Mittwoch22. Oktober 2025

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Luftfahrt Ende einer Ära – Airbus liefert letzten Riesenjet A380 aus

Luftfahrt  / Ende einer Ära – Airbus liefert letzten Riesenjet A380 aus
16 Jahre nach dem Erstflug des weltgrößten Passagierjets lieferte Airbus am Donnerstag den letzten A380 an die arabische Airline Emirates aus Foto: dpa/Christian Charisius

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Platz für bis zu 853 Passagiere, eine Reichweite von mehr als 15.200 Kilometern – der Airbus A380 ist ein Flugzeug der Superlative, das Flugzeugfans weltweit immer noch begeistert. Airlines sehen bis auf wenige Ausnahmen indes keine Chancen mehr für solche Riesenflieger.

Das Kapitel A380 ist für den Flugzeugbauer Airbus zu Ende – nur 16 Jahre nach dem Erstflug. Die arabische Airline Emirates wollte die allerletzte Maschine des weltgrößten Passagierjets am Donnerstag auf dem Werksgelände im Hamburger Stadtteil Finkenwerder in Empfang nehmen. Am selben Tag hob das Flugzeug mit der Seriennummer MSN272 zum Überführungsflug ab, dann mit der amtlichen Emirates-Kennung A6-EVS. Anders als zum weltweit beachteten Start wurde es eine leise Feier: Wegen der anhaltenden Corona-Pandemie waren keine Gäste zugelassen.

Mit dem gigantischen Flugzeug, das in Größe und Kapazität den legendären Boeing-Jumbo 747 in den Schatten stellt, wollte der europäische Flugzeugbauer einst die Luftfahrt revolutionieren. Die Idee der Entwickler war, auf Rennstrecken zwischen großen Luftverkehrsknoten möglichst viele Passagiere mit möglichst wenigen Flugzeugen transportieren zu können. „Die zunehmende Verdichtung des Luftraumes und der Platzmangel an den Flughäfen verlangen geradezu nach größeren Flugzeugen“, formulierte Konstrukteur Jürgen Thomas, der als „Vater des A380“ gilt. Große Chancen rechnete man sich vor allem in Asien aus. Der langjährige Airbus-Verkaufschef John Leahy vertrat diese Argumentation auch noch, als er schon jahrelang keine neuen A380-Bestellungen mehr hereingeholt hatte.

Mittlerweile haben sich Kundenwünsche geändert – Airlines bevorzugen eher kleinere zweistrahlige Maschinen für möglichst viele Direktflüge auch zwischen kleineren Flughäfen in aller Welt. Denn Riesenflieger wie Boeings 747 oder eben der A380 verbrauchen mit ihren vier Triebwerken viel Treibstoff – das ist nicht wirtschaftlich, besonders wenn die Jets nicht voll besetzt sind. Hinzu kommen höhere Wartungskosten. Auch Boeing hat das Ende der 747-Ära deswegen schon verkündet.

Unter dem Strich wohl keinen Euro verdient

Zwar hat Airbus Mitte des vorigen Jahrzehnts immerhin in der laufenden Produktion die Gewinnschwelle erreicht – unter dem Strich aber wohl keinen Euro mit dem Flugzeug verdient, rechnet man milliardenschwere Entwicklungskosten hinzu. Nach etlichen Abbestellungen musste der frühere Airbus-Chef Tom Enders 2019 die Reißleine ziehen und verkündete vorzeitig das Aus für das A380-Programm. In die Entwicklung des Flugzeugs flossen öffentliche Gelder – vor allem aus Frankreich, Deutschland und Spanien. Airbus versprach nun, dass das Projekt A380 nicht beendet sei – schließlich wolle man die vorhandene Flotte weiterhin unterstützen. Beispielsweise arbeitet der Hersteller nach eigener Aussage weiter daran, die Wettbewerbsfähigkeit der Flugzeuge zu verbessern, etwa bei den Wartungskosten, wie Vorstandsmitglied Philippe Mhun sagt.

Der doppelstöckige Passagierjet hatte Airbus schon länger große Sorgen bereitet. Kaum noch eine Fluglinie hatte das Modell geordert. Wie viele A380 man verkaufen wollte, wurde zwar nie offiziell beziffert. „Damals gab es völlig überzogene Marktprognosen“, sagt aber der Luftverkehrsexperte Andreas Spaeth. Er geht davon aus, dass Airbus erst „jenseits der 500“ Geld mit dem A380 verdient hätte. Mit dem letzten Emirates-A380 waren es am Ende nur 251 ausgelieferte Maschinen.

Der Riesenflieger war immer auch ein Prestigeprojekt im Kampf gegen den großen US-Rivalen Boeing, der den Himmel der vierstrahligen Großraumflieger damals mit dem Jumbo allein besetzt hatte. „Der Airbus A380 wird nie fliegen. Für dieses Flugzeug gibt es keinen Markt, das bringen die Europäer nicht fertig“, prophezeite Boeing einst. Vor diesem Hintergrund sagt Airbus-Vorstandsmitglied Mhun heute: „Ich denke, das war es wert. Bedenken Sie, dass wir ein Herausforderer von Boeing waren. Es war die richtige Entscheidung.“ (dpa)