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UngarnOrban-Regierung ist über EuGH-Urteil empört, die Opposition fühlt sich bestätigt

Ungarn / Orban-Regierung ist über EuGH-Urteil empört, die Opposition fühlt sich bestätigt
Ungarns Justizministerin Judit Varga reagiert mit Falschbehauptungen, also Lügen, auf das Urteil der EuGH-Richter, die eine Klage ihres Landes zurückgewiesen haben Foto: Atila Kisbenedek/AFP

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Mitten im Wahlkampf hat das EuGH-Urteil zum EU-Rechtsstaatsmechanismus Ungarn ereilt. Die Regierung spricht empört von einem politisch motivierten Urteil. Die Opposition fühlt sich hingegen in ihren Warnungen vor dem Verlust von EU-Mitteln bestätigt.

Auf die keineswegs überraschende Schlappe von Luxemburg reagiert Budapest mit den gewohnten Vorhaltungen in Richtung Brüssel. Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), das das Recht der EU-Kommission auf die Einbehaltung von Mitteln bei Rechtsstaatsverstößen bestätigt, sei ein Beweis, dass „Brüssel seine Macht missbraucht, um Druck auf Ungarn auszuüben“, wütete Justizministerin Judit Varga.

Wie Varga brachte auch die regierende Fidesz-Partei in einer Erklärung das Urteil mit Ungarns umstrittenem Kinderschutzgesetz in Verbindung, das damit allerdings nichts zu tun hat. Brüssel wolle nicht akzeptieren, dass Ungarn sich der „LBGTQ-Propaganda“ an den Schulen verweigere: „Darum wurde Ungarn angeklagt und der ganze Rechtsstaats-Dschihad entfesselt. Und das ist der Grund, warum sie unser Land stigmatisieren, verdammen und strafen wollen.“

Mitten im Wahlkampf hat das EuGH-Urteil den Donaustaat ereilt: Außer der Parlamentswahl ist am 3. April auch noch ein Referendum über das sogenannte Kinderschutzgesetz angesetzt, das Sexualaufklärung an den Schulen weitgehend verbieten soll. Die Ohrfeige aus Luxemburg kommt Fidesz im Stimmenstreit eher ungelegen. Man sollte das Urteil „nicht überbewerten“, so Gergely Gulyas, der Kabinettschef von Premier Viktor Orban. In den zwölf Jahren der Fidesz-Regierung habe Ungarn immer zu den „erfolgreichsten“ Empfängerstaaten von EU-Mitteln gezählt: „Solange Ungarn eine bürgerliche Regierung hat, kann uns kein Geld weggenommen werden.“

Familie des Premiers bereichert sich

In ihren Warnungen vor Verlust von EU-Mitteln fühlt sich hingegen die bei den Wahlen auf einen Machtwechsel hoffende Opposition bestätigt. Durch das EuGH-Urteil sei „klar“ geworden, dass jeder ungarische Bürger einen hohen und konkreten Preis für das „undemokratische Funktionieren der Orban-Regierung“ zu bezahlen habe, so das aus sechs Parteien bestehende Oppositionsbündnis „Vereint für Ungarn“ in einer Erklärung: „Wenn Fidesz bei den Wahlen gewinnt, werden wir nicht den Zugang zu den Ressourcen haben, die das ungarische Volk und die ungarische Wirtschaft verdienen.“

Das EuGH-Urteil bedeute, dass die EU das Recht habe, „diejenigen zu bestrafen, die EU-Mittel stehlen“, sagte die linke Europa-Abgeordnete Klara Dobrev (DK): Bei ihrem Versuch, die EU vom Schutz der Gelder der europäischen Steuerzahler abzuhalten, seien Orban und Fidesz „jämmerlich gescheitert“. Für Ungarn bestimmte EU-Mittel könnten nicht mehr länger zur „Bereicherung der Familie des Premiers“ genutzt werden, freute sich Anna Donath, die Chefin der liberalen Momentum-Partei: „Wir müssen am 3. April die Regierung ablösen, um die EU-Mittel zur Schaffung eines Landes nutzen zu können, in dem alle gedeihen – und nicht nur priviligierte Fidesz-Mitglieder.“

HTK
18. Februar 2022 - 10.53

Die Orban-Regierung ist empört? Man hält sich nicht an die Regeln der Gemeinschaft und ist dann auch noch empört.Das nennt man Chuzpe.