Los Angeles Rams

Historie: „Franchise relocations“ sind nichts Außergewöhnliches im US-Profisport. Die Los Angeles Rams haben schon drei solcher Standortänderungen durchgemacht. Den größten Erfolg errangen sie 1999 in ihrer Zeit als die St. Louis Rams, Sieger des Super Bowls XXXIV gegen Tennessee.
Der Weg in den Super Bowl: Nach einer kurzen Schwächephase im November (drei Niederlagen) konnten die Rams fünf ihrer letzten sechs Spiele gewinnen und die starke NFC West als Sieger abschließen. Die Wild-Card-Partie gegen die Arizona Cardinals dominierten sie offensiv wie auch defensiv (34:11). Am darauffolgenden Sonntag entthronten sie den Titelverteidiger aus Tampa Bay und schickten die lebende Legende Tom Brady in die Rente (30:27). Im NFC Championship Spiel lagen sie im letzten Quarter mit 7:17 im Hintertreffen, ehe sie kämpferische Qualitäten auf den Platz brachten und die San Francisco 49ers knapp besiegten (20:17).
Der Quarterback: Der 34-jährige Matthew Stafford war Nummer-Eins-Pick im 2009-NFL-Draft. Trotz seines unbestrittenen Talents absolvierte er zwölf ziemlich glanzlose Spielzeiten für die Detroit Lions. Der Franchise aus dem Motor City war nicht imstande, Stafford die richtigen Spieler an die Seite zu stellen. In der vergangenen Off-Season wechselte er dann in einem Trade zu den Rams. Er brauchte nur wenig Anlaufzeit mit seinen neuen Kollegen. 41 Touchdowns und 17 Interceptions in dieser Saison sind Zeichen eines aggressiven und erfolgreichen Stils. Mit einem schlagkräftigen Team im Rücken kommen seine Stärken (ausgezeichneter Wurfarm, Führungsqualitäten) voll zum Tragen. Stafford mag zwar nicht der schnellste Läufer sein, aber aufgrund seiner langjährigen Erfahrung wird er im Ligavergleich nicht allzu oft gesackt.
Die Waffen: Die Rams haben alles auf eine Karte gesetzt und Superstars in fast allen Mannschaftsteilen verpflichtet. Im Passspiel kann sich Stafford auf Cooper Kupp verlassen. Der 28-Jährige profitierte von dem neuen Quarterback und führte alle Wide Receivers in Touchdowns und Receiving Yards an. Zudem konnte sich der NFC West Champion während der Saison noch die Dienste von Odell Beckham Jr. sichern. In der Defensive haben sie auch einiges an Starmaterial vorzuweisen. Da ist zu einem der dreimalige Defensive Player of the Year, Aaron Donald, plus einer der besten Cornerbacks der Liga, Jalen Ramsey. Die Linebacker Von Miller und Leonard Floyd, beides ehemalige Runde-Eins-Picks, komplettieren eine fantastische Verteidigung.
Der Coach: Coach Sean McVay ist erst 36 Jahre alt, hat aber einen exzellenten Ruf und beträchtliche Erfolge aufzuweisen. In den fünf Jahren bei den Rams hat er sie dreimal zum NFC West Champion gemacht und viermal in die Play-offs gebracht. Seine mutige und innovative Arbeitsweise kommt bei den Fans gut an. Im Erfolgsfall wäre er der jüngste Head-Coach eines Super-Bowl-Siegers.
Cincinnati Bengals

Historie: Es ist die dritte Super-Bowl-Teilnahme für die Cincinnati Bengals. Der derzeitige AFC North Champion wurde 1968 gegründet und schaffte es in den 1980er Jahren zweimal in den Super Bowl. 1981 und 1988 verlor das Team aus Ohio jeweils gegen die damals übermächtigen San Francisco 49ers.
Der Weg in den Super Bowl: Allenfalls Außenseiterchancen wurden den Cincinnati Bengals vor der Saison eingeräumt. Zehn Siege standen am Ende der Regular Season nur sieben Niederlagen gegenüber und der Einzug in die Play-offs war perfekt. Die folgenden drei Play-off-Begegnungen waren an Dramatik kaum zu überbieten. Eine Interception zwölf Sekunden vor Spielende gegen die Raiders besiegelte den Wild-Card-Sieg (26:19), sieben Tage später verhalf Kicker Evan McPherson mit einem Field Goal in allerletzter Sekunde den Bengals zum Erfolg über die Titans (19:16) und schlussendlich sprang in der AFC Championship noch ein Overtime-Sieg gegen die favorisierten Kansas City Chiefs heraus (27:24).
Der Quarterback: Um die Zukunft braucht sich die NFL nach dem Karriereende von Tom Brady keine Gedanken zu machen. Da steht nämlich nicht nur Patrick Mahomes im Blickfeld, sondern jetzt auch Cincinnatis Joe Burrow. Genau wie Stafford war Burrow Nummer-Eins-Pick in seinem Draft (2020). Nach den branchenüblichen Problemen inklusive einer Verletzung in der Rookie-Saison explodierte der 25-Jährige förmlich im zweiten Jahr. Sechs neue Vereinsrekorde stellte er in kürzester Zeit auf, inklusive die meisten Touchdowns (34) in einer Saison und die meisten Passing Yards in einem Spiel (525 gegen Baltimore). Schon jetzt ist er in der Liga bekannt für sein bemerkenswertes Talent, die gegnerischen Defensiven richtig zu lesen, und bringt zudem eine gehörige Portion Selbstbewusstsein mit.
Die Waffen: Wide Receiver Ja’Marr Chase war fast so beeindruckend wie sein Gegenüber Kupp und wurde zu Recht zum Rookie of the Year gewählt. Zwischen Burrow und Chase herrscht ein blindes Verständnis, so kann man erwarten, dass die Rams den Rookie so oft wie möglich in Manndeckung nehmen werden. Aber auch der zweite Wide Receiver Tee Higgins ist nicht zu unterschätzen und die Verantwortung wird auf Ramsey fallen, um sie in Schach zu halten. Kurioserweise ist bei den Bengals Evan McPherson einer der Hauptwaffen. Ohne den jungen Kicker wäre Cincinnati nicht im Super Bowl, denn bislang verwandelte er in den Play-offs jeden seiner Field-Goal-Versuche, auch aus längerer Distanz (dreimal über 50 Yards). Bleibt das Spiel eng, steigen die Chancen für den Außenseiter.
Der Coach: Geduld zahlt sich doch aus. 2019 beendete Cincinnatis Zac Taylor seine erste Saison mit einer unterirdischen Bilanz von zwei Siegen und 14 Niederlagen. Dennoch beschloss man, an ihm festzuhalten, und zwei Jahre später sind sie im Super Bowl. Er hat die Erwartungen meilenweit übertroffen und könnte am Sonntag Geschichte schreiben. Taylor ist ebenfalls jung (38) und war zwei Spielzeiten lang Assistent-Coach bei den Rams unter Sean McVay.
Der Tageblatt-Tipp
Der Verstand sagt, die Rams spielen vor heimischem Publikum, sind das bessere Team und aus gutem Grund klarer Favorit. Das Bauchgefühl sagt, diese verrückte Saison bekommt einen verrückten Sieger. Realistisch gesehen kommt der Super Bowl für die Bengals aber ein Jahr zu früh. Am Ende siegt der Verstand.
De Maart
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