Auf dem Siegerpodest erlaubte sich Johannes Thingnes Bö einen kleinen Scherz. Erst ein großer Schritt nach links, dann den rechten Arm waagerecht ausgestreckt, perfekt: Den Sicherheitsabstand zu seinen drei norwegischen Teamkollegen hielt der Biathlon-Star nach dem Triumph in der Mixed-Staffel ein, dem coronakonformen Siegerfoto stand nichts mehr im Wege.
Seit seiner Ankunft in China sitzt Bö als Kontaktperson des positiv getesteten Kombinierers Jarl Magnus Riiber in Isolation. Was er denn eigentlich machen dürfe, wurde der 28-Jährige nach seinem zweiten Olympiasieg gefragt. „Ich darf trainieren und Gold für Norwegen gewinnen“, sagte Bö und lachte.
Zur gemeinsamen Pressekonferenz durfte er aufgrund der strikten Regeln nicht, auch wenn er im Zielraum ausgiebig und ohne Sicherheitsabstand mit seinem älteren Bruder Tarjei sowie Tiril Eckhoff und Marte Olsbu Röiseland gefeiert hatte. Dass die Norweger überhaupt über Gold jubeln durften, lag aber auch an einer Slowenin.
Iris-Blende verloren
„Ein großes Danke an die slowenische Physiotherapeutin, die unseren Tag gerettet hat“, schrieb Startläuferin Röiseland auf Instagram. Ula Hafner hatte die Iris-Blende von Röiselands Waffe, ein wichtiger Teil des Visiers, kurz vor dem Start im Schnee gefunden und sie einem norwegischen Betreuer gegeben. Dieser platzierte die Iris vor dem ersten Schießen auf der richtigen Matte. Röiseland musste auf dem Schießstand erst mal schrauben, schrauben und schrauben. Die beste Biathletin des Winters blieb aber ruhig und benötigte nur einen Nachlader.
Mit dem Olympiasieg erfüllte sich für die 31-Jährige „ein großer Traum“. Röiseland war bereits elfmal Weltmeisterin, aber nie Olympiasiegerin. Dieser Meilenstein erreichte sie erst durch die Mithilfe der slowenischen Glücksbringerin ganz im Sinne des olympischen Geistes. „Ich bin froh, dass ich es gefunden habe und helfe gerne“, sagte Hafner.
Sie habe sich sehr mit den Norwegern gefreut. Gold wäre ohne ihre Hilfe unmöglich gewesen. Deshalb wird Röiseland der „wahren Heldin des Tages“ wohl für immer dankbar sein. (SID)
De Maart
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