23 Millionen MenschenItalien verpflichtet alle Arbeitnehmer zur Vorlage von Gesundheitspass

23 Millionen Menschen / Italien verpflichtet alle Arbeitnehmer zur Vorlage von Gesundheitspass
Nicht alle Italiener sind einverstanden mit der Regierungspolitik: Bis Donnerstag wurden 728 Mediziner vom Dienst suspendiert, weil sie sich nicht impfen ließen Foto: AFP/Alessandro Di Marco

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Ausgenommen sind eigentlich nur mehr Rentnerinnen, Arbeitslose und Hausmänner. Wer sich nicht dran hält, dem drohen Geldstrafen oder eine Suspendierung.

In Italien müssen künftig alle Arbeitnehmer eine Corona-Impfung oder einen negativen Test vorweisen, wenn sie ihrer Arbeit nachgehen. Vom 15. Oktober an sind alle Arbeitnehmer verpflichtet, dies mit dem sogenannten grünen Pass nachzuweisen. Andernfalls drohen Sanktionen. Die Regierung in Rom hält die Regelung für notwendig, um den öffentlichen Gesundheitsschutz zu verbessern und der Corona-Impfkampagne neuen Schub zu geben.

„Wir dehnen die Verpflichtung zum ‚grünen Pass’ auf die gesamte Arbeitswelt aus, sowohl auf den öffentlichen als auch auf den privaten Sektor“, sagte Gesundheitsminister Roberto Speranza am Donnerstagabend bei einer Pressekonferenz. „Wir tun dies im Wesentlichen aus zwei Gründen: um diese Orte sicherer zu machen und um unsere Impfkampagne zu stärken.“

Der „grüne Pass“ weist in Italien nach, dass der Inhaber gegen Covid-19 geimpft ist, in den vergangenen 48 Stunden negativ getestet wurde oder kürzlich von der Krankheit genesen ist. Derzeit muss der Pass bereits in den Innenräumen von Restaurants, in Kinos oder Sportstadien, in Intercity-Zügen, Bussen und auf Inlandsflügen vorgelegt werden.

Gegen die verpflichtende Einführung des Passes hatte es vielerorts in Italien Proteste gegeben. Medienberichten zufolge drohen Arbeitnehmern, die den Pass nicht vorlegen, Geldstrafen in Höhe von bis zu tausend Euro. Wer der Arbeit fernbleibt, weil er das Dokument nicht vorweisen kann, muss mit einer Suspendierung rechnen.

Eine Kündigung ist jedoch nicht als Sanktion für Impfverweigerer vorgesehen. Corona-Tests sollen laut Speranza nur für Menschen kostenlos sein, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht gegen das Virus impfen lassen können.

Die Entscheidung der Regierung betreffe „insgesamt 23 Millionen Arbeitnehmer, das gesamte Humankapital des Landes“, sagte Verwaltungsminister Renato Brunetta. De facto sind somit unter den Erwachsenen nur noch Rentner, Arbeitslose sowie Hausfrauen und Hausmänner nicht von der Passpflicht betroffen. Dem Regierungsbeschluss vorausgegangen waren lange Diskussionen zwischen den Koalitionspartnern sowie mit Gewerkschaften und Arbeitgebern.

Italien nicht alleine

Derzeit sind rund 75 Prozent der Italiener über zwölf Jahren vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Italiens Regierung verspricht sich durch die Verpflichtung zum Pass einen weiteren Schub für die Impfkampagne. Bei medizinischen Berufen besteht in Italien die Impfpflicht schon länger. Nach Angaben des nationalen Ärzteverbandes wurden bis Donnerstag 728 Mediziner vom Dienst suspendiert, weil sie sich nicht impfen ließen.

Von Italiens Lehrpersonal, für das ebenfalls bereits eine Impfpflicht gilt, haben 93,1 Prozent mindestens eine Corona-Impfdosis erhalten. Die meisten anderen Lehrerinnen und Lehrer sind nach Regierungsangaben ebenfalls zur Immunisierung bereit, warten aber noch auf einen Impftermin.

Mit dem verpflichtenden Gesundheitspass steht Italien nicht allein da: In Griechenland müssen sich alle ungeimpften Arbeitnehmer seit dem 13. September ein- oder zweimal die Woche auf eigene Kosten testen lassen. In Slowenien wurde der Gesundheitspass am Mittwoch für alle Arbeitnehmer zur Pflicht. (AFP)