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Kunstecke2022: Jubiläen erinnern an große Künstler – darunter P. Mondrian, R. Hamilton, Corneille & L. Freud

Kunstecke / 2022: Jubiläen erinnern an große Künstler – darunter P. Mondrian, R. Hamilton, Corneille & L. Freud
Simon Hantaï wurde in Ungarn geboren – später nahm er die französische Nationalität an Foto: Archiv

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In den letzten zwölf Monaten hat sich wenig verändert. Zwar haben wir keinen totalen Lockdown mehr, doch Einschränkungen im gesellschaftlichen Leben sind geblieben. Die Pandemie lebt, Autoren, bildende Künstler, Dramaturgen und viele Kulturschaffende haben sich trotzdem mit dem in immer neuen Varianten grassierenden Virus beschäftigt. Die Kultur hat die Pandemie aufgearbeitet, doch sie leidet noch immer. Für 2022 gibt es neue Lichtblicke, Museen planen wieder mit mehr Zuversicht, kurzum, es bieten sich Möglichkeiten, Jubiläen einiger Künstler, die vor 100 oder 150 Jahren geboren wurden, mit Ausstellungen zu feiern. Greifen wir kurz einige klangvolle Namen der Kunstgeschichte heraus.

100 Jahre Hamilton – 150 Jahre Mondrian

Am 24. Februar 1922 in Pimlico/London geboren, starb Richard Hamilton am 13. September 2011 mit 89 Jahren in seiner Heimatstadt. Er gilt als einer der Vorreiter der Pop-Art, ein Renommee, das er laut Wikipedia 2014 mit einer Retrospektive in der Tate Modern in London untermauert hat. Bereits 1955 hat Hamilton in seiner Schau „Man, Machine and Motion“ und zwei Jahre später mit einem Collage-Werk diesen Anspruch erhoben. Nach Studien war er vielerorts beschäftigt, organisierte Ausstellungen am Institute of Contemporary Arts, kam in Kontakt mit Künstlern anderer Gattungen, unterstützte Kollegen wie David Hockney oder Peter Blake und seine Werkschau „This is Tomorrow“ gab ihm die Kraft, sich politisch zu engagieren, etwa in der Bewegung für atomare Abrüstung. Er nutzte seine Kunst in diesem Sinne, machte sich nicht überall Freunde und bestach künstlerisch durch seine Art der „Farbumkehrung“, indem er beispielsweise farbige, fröhliche Bilder in „Schwarz“ umsetzte und so eine völlig andere „Wahrnehmung“ erzielte. Er spielte selbst in Filmen mit und glänzte ab 1970 bis zu seinem Tode international mit Ausstellungen in Europa und den USA. 1963 vertrat er sein Land bei der Kunstbiennale in Venedig und war u.a. 1968 und 1997 bei der Documenta in Kassel präsent, auch erhielt er mehrere Kunstpreise.

Weil am 7. März 1872 geboren, steht 2022 das 150. Jubiläum des niederländischen Malers Piet Mondrian an. Er ist am 1.2.1944 gestorben. Wie bei vielen seiner „Arbeitskollegen“ wird das Werk dieses Künstlers, der durch seine Bilder mit unterschiedlich angeordneten geometrischen Formen und breiten Farbflächen als einer der Wegbereiter der abstrakten Malerei über seine Landesgrenzen hinaus bekannt war, in unserer auf Konsum ausgerichteten Welt in sogenannten Merchandising-Artikeln missbraucht. Ob Uhren, Handtaschen, Kopftücher oder Kugelschreiber und dergleichen mehr, man trifft überall auf die Mondrian-Handschrift. Schade, denn der Künstler hat im Verbund mit anderen Kollegen der von Theo van Doesburg 1932 gegründeten De-Stijl-Zeitschrift kunsttheoretisch mit seinen Beiträgen so manches bewegt. Seine Linien, seine Farben, seine Formen, sein minimalistisch geschaffenes „Farbgerüst“ sind einprägsam und von meditativer Natur zugleich. Mondrian begann als Landschaftsmaler und liebte es, bildliche Motive farblich fern der Wirklichkeit darzustellen oder aber auch mal aus seiner Sicht realistisch zu reproduzieren. Ab 1917 konzentrierte er sich auf seine sorgsam gezeichneten Rechtecke und die Primärfarben Rot, Blau und Gelb sowie Schwarz und Weiß. Seine Spätwerke sind gemäß Kunstlexikon „Ausdruck einer völlig autonomen Bildwelt“ sowie einer „idealen Gegenwelt zur Realität“. Mondrians 150-jähriges Jubiläum dürfte für neue Ausstellungen und Rezensionen sorgen.

