Donnerstag6. November 2025

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RusslandTrotz drohender Strafverfahren formiert sich der Widerstand gegen Putins Krieg

Russland / Trotz drohender Strafverfahren formiert sich der Widerstand gegen Putins Krieg
Polizeikräfte nehmen am Sonntag einen Mann während einer Friedensdemonstration im Zentrum Moskaus fest Foto: AFP/Alexander Nemenov

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Trotz drohender Strafverfahren formiert sich in Russland Widerstand gegen Putins Krieg. Lehrer, Ärzte, Wissenschaftler unterschreiben Petitionen und fordern den Stopp der russischen Invasion.

Das russische Regime will den Menschen im Land weismachen, die „Militäroperation“, die russische Truppen an der Seite der selbsternannten „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk ausführen, verlaufe erfolgreich. Im Staatsfernsehen wird tagein, tagaus davon gesprochen, die Bevölkerung in der Ukraine leide nicht. Offizielle Zahlen der eingesetzten und auch der verletzten russischen Soldaten gibt es in Russland nicht. Medien sind angehalten, ihre Berichte zu korrigieren. Begriffe wie „Invasion“, „Krieg“, „Angriff“ sind verboten. Als einzige Quelle sollen offizielle russische Verlautbarungen genannt werden. Bei Zuwiderhandlung werde der Zugang zu den Medien eingeschränkt, hieß es bei der Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor. Twitter ist gesperrt im Land, auch Facebook könnte in wenigen Tagen abgeschaltet werden.

Dennoch versammeln sich jeden Abend Tausende Menschen in Moskau, Sankt Petersburg, Jekaterinburg und anderen Städten quer durchs Land, um gegen den Krieg, der nicht so heißen darf, zu demonstrieren. Jeden Abend nehmen Spezialkräfte der russischen Polizei Hunderte von ihnen fest.

Jetzt zu schweigen, wäre schrecklich. Es wäre eine Schande.

Aus einem Schreiben von Lehrern

Die Bürgerrechtsorganisation OWD-Info zählte bereits am Samstagabend mehr als 3.000 Festnahmen. Die russische Generalstaatsanwaltschaft drohte mit Verfahren wegen Staatsverrats, sollten russische Bürger „ausländischen Staaten mit jeglicher beratender Tätigkeit helfen, die gegen die Sicherheit Russlands gerichtet ist“. Darauf stehen 20 Jahre Freiheitsentzug. Selbst Menschen, die eine ukrainische Flagge in ihr Fenster hängen, werden von der Polizei abgeholt.

Die Angst ist groß. Aber auch das Entsetzen. Mehr als 6.000 Ärzte schreiben in einem offenen Brief: „Vor Schmerzen schreien alle in einer Sprache. Jedem ist derzeit schwer ums Herz: friedlichen Bürgern, Soldaten, Soldatenmüttern, Soldatenfrauen, Kindern. Niemand braucht diese Angst.“ Lehrer schreiben: „Jetzt zu schweigen, wäre schrecklich. Es wäre eine Schande.“ Wissenschaftler legen dar: „Die Verantwortung trägt Russland allein. Es ist ein fataler Schritt ins Nirgendwo.“ Sportler, Schauspieler, Journalisten, Wohltätigkeitsorganisation, Regisseure, Künstler, Blogger, sie alle lehnen sich gegen ein Regime auf, das ihr Land zu einem Pariastaat gemacht hat. Selbst Jelisaweta Peskowa, die Tochter des Kreml-Sprechers Dmitri Peskow, postete auf ihrem Instagram-Account vor einem schwarzen Hintergrund: „Nein zum Krieg.“ Kurze Zeit später war der Satz allerdings wieder weg.

J.C. Kemp
28. Februar 2022 - 13.16

Deshalb wird die Polizei in Diktaturen besser bezahlt und besser untergebracht als der Rest der Bevölkerung.

HTK
28. Februar 2022 - 8.57

Die Söhne des Volkes klopfen auf das Volk. Soldaten/Polizisten dürfen kein Gewissen haben und nichts hinterfragen,sonst funktionieren sie nicht wie sie sollen.