Sie war auch oft bei Kulturveranstaltungen unterwegs. Unvergesslich bleiben auch Porträts von Künstlern. Mit ihrem Bild von Wil Lofy hat sie diesen nicht nur porträtiert, sondern das Multitalent in einer typischen Pose abgelichtet. Mit dem Hinweis auf diesen extravaganten Künstler möchten wir Lofy stellvertretend für alle anderen 2021 verstorbenen bildenden Künstler nennen. Ausstellungsmäßig sei rückblickend auf die zwei noch lebenden Maler Jean-Marie Biwer und Brandy erinnert, die durch Schaus im Mudam und im MNHA für museales Interesse an Kunst aus Luxemburg gesorgt haben. Selektiv geschichtlicher ging es im Vauban und zeitgenössischer im Casino und im Mudam zu. Kurzum, ganz unterschiedliche Künstler aus Luxemburg haben 2021 musealen Charakter erreicht.
Michel Blanc und Cito im MNHA …
Das nationale Museum für Geschichte und Kunst (MNHA) hält seit geraumer Zeit die Tradition der heimischen Kunstgeschichte hoch, etwa indem immer wieder an Werke und Künstler aus vergangenen Jahren durch kompetente Führungen erinnert wird. Am kommenden 6. Januar stehen anlässlich einer Visite der „Amis des musées“ der Maler Pierre Blanc und der Bildhauer Claus Cito im Mittelpunkt. Ist Nicolas Joseph „Claus“ Cito durch sein Werk „Gëlle Fra“ weit über unsere Grenzen bekannt, so ist das bei Blanc weniger der Fall.
Cito wurde am 16. Mai 1882 in Bascharage geboren und starb am 5. Oktober 1965 in Petingen. Er entwarf die „Gëlle Fra“ 1921 und erhielt bereits 1909 den „Prix Grand Duc Adolphe“, was deutlich besagt, dass er zu den bekanntesten Bildhauern seiner Zeit zählte. Pierre Blanc wäre 2022 rund 150 Jahre alt geworden. Am 6. Juni 1872 geboren, starb er 1946. Nach Studien in München, Paris und Prag wirkte er in Luxemburg, war Mitbegründer des CAL und deren Präsident von 1906 bis 1910 und später noch einmal von 1919 bis 1927.
Auf der Einladung zu besagtem Rundgang ist sein 1916 gemaltes Porträt eines „kleinen Mädchens“ zu sehen. Im Buch „Signatures“ von Lambert Herr figuriert in Form einer Federzeichnung ein Eigenporträt aus dem Jahr 1941, also fünf Jahre vor seinem Tode. Er übte den Beruf des Kunstlehrers aus und ging seiner Passion für das Malen mit Eifer nach, sodass sein Œuvre zahlreiche Werke diverser Maltechniken und Genres umfasst, wobei er eine Vorliebe für sogenannte Historienbilder entwickelt hatte. Pierre Blanc erhielt 1911 den „Prix Grand-Duc Adolphe“. Der Name Pierre Blanc darf in der Betrachtung der Luxemburger Kunstgeschichte nicht fehlen. Blanc ist nicht allein. Mit seinem 150. Jubiläum auch der Maler und Architekt Sosthène Weis, der am 29. Januar 1872 geboren wurde und 2022 ganze 150 Jahre alt geworden wäre. Er starb am 28. Juli 1941 in Luxemburg.
… und Auguste Trémont in der Galerie Schlassgoart
Neben Cito ist ein anderer Bildhauer zu würdigen. 2022 wäre Auguste Trémont 130 Jahre alt geworden. Am 31. Dezember 1892 in Luxemburg geboren, starb er am 23. Oktober 1980. Nach Studien in Luxemburg und Paris lebte er als unabhängiger Künstler in Luxemburg, wo er zahlreiche Werke im öffentlichen Raum schuf, etwa die beiden Löwen am Eingang zum Gemeindehaus in Luxemburg-Stadt, die Portale am Bischofspalais und der Kathedrale oder Monumente in der Hauptstadt und anderen Ortschaften. Er ist vor allem für seine Tiermotive bekannt, hat zahlreiche Skulpturen von Tieren geschaffen, war Mitglied des CAL. Er beteiligte sich an der „Sécession“-Bewegung und wirkte künstlermäßig auch in Paris. 1918 erhielt er den „Prix Grand-Duc Adolphe“. Um Trémont, der liebevoll „Gust“ genannt wurde, zu ehren, wird im Rahmen von Esch 2022 eine große Werkschau in der Galerie Schlassgoart in Esch-Alzette organisiert.
Klangvolle Namen der Luxemburger Kunstgeschichte sollten andere weniger bekannte Künstler nicht verdrängen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, haben wir zehn Künstler(innen) ausfindig gemacht, die 2022 ein 100-jähriges Jubiläum zu feiern hätten. Interessanterweise darunter auch einige Frauen, etwa Gisèle Wagner (31.5.1922), Madeleine Marson-Steichen (13.4.1922), Léonie Thill (17.2.1922), Verena Geiser (22.11.1922), Jacqueline Kioes (21.10.1922), die Preise in Paris und New-York erhielt, sowie Fernande Welter-Klein (3.4.1922). Letztere war Mitglied des CAL und wurde 1975 mit dem „Adolphe“-Preis ausgezeichnet. Von den 100-jährigen Jubilaren seien außerdem die Künstler Marcel Schumacher (22.4.1922), CAL-Mitglied René Feltz (1922), Jean-Pierre Linden, genannt Jemp, (27.11.1922) und Jean Henzig (14.4.1922), der für seine Kirchenfenster u.a. der Eglise St. Michel bekannt ist, genannt.
Weitere Jubilare wären zu nennen, doch würde dies den Rahmen dieser Rubrik sprengen. Bestimmt wird dieser oder jener Künstler in seinem Geburts- oder letztem Wohnort mit einer Ausstellung geehrt werden. Die Gemeinde Kayl-Tetingen hat mit dem Bau des „Ferrum“-Museums und der Präsentation der ersten Kirscht-Ausstellung in den neuen Räumlichkeiten gleich einem aus der Nachbarortschaft Rümelingen stammenden Künstler ein würdiges Denkmal gesetzt. Emile Kirscht, der im kommenden Juni 109 Jahre alt geworden wäre, hat mit der bis ins Jahr 2022 laufenden Retrospektive eine verdiente Hommage erhalten. Allen Gemeindevätern sei dieses Beispiel zur Nachahmung empfohlen. Das Kulturjahr 2022 bietet in der Tat Gelegenheit, zur Belebung heimischer Kunstgeschichte beizutragen.
De Maart
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