Hantaï, Freud, Corneille und Diebenkorn

Aus der zweiten Jahreshälfte 2022 gäbe es mehrere Jubiläen von Künstlern zu erwähnen, etwa Simon Hantaï, der am 7. Dezember 1922 in Ungarn geboren wurde und am 12. September 2008 in Paris starb. Er nahm 1966 die Nationalität seiner Wahlheimat an. Er wird als Maler der abstrakten Art angesehen. Das „Centre Pompidou“ würdigte ihn 1976 mit einer Retrospektive. 1982 vertrat er Frankreich bei der Kunstbiennale in Venedig. Kein unbedeutender Maler, der sich durch seine sonderbare „Falten“-Technik in seinen abstrakten Arbeiten auszeichnete. Werke von ihm sind in mehreren Museen in Paris zu besichtigen.

Auch der englische Maler Lucian Freud, am 8. Dezember 1922 in Berlin geboren, würde 2022 einen runden Geburtstag feiern. Als Enkel des bekannten Psychologen Sigmund Freud hat Lucian sich nicht auf Traumdeutungen eingelassen, vielmehr wandte er sich der realistischen Malerei zu. Ob Landschaften oder Blumenstillleben, er wollte präzise sein, stimmte seine Farbpalette darauf ein, wechselte jedoch Ende der 50er-Jahre zu einem gröberen Pinselstrich und kräftigeren Farben über. Mehr und mehr waren es Menschen, nackte menschliche Körper in ganz unterschiedlichen Stellungen und Situationen, die den Künstler bewegten und den Betrachter seiner Bilder entweder in den Bann zogen und/oder gar schockierten. Er machte dabei nicht vor seinem familiären Umfeld halt, porträtierte gar seine eigenen Kinder. Ihm ging es darum, seine Beobachtungen festzuhalten. Die von ihm dafür ausgewählten Personen nahmen dies meist gar nicht richtig zur Kenntnis, was den Bildern eine gewisse Entspanntheit verlieh. Lucian Freud verstarb am 20. Juli 2011.

In Luxemburg bekannt und in einer Galerie der Hauptstadt mit Expos vertreten bleibt in unserer selektiven Vorschau auf interessante Geburtstage von bekannten Künstlern der Niederländer Cornelis Guillaume van Beverloo, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Corneille. Am 3. Juli 1922 geboren, starb Corneille am 15. September 2010. Konnten wir 2021 auf den 100. Geburtstag von Karel Appel zurückblicken, so steht nun mit Corneille ein weiterer Repräsentant der CoBrA-Bewegung auf der Matte. Die aus dänischen, belgischen und niederländischen Künstlern gebildete Bewegung agierte in den Jahren 1948-1950. Neben den Anfangsbuchstaben der Städte Kopenhagen, Brüssel und Amsterdam berief sich die Gruppe auch auf die Kobra-Schlange und ihre legendäre Aggressivität. Es ging den Künstlern darum, „bürgerliche Normen“ zu überwinden, neue Wege zu gehen. Corneille tat dies mit einer farbig deftigen und recht eckigen Malerei. Seine Motive bezog er aus der Wirklichkeit, vermischte diverse Komponenten, etwa Zahlen und Buchstaben, verfremdete dies zusätzlich mit einem Touch Abstraktion und schuf so eine eigene interpretationsträchtige Bilderwelt.

Den bunten Reigen an Jubiläen im kommenden Jahr möchten wir mit einem Künstler abschließen, der in unseren Gefilden eher nicht so bekannt ist. Richard Diebenkorn, am 22. April 1922 in Oregon (USA) geboren, verstarb am 30. März 1993. Er war recht aktiv in den ersten Jahren des amerikanischen abstrakten Expressionismus. Von Mark Rothko und anderen Vertreter besagter Gattung beeindruckt, wandte er sich später davon ab. Er malte fortan seine amerikanische Umwelt, Landschaften etwa, in die er kurz angedeutet typische Gestalten einpasste. Aus den 50er-Jahren bleibt, wie der Kunstkalender notiert, seine „Berkeley-Serie“ mit abstrahierten Landschaften und „gestisch ausladender Farbmalerei“. In den 70er-Jahren fokussierte er seine Malerei auf eine beeindruckende Serie an abstrakt geometrisch und farblich grell leuchtend gehaltenen Kompositionen mit dem Sammeltitel „Ocean Park“. Er hinterlässt ein beeindruckendes Œuvre, das vor allem in den USA gewürdigt wird.

Auf Ausstellungen mit Werken von diesen Jubilaren, entsprechenden Hommage-Retrospektiven sowie andere Events wird in einem weiteren Ausblick auf das Kunstjahr 2022 zurückzukommen sein.