Anlässlich einer Festsitzung zum 50. Jubiläum entführte Generalsekretär Georges Kintziger die zahlreich erschienenen Gäste, darunter Dr. Giuseppe Colantonio, Vorsitzender des Internationalen Volkssportverbands, auf eine fünf Jahrzehnte umfassende Zeitreise. 1968 entschieden sich Wanderverbände aus Deutschland, der Schweiz, Liechtenstein und Österreich zur Gründung des Internationalen Volkssportverbands (IVV). Die damalige Philosophie, die Organisation von sportlichen Veranstaltungen für jeden Menschen, unabhängig von Alter oder Geschlecht und ohne Wettbewerbsdruck, führte zum Erfolg des Wandersports. Die ersten Wandervereine im Land waren damals Mitglied im saarländischen Landesverband. Eine erste internationale IVV-Wanderung fand am 20. Mai 1971 in Hamm statt. 1.275 Wanderer gingen dort an den Start.
Am 20. November 1971 legten 23 Vereine den Grundstein des luxemburgischen Dachverbandes FLMP. Der erste Vorsitzende, René Hochstrass, leitete die Geschicke des Verbandes bis 1988. Drei Monate später, am 6. Februar 1972, nahm der IVV die FLMP neben den vier Gründungsländern als erstes Mitglied auf.
Seit 1975 im Olympischen Komitee
Weitere Meilensteine waren die Anerkennung durch das Luxemburgische Sportkommissariat sowie die Verleihung des Titels „utilité publique“ durch das Sportministerium. Am 22. Februar 1975 wurde der Luxemburgische Wandersportverband offizielles Mitglied im luxemburgischen Olympischen Komitee COSL. Der Wandersport gewann zusehends an Popularität. Immer mehr Vereine und sogenannte Marschsektionen von Feuerwehren, Chören oder Sportvereinen schlossen sich dem Dachverband an. Heute zählt die FLMP rund 4.000 Lizenzen und 45 Vereine.
Als Ausgangsort der Wanderungen dienten einst eine Scheune oder eine Kneipe, so Georges Kintziger. Heute sind es moderne Sporthallen oder Kultureinrichtungen. Lange Jahre sammelten die Wanderer interessante Medaillen. Die organisierenden Vereine bemühten sich stets um attraktive Medaillenmotive bis hin zu vollständigen Serien. Später erweiterten die Wandervereine die Auszeichnungen um Bierkrüge oder Weingläser. Der einzige Wettkampf im Wandersport bestand darin, mit einer möglichst hohen Teilnehmerzahl an den IVV-Wanderungen teilzunehmen. Denn, die aktivsten Vereine werden mit einem Pokal belohnt.
50 Jahre später ist der Verband bestens für die Zukunft aufgestellt, so Präsident Romain Buschmann im Tageblatt-Gespräch. Vor rund zehn Jahren stand die FLMP in einer demografischen Krise. Die Mitglieder wurden immer älter, Nachwuchs gab es kaum. Der Vorstand schlug neue Wege ein und reagierte auf den Gesellschaftswandel. Großveranstaltungen, ein nationaler Wandertag, Yuppi-Walk für Kinder oder etwa der Young Walkers Day für Jugendliche wurden ins Leben gerufen. Das Angebot an Wanderungen wurde durch sogenannte „permanente Wanderwege“, Wandercups und Trails mit IVV-Wertung ausgeweitet. Geführte Wanderungen durch die schönsten Regionen des Landes mit einer Extraportion an Wissensvermittlung durch erfahrene Touristenführer locken ebenfalls viele Interessenten an. Die Bemühungen hätten ihre Früchte getragen, die Mitgliederzahl sei gestiegen und das Durchschnittsalter auf 46 Jahre gesunken, so Romain Buschmann.
Vier Fragen an FLMP-Präsident Romain Buschmann
Welchen Einfluss hatte die Pandemie auf die organisierten Wanderungen?
Alle Veranstaltungen mussten abgesagt werden. Es erfolgte recht schnell ein Wanderboom in der Form des Individual-Wanderns. Not macht bekanntlich erfinderisch und so wurde die Idee der Cups geboren. Mittels bestehender Smartphone-Anwendungen konnten die Wanderer ihre Routen aufzeichnen und somit Eintragungen in den Wertungsheften vornehmen lassen.
Kann man durch diese Entwicklung behaupten, die Pandemie hätte sich positiv auf das Wandern ausgewirkt?
Ja, durchaus. Plötzlich waren Wanderstrecken im Angebot, von denen man vorher wegen fehlender Vereinsstrukturen in verschiedenen Teilen des Landes nur träumen konnte. Außerdem erlaubt die digitale Aufzeichnung mit IVV-Wertung das Wandern zu jeder Zeit, unabhängig von organisierten IVV-Wanderungen. Dank sozialer Medien und der Präsenz der FLMP in den Medien wuchs die Mitgliederzahl weiter an. Unsere permanenten Wanderwege sowie die Trails verzeichneten Besucherrekorde. Allerdings gibt es eine Kehrseite der Medaille: Beim individuellen Wandern bleibt das soziale Zusammensein auf der Strecke. Mit der vor zwei Wochen gestarteten Kampagne „Ons Vereiner (er)liewen“ gilt es wieder, die Gemeinsamkeit und das Zusammensein zu fördern.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Ich bin seit einem Monat Vorsitzender des europäischen Verbandes. Einerseits möchte ich die digitale Aufzeichnung mit IVV-Wertung fördern. Andererseits ist es mir ein wichtiges Anliegen, den nationalen und regionalen Tourismus zu fördern. Da schwebt mir die Organisation einer Wanderwoche mit Hotelübernachtungen vor. Während einer Woche sollen Wanderer aus aller Welt die Möglichkeit haben, das Land, jeden Tag eine andere Region, zu erwandern.
Welche Botschaft haben Sie zum 50. Jubiläum?
In Pandemiezeiten habe ich eigentlich nur eine Botschaft: Das Wandern ist Teil der Lösung. Regelmäßiges Wandern stärkt das Immunsystem ungemein, es reguliert Herz und Lungen sowie den Kreislauf. Bereits eine dreistündige Wanderung bringt positive Veränderungen der psychischen Gesundheit mit sich. Nach der Wanderung steigen die Stimmung und Gelassenheit an, negative Gefühle und Ängste sinken.
De Maart
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