Dabei legte der Norweger eine Demonstration seiner Stärke hin und ließ mit dem Kantersieg viele Experten irren, die ein spannendes Duell vorhergesagt oder den Russen durch seine mit 4:1-Siegen positive Bilanz gegen Carlsen sogar im Vorteil gesehen hatten.
Die schlussendlich letzte Partie am Freitag, die der Herausforderer nicht verlieren durfte, wurde erneut zum Spiegelbild der zweiten Phase des Wettkampfes. Nepomnjaschtschi war gewillt, Ressourcen in der ausgeglichenen Position mit den weißen Steinen zu finden, doch ein böser Fehler in der taktischen Bewertung der Stellung kippte die Partie im 23. Zug in Richtung Carlsen. Der Norweger wählte den sicheren Gewinnweg und konnte gegen einen verzweifelten Gegner das klar gewonnene Turmendspiel locker nach Hause schaukeln. Einige Experten vermuteten sogar, dass der Russe mit seinem letzten Fehler lieber die Qualen beenden wollte als die drei letzten Spiele gewinnen zu müssen.
„Nicht der ganz große Jubel“
Nach fünf Unentschieden zu Beginn wurde die zweite Hälfte nämlich zum Horrorerlebnis für den Russen, der von sechs Partien gleich vier verlieren sollte. Der neue und alte Weltmeister konnte daher nicht überschwänglich feiern nach der Partie: „Ich bin natürlich erleichtert, aber es kommt jetzt nicht der ganz große Jubel auf, da die Lage mit der klaren Führung einfach zu komfortabel war. Ich bin aber sehr zufrieden mit meiner sehr guten Gesamtleistung.“
Der Norweger wies dabei auf das Schlüsselereignis aus der sechsten Partie hin, als er aus einem leichten Vorteil einen langen Weg zum Sieg fand und diesen nach fast acht Stunden und 136 Zügen vergoldete: „Ich bin sehr stolz auf meinen Kraftaufwand in der sechsten Partie, dessen Ausgang die Grundlage für alles war. Der Endstand fiel in der Folge sehr deutlich aus, doch die früheren Wettkämpfe hätten mit einer Führung auch so laufen können“, verwies Carlsen selbstbewusst auf die letzten beiden Duelle mit Sergey Karjakin (Russland) und Fabiano Caruana (USA), die beide erst im Tiebreak entschieden wurden.
Nepomnjaschtschi muss die Niederlage hingegen erst mal sacken lassen: „Das Duell spielen zu können war eine tolle Erfahrung, auch wenn es nicht zum gewünschten Erfolg geführt hat. Das Ergebnis spiegelt nicht den engeren Verlauf wider, aber es sind Sachen passiert, die mir noch nie unterlaufen sind. Ich habe in meiner Karriere einige dumme Partien verloren, aber noch nie so viele am Stück.“ Im nächsten Jahr will der Russe jedoch den nächsten Versuch unternehmen, über das Kandidatenturnier, für welches er bereits qualifiziert ist, das nächste WM-Duell 2023 gegen Carlsen zu erreichen und dann seine Revanche zu nehmen.
De Maart
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