Zumindest der unfreiwillige Schöpfer des Motivs von Kroatiens künftiger 1-Euro-Münze reagiert auf den jüngsten Plagiatsskandal im Adria-Staat mit britischem Humor. „Kontaktieren Sie mich wegen der Münze, für die sie mein Foto gestohlen haben?“, antwortete der Tierfotograf Ian Leach auf kroatische Twitter-Nachfragen, ob er die Ähnlichkeit des preisgekrönten Entwurfs für Kroatiens künftigen Euro mit seinem 2005 aufgenommenen Foto eines schottischen Marders bemerkt habe. Nein, um seine Zustimmung sei er nicht gefragt worden: „Vielleicht werden sie mir ja eine Gratismünze schicken.“
Am 1. Januar 2023 will Kroatien den Euro einführen. Doch schon jetzt sorgen die Entwürfe für die neuen Euro-Taler für anhaltenden Wirbel. Bereits im Juli löste die Ankündigung, dass der US-Elektropionier Nikola Tesla die kroatischen 10-, 20- und 50 Eurocent-Münzen schmücken solle, einen Nachbarschaftsstreit mit Belgrad um die Frage aus, wer die größeren Ansprüche auf den im kroatischen Dorf Smiljan geborenen Sohn eines serbisch-orthodoxen Popen habe. Erbost warf Serbiens Nationalbank (NBS) den Nachbarn gar die „Aneignung serbischen Kulturguts“ vor.
It is the same. Hope you got credit or gave a licence. pic.twitter.com/2VVx9jVChO
— Marko (@mlinka) February 4, 2022
Nun ist es die geplante Münz-Verewigung der bisherigen Kuna-Währung, die im skandalerprobten Küstenstaat für heftigen Wellenschlag sorgt. Schon im Mittelalter sollen im heutigen Kroatien Marderfelle als Zahlungsmittel verwendet worden sein. In Anlehnung an das einstige Pelzgeld wurde die Kuna während des Zweiten Weltkriegs im faschistischen Vasallenstaat der USK (1941-1945) erstmals als Währung eingeführt. Nach dem Zerfall Jugoslawiens feierte die Kuna im seit 1991 unabhängigen Kroatien 1994 ihr Comeback.
Marder nicht im Land heimisch
Als Währung hat der Marder zwar bald ausgedient, aber soll den Kroaten als Münze dennoch erhalten bleiben. Über 1.000 Entwürfe für den Kuna-Euro wurden bei einem von Kroatiens Nationalbank ausgeschriebenen Wettbewerb eingereicht: Ein junger Designer aus Rijeka wurde schließlich letzte Woche für seinen siegreichen Entwurf mit 70.000 Kuna (knapp 10.000 Euro) ausgezeichnet.
Doch einer allzu genauen Prüfung hatte die Jury die Entwürfe wohl nicht unterzogen. Peinlich ist nicht nur, dass statt eines heimischen Marders offenbar ausgerechnet ein Artgenosse aus dem aus der EU ausgetretenen Großbritannien zu Kroatiens künftigen Münzwappentier gekürt worden ist. Was könne die kroatische Mentalität besser umschreiben als die „Schande“ eines abgekupferten Euro-Motivs, höhnt bissig das Webportal „index.hr“: „Es ist uns wieder geglückt, den Eintritt in die Eurozone auf unsere Art zu begehen – mit einem Skandal.“
De Maart
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