
„Assault“ von Adilkhan Yerzhanov (Big Screen Competition – 90′)
Wenn John Carpenter in Kasachstan Urlaub macht … In der verschneiten Steppenlandschaft Kasachstans wird eines Morgens eine Schule von einer maskierten und vor allem bis auf die Zähne bewaffneten Gruppe Terroristen als Geisel genommen. Bis auf eine Klasse entkommen alle. Doch gerade in dieser Klasse sitzt der Sohn des Mathelehrers, der sich in einem bitteren Trennungskrieg mit seiner Frau befindet. Von Schuldgefühlen geplagt – und weil die nächste Spezialeinheit wegen widrigen Wetterverhältnissen erst in 48 Stunden vor Ort sein kann – schmiedet er u.a. mit dem Direktor, dem alkoholkranken Pförtner und seiner Frau den Gegenangriff.
Genrefilme sind bei Filmfestivals immer sehr rar gesät. Nicht verwunderlich, dominieren diese weltweit die Kinos. Aber hie und da können es sich die Festivalbooker nicht verkneifen. Und wenn dieser Genrefilm z.B. aus Kasachstan kommt, dann ist alles in Ordnung. Regisseur Yerzhanov ist seit seinem Debüt 2011 unaufhaltsam – „Assault“ sein bisweilen zwölfter Film („A Dark, Dark Man“ konnte man beim Luxfilmfest sehen). Stellenweise wirkt das Drehbuch etwas auf die Schnelle zu Blatt gebracht, die vielen Charaktere etwas zu zweidimensional. Aber Yerzhanov hat ein Händchen, um trockenen Humor, eine slicke Regie und Spannung miteinander zu verbinden. Wie gesagt, es fehlt an Finesse in allen Hinsichten, aber schon alleine die Tatsache, dass man bei einem kasachischen Film an Meister wie Carpenter denken muss, ist schon nicht ganz verkehrt.
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„Splendid Isolation“ von Urszula Antoniak (Big Screen Competition – 80′)
Zwei Frauen, Hannah und Anna, leben einsam auf einer verlassenen Insel. Die zerbrechliche Hannah scheint auf Anna angewiesen zu sein, doch die Gefahr auf ihren Körper und ihr Leben bleibt über den ganzen Film sehr abstrakt. Überhaupt bleibt in Regisseurin Antoniaks Film vieles im Dunkeln. Von den Drohnenbildern der Meereslandschaften über die Architektur des Hauses, in dem sich die beiden Frauen einnisten, bis hin zur Art, wie die Kamera auf die Körper – vor allem den von Anneke Sluiters – hält: Was „Splendid Isolation“ am narrativen Schlüsselbund fehlt, macht er mit einer enigmatischen Bildsprache wett.
Covid und die potenzielle Angst des Verlustes eines Lebenspartners war für Urszula Antoniak der Ausgangspunkt für ihren Film. Vor allem die dritte Figur, die sich dem isolierten Paar nähert und die es gilt, auf Distanz zu halten, ist einfach auf die Pandemie zurückzuführen. Aber Antoniaks Sinn für Einstellungen verleiht dem Ganzen eine ungemütlich futuristische Note, die das Verhandelte vom Covid in eine interessante Universalität hebt.
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De Maart
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