JUDO: Besonders die internationalen Judo-Verbände standen am Wochenende in der Kritik, denn der russische Einfluss in dieser Sportart ist – neben großen Sponsoren – auch auf Entscheidungsniveau enorm: Wladimir Putin, Träger des Schwarzen Gürtels und ehemaliger Kämpfer, verlor nach dem massiven Druck der sozialen Medien am Sonntag publikumswirksam seinen Titel des Ehrenpräsidenten des Dachverbandes IJF. Offenbar musste sich IJF-Präsident Marius Vizer, als Freund Putins bekannt, verbandsinternem Druck beugen. Eine symbolische Geste, die auch Schaul unterstützt: „Es war der einzige Weg, unsere Judo-Werte zu vertreten.“ Auf europäischer Ebene hat der russische Präsident Sergej Solowejtschik sich aus eigenen Stücken zurückgezogen. „Das ist eine starke Entscheidung. Es zeigt, dass er ein Judoka ist, der sich treu geblieben ist“, urteilte Schaul. Sportlich gesehen wird die FLAM in den nächsten Wochen den beiden Yatsko-Brüdern Nicola und Giuseppe zur Seite stehen. Das junge Duo, das in Zukunft für die Luxemburger antreten will, stammt aus der Ukraine. 

HANDBALL: Der Europäische Handball-Verband EHF hat Russland und Belarus seinerseits vorläufig suspendiert. Nach dem Beschluss des EHF-Exekutivkomitees vom Montagabend dürfen weder die Nationalmannschaften noch Klubs aus den beiden Ländern an europäischen Wettbewerben teilnehmen. Mit dem Schritt folgt die EHF einer Empfehlung des Internationalen Olympischen Komitees, aber auch einer Gruppe von nationalen Verbänden, darunter Luxemburg. Die FLH hatte sich schon am Montagmorgen mit fünf weiteren nationalen Verbänden (Norwegen, Tschechien, Großbritannien, Finnland und Irland) zusammengetan und einen Brief an die EHF (European Handball Federation) und IHF (International Handball Federation) verfasst. Darin verurteilten die sechs nationalen Verbände den Krieg in Russland aufs Schärfste und gingen noch weiter: Sie forderten, dass alle russischen sowie belarussischen Sportler von internationalen Handball-Events ausgeschlossen werden.

Auch Inhaber von Führungsposten, die aus Russland oder Belarus stammen, sollten suspendiert werden, hieß es in dem Schreiben. Gleiches sollte für Sponsoren gelten. „Unsere Freunde in der Ukraine brauchen unsere volle Unterstützung“, hieß es weiter: „Es ist nicht an der Zeit, Spiele zu verschieben und eine abwartende Haltung einzunehmen. Wir müssen jetzt handeln.“ Von dem am Mittwoch beschlossenen Ausschluss ist in der Männer-Champions League Meschkow Brest aus Belarus betroffen. In der Königsklasse der Frauen spielen Rostow-Don und ZSKA Moskau. Russische Spieler, die nicht in Russland, sondern bei einem europäischen Klub spielen, dürfen weiterhin mit ihren Vereinen antreten.

Kinder in Vereine aufnehmen

TURNEN: Paolo Frising, Mitglied der Exekutive des europäischen Turnverbandes „European Gymnatics“, teilte am Mittwoch in den sozialen Medien einen Aufruf von Olga Danko, einer guten Freundin und Vizepräsidentin des ukrainischen Verbandes der Rhythmischen Sportgymnastik. Sie hat mit ihren beiden Söhnen die Flucht aus der Ukraine geschafft, musste wie viele andere Frauen jedoch ihren Ehemann zurücklassen. Laut Danko ist das Turnen, mit all seinen unterschiedlichen Disziplinen, eine der beliebtesten Sportarten in der Ukraine. Es folgt die Bitte, geflüchteten Kindern, wo immer es möglich ist, die Chance zu geben, in Vereinen ihre Sportart auch weiterhin auszuüben. Eine Meldung, die später auch vom nationalen Verband FLGym geteilt wurde. „Die Turnfamilie hält zusammen, ich bin mir sicher, dass sich viele luxemburgische Vereine bereit erklären werden, in diesem Anliegen zu helfen“, meint Silvio Sagramola, Generalsekretär des nationalen Verbandes FLGym.

Der europäische Verband traf derweil vorerst die Entscheidung, Russland und Belarus sämtliche Wettbewerbe zu entziehen und auch keine mehr in beide Länder zu vergeben. Russische Turner sind noch immer zugelassen, verzichtet wird jedoch auf Fahnen und Nationalhymnen beider Länder. Der Weltverband FIG wird am Freitag eine Entscheidung treffen, ob auch Sportler und Offizielle beider Länder ausgeschlossen werden, der europäische Verband hat am Samstag zu diesem Thema eine außerordentliche Sitzung. Gerade in der Rhythmischen Sportgymnastik sind auch in Luxemburg viele Turnerinnen aktiv, die russische Wurzeln haben. Häufig reisen Vereine und auch der Nationalkader zu Wettkämpfen nach Russland. Direkt betroffen ist man aktuell jedoch nicht, wie Sagramola betont. Für den Verband wäre es eh nicht mehr in Frage gekommen, seine Athleten zu Wettkämpfen nach Russland zu schicken.

VOLLEYBALL: Am Montagabend veröffentlichte der nationale Verband FLVB auf seiner Facebook-Seite einen Brief, in dem er seine Solidarität mit der Ukraine bekundete. Dabei begrüßte man die Entscheidung des europäischen Verbandes, keine CEV-Wettkämpfe mehr in Russland oder Belarus auszutragen. Im Brief, der von Präsidentin Norma Zambon unterschrieben ist, forderte die FLVB jedoch zusätzlich, Russland die WM im August/September zu entziehen sowie keine russischen und belarussischen Mannschaften mehr auf internationaler Ebene antreten zu lassen. Forderungen, denen der Weltverband nach immer größer werdendem Druck von vielen Seiten schließlich einige Stunden später nachkam.

SPECIAL OLYMPICS: Eigentlich hätten die Weltwinterspiele der Special Olympics in diesem Jahr stattfinden sollen, wurden aufgrund der Corona-Lage jedoch auf Januar 2023 verlegt. Als Austragungsort war die russische Stadt Kasan vorgesehen. Wie es mit diesen Spielen weitergehen wird, ist laut Pascale Schmoetten, Präsidentin der Special Olympics Luxembourg, nur schwer vorauszusagen. „Das wäre alles Spekulation“, betont sie. Entscheidungen sind bisher weder vom Weltverband, noch von luxemburgischer Seite getroffen worden. Für Schmoetten steht jedoch fest, dass man hiermit sicherlich keine sechs Monate mehr warten kann.