Fürs Wochenende sind die nächsten Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen geplant. Benoît Joachim ist sozusagen ein Mann der ersten Stunde dieser Veranstaltungen. Der ehemalige Radprofi und DP-Kandidat bei Parlaments- und Kommunalwahlen demonstrierte bereits im Sommer 2020 in Berlin neben Rechtsextremen, Reichsbürgern, Querdenkern und Impfgegnern, als einige versuchten, das Reichstagsgebäude zu stürmen. Joachim behauptete anschließend, dass er auf einer anderen Demo gewesen sei – mit ungefähr einer Million Menschen. Die offiziellen Behörden sprachen von rund 39.000 Demonstranten. Damals schrieb der 45-Jährige auf Facebook: „Berlin now, Luxembourg next.“ Am vergangenen Samstag erinnerte der ehemalige Radprofi an diesen Post, als er an der unangemeldeten Demonstration teilnahm, während der es zu Ausschreitungen kam. Benoît Joachims Halbbruder, der Fußballer Aurélien Joachim, lehnt die Covid-Impfung bisher ebenfalls ab.
Als früherer Teamkollege von Lance Armstrong, dem nachgesagt wird, eines der ausgeklügelsten Dopingsysteme der Sportgeschichte betrieben zu haben, braucht Joachim sich nicht um den Spott für seine ablehnende Haltung gegenüber der Corona-Impfung zu sorgen. Die Kommentare unter seinen Posts reichen von „Als früherer US-Postal-Fahrer gegen das Impfen? Genau mein Humor“ über „Beim Armstrong häss de e Fouss an den Aarsch kritt, wanns de keng Spretz gewollt häss“ bis hin zu „Sie sind eine Flachpfeife mit zuviel Doping im Hirn! Eine Schande für den Radsport“.
Mit Doping hatte Joachim bereits in seiner aktiven Laufbahn zu tun, als er 2001 positiv auf das anabole Steroid Nandrolon getestet wurde. Trotz positiver B-Probe wurde er aufgrund eines Formfehlers freigesprochen. 2001 war ohnehin kein einfaches Jahr für den Monnericher. Er musste sich mit anderen Angeklagten vor Gericht in einer Affäre um gestohlene Computer verantworten, in der er freigesprochen wurde.
Dass Benoît Joachim polarisiert, ist nicht neu – das hat er bereits zu seiner aktiven Karriere und auch anschließend immer wieder. So bezeichnete er den lebenslänglich gesperrten Doping-Arzt von Lance Armstrong, Michele Ferrari, als Genie und bereute es, nicht mit dem Mediziner zusammengearbeitet zu haben. In einem Tageblatt-Interview, unmittelbar vor dem Kongress des Radsportverbandes FSCL 2016 sagte er, dass im Kampf gegen Doping die Medien das Problem sind, die darüber berichten. Bei der Wahl um die Präsidentschaft der FSCL war Joachim dem aktuellen Präsidenten Camille Dahm klar unterlegen.
Dem Radsport blieb er, der für den Anfang einer sehr erfolgreichen Zeit des luxemburgischen Radsports steht, auch nach 2016 erhalten. Unter anderem war der ehemalige US-Postal-Fahrer, der 2000 und 2002 bei zwei von Armstrongs Siegen bei der Tour de France im Aufgebot stand, als Sportlicher Leiter bei der Regionalmannschaft „Jonk Léiwen“ tätig.
Dass sich Joachim, der heute eine Immobilienagentur betreibt, aber so klar gegen die Politik der Regierung stellt, mag dann doch verwundern, immerhin verband ihn eine lange Freundschaft mit Premierminister Xavier Bettel. 2009 trat der erste Luxemburger, der das Leadertrikot der Vuelta überstreifen durfte, für die DP bei den Parlamentswahlen an und belegte Rang 13 im Süden. 2011 versuchte er es noch einmal bei den Kommunalwahlen, trat in der Stadt Luxemburg an und belegte am Ende den siebtletzten Platz auf der Liste seiner Partei. Dass er in Zukunft noch einmal auf einer DP-Liste auftauchen wird, scheint eher unwahrscheinlich. (cs)
De Maart
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