In dem Nebengebäude des Schlosses befindet sich seit 23 Jahren dieser außergewöhnliche Secondhand-Buchladen. Bis fast unter die Decke reichen die prall gefüllten Bücherregale. Mit einem Angebot von ungefähr 40.000 bis 50 000 Büchern kann diese „Kathedrale des Wissens“ sehr wahrscheinlich als größter Gebrauchtbuchladen Luxemburgs gelten. Da die Bücher jedoch nicht digitalisiert sind, kann auch der Bestand nur geschätzt werden.
Der sammel- und lesebegeisterte Kunde findet hier von Archäologie bis Zoologie alles, was sein Leser-Herz begehrt, und dies in luxemburgischer, deutscher, französischer und englischer Sprache. Alle Bücher sind Spenden, was für den Lesefreudigen nicht nur günstige Preise – denn die meisten Bücher werden nach Gewicht bezahlt, vier Euro kostet ein Kilo –, sondern auch sehr viele außergewöhnliche Werke zur Folge hat. Echte Raritäten haben natürlich auch andere Preise, d.h. Stückpreise. Hierzu zählen sowohl die „Luxemburgensia“ als auch die begehrten Ausgaben der „Pléiade“; oder Enzyklopädien, aber auch ganz besondere Auflagen von Nischen-Verlagen.
Unter den Kunden sind sowohl Sammler als auch Menschen, die Freude am Lesen haben und für die es immer noch wichtig ist, ein Buch haptisch zu erleben. Der Umgang mit den Kunden ist hier ganz anders als gewöhnlich in einem Buchladen: Man hat Zeit für Gespräche und der Kunde wird auch mal angerufen, wenn ein lang von ihm gesuchtes Buch endlich eingetroffen ist. Und es werden auch schon mal Bücher reserviert, wenn der Leser am Ende des Monats knapp bei Kasse ist.
Kreislaufwirtschaft
Die Kernidee der zirkularen Wirtschaft ist für die Papierscheune besonders wichtig: Viele Bücher, die ihren Weg hierher finden, sind oft noch neu bzw. ungelesen, somit bekommen sie eine zweite Chance. Spenden kann jeder, angenommen wird praktisch jedes Buch. Allerdings wird bei den Kinder- und Jugendbüchern (schweren Herzens) darauf geachtet, dass alle deutschsprachigen Bücher der neuen Rechtschreibung entsprechen.
Beim Kauf der Secondhand-Literatur leistet der Käufer zusätzlich einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen Lebensweise, denn es gilt Ressourcen zu schonen und Müll zu vermeiden. Angefangen hat alles vor 25 Jahren, „wo sich mehrere Leute zusammenfanden, deren Gemeinsamkeit die Liebe zu Büchern war, sei es als Sammler oder als Literaturfreund. 1997, nach sehr viel Vorarbeit, wurde dann der Verein gegründet“, sagt Guy Peiffer, Mitbegründer der „Lëtzebuerger Bicherfrënn“.
Anfänglich wurden Tauschbörsen organisiert und sehr bald suchte man schon nach Räumen, so konnte 1999 der Laden in Burglinster-Scheune eröffnet werden. 2007 kam dann in Wiltz die „Bicherstuff“ hinzu. Derzeit arbeiten hier zwölf Leute, alle ehrenamtlich. Der gesamte Erlös aus dem Bücherverkauf wird gespendet. 2020 wurde ein Umsatz von 58.000 Euro erwirtschaftet, der integral an unterschiedliche Vereinigungen floss, darunter „Médecins sans frontières“, „Médecins du Monde“, „Epicerie sociale“.
Öffnungszeiten
Burglinster: Jeden ersten Sonntagnachmittag im Monat von 14-18 Uhr und jeden Donnerstag von 16-19 Uhr
Wiltz: Jeden dritten Sonntag im Monat von 14-17 Uhr und jeden Donnerstag von 17-19 Uhr

De Maart
Es gibt noch Buchläden?