Samstag8. November 2025

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KriminalitätIn Schwedens Bandenkrieg fallen täglich Schüsse – nun wurde ein Teenager-Idol niedergestreckt 

Kriminalität / In Schwedens Bandenkrieg fallen täglich Schüsse – nun wurde ein Teenager-Idol niedergestreckt 
Der junge Mann mit dem Künstlernamen Einar wurde auf offener Straße erschossen Foto: AFP/Jessica Gow

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Bei Schüssen in Schweden ist ein junger Rapper getötet worden. Die Tat befeuert die Debatten um die immer weiter zunehmende Bandenkriminalität.

In der Nacht zum Freitag traf es den 19-jährigen Nils Grönberg – und dies traf viele schwedische Teenager ins Herz, die für seine Musik und Texte unter dem Künstlernamen Einár schwärmten. „Ich weiß, wie viel er für die jungen Menschen bedeutet“, kondolierte Premierminister Stefan Löfven aus Brüssel.

Der Rapper wurde nahe seinem Zuhause in einer gutbürgerlichen Wohngegend niedergestreckt. Er ist vermutlich das bislang prominenteste Opfer der zunehmenden Bandengewalt in Schweden. In der kommenden Woche hätte er gegen Mitglieder einer Gang aussagen sollen.

Die ausufernde Kriminalität beschäftigt die schwedische Öffentlichkeit weit mehr als die Pandemie. Das Land hat nach einer staatlichen Erhebung seit 2018 die höchste Rate an Toten durch Schusswaffen innerhalb Europas. Im vergangenen Jahr kamen 46 Menschen so zu Tode, es wurden 109 Bombenanschläge verübt. Die bürgerliche Opposition ruft nach schärferen Strafen, die rot-grüne Minderheitsregierung unter Stefan Löfven setzt diese teilweise auch um. So sollen Bewährungsstrafen aufgehoben und der Polizei mehr „geheime Druckmittel“ in die Hand gegeben werden. Gleichzeitig glauben die Sozialdemokraten, durch eine verbesserte Integrationspolitik die immer jünger werdenden Neumitglieder, zumeist mit Migrationshintergrund, vom Einstieg in das Drogengeschäft abhalten zu können.

Einár, klassisch mit Baseballkappe und Goldkette ausgestattet, war in beiden Welten zu Hause – er ist aus bürgerlichem Hause, seine Mutter ist die durch Kinofilme bekannte Schauspielerin Lena Nilsson, seine Texte waren 2019 in Schweden die meistgespielten auf Spotify, das distinguierte öffentlich-rechtliche „Sveriges Radio“ ehrte ihn mit einer Auszeichnung.

Auf der anderen Seite machte er mit 17 Jahren Bekanntschaft mit Jugendstrafanstalten. Seine Texte gehörten der „Gangsta Rap“-Welt an. 2020 wurde er von dem konkurrierenden Rapper Yasin und Mitgliedern des „Varby-Netzwerkes“, einer kriminellen Organisation, gekidnappt und in den sozialen Medien vorgeführt. Gegen diese Gang hätte er jetzt aussagen sollen.

Geheime Adresse

Sei der Entführung lebte er wegen Todesdrohungen an einer geheimen Adresse, jedoch wohl nicht geheim genug. Vier Tage vor der Ermordung wurden Todesankündigungen in den sozialen Netzwerken publiziert. Vorwürfe in den konservativen Medien werden laut, warum er keinen ausreichenden Polizeischutz erhalten hat. Nach Augenzeugenberichten wurde er von zwei Tätern aus nächster Nähe erschossen, was einer Exekution gleichgekommen wäre.

Mit seinen Hits brachte er einem breiteren schwedischen Publikum die Probleme der Jugendlichen in den Vororten der großen Städte näher. Sie handeln von den großen Träumen und den Waffen, die notwendig sind, um sie wahrzumachen. Aber auch von der Sehnsucht nach Liebe in einer Welt der Gewalt. „Ey, der Tag, an dem du mich auscheckst, wird auf deinem Grabstein stehen“ lautet eine Zeile des Songs „Nr 1“.