Nach dem verheerenden Anschlag in der Nähe des Flughafens von Kabul hat US-Präsident Joe Biden den dafür verantwortlichen Terroristen mit Vergeltung gedroht. „Wir werden Euch jagen und Euch dafür bezahlen lassen“, sagte Biden am Donnerstag im Weißen Haus. Er kündigte Einsätze des US-Militärs gegen die für den Anschlag verantwortliche Terrormiliz Islamischer Staat (IS) an – und die Fortsetzung der Evakuierungen aus Afghanistan. Die Terroristen könnten die USA nicht dazu bringen, ihre „Mission“ zu stoppen, betonte Biden mit Blick auf die verbliebenen Amerikaner im Land. „Wir werden sie finden, und wir werden sie da rausholen.“
Bei dem Anschlag waren neben 13 US-Soldaten auch viele Afghanen getötet worden. Unbestätigte Medienberichte und Videos vom Tatort deuten auf Dutzende einheimische Todesopfer hin, hinzu kommen zahllose Verletzte. Zwei frühere Mitarbeiter des afghanischen Gesundheitsministeriums sprechen am Freitagmorgen von mindestens 72 Todesopfern. Das US-Verteidigungsministerium erklärte, es seien auch 18 Soldaten verwundet worden. Die Verletzten würden in speziell ausgerüsteten Flugzeugen ausgeflogen, hieß es.
Für die US-Streitkräfte waren es die ersten Soldaten seit Februar vergangenen Jahres, die in Afghanistan gewaltsam ums Leben kamen – und die schwersten Verluste dort seit einem Jahrzehnt. Biden ordnete an, die US-Flaggen über dem Weißen Haus und an allen öffentlichen Gebäuden bis Montagabend auf halbmast zu setzen, um der Opfer zu gedenken.
Gen. McKenzie: At this time, two suicide bombers, assessed to have been ISIS fighters, detonated in the vicinity of the Abbey Gate at Hamid Karzai International Airport and in the vicinity of the Baron Hotel. #HKIA pic.twitter.com/NzLAhpVkCz
— Department of Defense ?? (@DeptofDefense) August 26, 2021
„Wir werden nicht vergeben. Wir werden nicht vergessen.“
Der in Afghanistan aktive Ableger der Terrormiliz IS reklamierte den Anschlag für sich. Biden erklärte mit Blick auf die Gruppe, die USA hätten Informationen dazu, wo sich die Drahtzieher der Anschläge aufhalten – und würden auch ohne große Militäreinsätze Möglichkeiten finden, diese zur Rechenschaft zu ziehen, „wo auch immer sie sind“. Seine eindringlichen Worte an die Terroristen: „Wir werden nicht vergeben. Wir werden nicht vergessen.“
Nach US-Angaben hatten sich mindestens zwei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Eine der Detonationen ereignete sich demnach an einem Tor zum Flughafengelände, an dem US-Soldaten im Einsatz waren. Eine Reihe von Kämpfern der Terrormiliz IS habe anschließend das Feuer auf Zivilisten und Soldaten eröffnet, sagte US-General Kenneth McKenzie, der das US-Zentralkommando Centcom führt. Er warnte, es müsse mit weiteren Anschlägen gerechnet werden. „Wir tun alles, was wir können, um auf diese Angriffe vorbereitet zu sein“, sagte er. Es handle sich um eine „extrem aktive Bedrohungssituation“.
Die Evakuierungsmission in Kabul wurde dennoch weitergeführt. Die US-Luftwaffe und Flugzeuge Verbündeter hätten am Donnerstag ab dem Vormittag bis kurz vor Mitternacht (Ortszeit Kabul) rund 7.500 Menschen evakuiert. Damit sei die Zahl der seit Mitte August ausgeflogenen Afghanen und westlicher Staatsbürger auf 100.100 angestiegen, erklärte ein Vertreter des Weißen Hauses.
Die deutsche Luftwaffe flog am Donnerstag alle Bundeswehrsoldaten, Diplomaten und verbliebenen Polizisten aus dem Krisenstaat aus, wie Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sagte. Nach Angaben der Ministerin wurden 5.347 Menschen aus mindestens 45 Ländern evakuiert, darunter rund 500 Deutsche und mehr als 4.000 Afghanen.
Gen. McKenzie: Despite this attack, we are continuing the mission. The evacuation, at best speed, and as of today, we have approximately 5,000 evacuees on the ramp awaiting airlift. Since August 14, we have evacuated more than 104,000 civilians from #HKIA. pic.twitter.com/hK90IbC3sf
— Department of Defense ?? (@DeptofDefense) August 26, 2021
Kooperation mit Taliban möglich?
Der Evakuierungseinsatz der gut 5.000 US-Soldaten in Kabul soll trotz der jüngsten Ereignisse wie geplant am Dienstag kommender Woche enden, wie Biden betonte. Damit können auch die Verbündeten ihre Staatsbürger und früheren örtlichen Mitarbeiter nicht mehr evakuieren. Die Bundesregierung und die USA setzen allerdings darauf, dass die Taliban auch nach dem 31. August weiter kooperieren werden, um Ausreisen zu ermöglichen. Im Gegenzug dürften sie auf gewisse Hilfen der internationalen Gemeinschaft hoffen, so die Logik. Biden erklärte: „Sie sind keine guten Kerle, die Taliban. Das meine ich überhaupt nicht. Aber sie haben ein klares Interesse.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte anlässlich des Endes des deutschen Evakuierungseinsatzes: „Wir sind mit Hochdruck und Nachdruck dabei, eben Bedingungen auszuhandeln mit den Taliban darüber, wie weitere Ausreisen auch möglich sein werden.“
Die militant-islamistischen Taliban kontrollieren Kabul und damit auch das Gebiet um den Flughafen. Die Sicherheitslage hatte sich dort zuletzt noch einmal deutlich zugespitzt. Die Bundeswehr hatte bereits am Dienstag berichtet, dass zunehmend potenzielle Selbstmordattentäter des IS in Kabul unterwegs seien. Ähnlich hatte sich Biden geäußert. Die Terrormiliz sei auch ein „erklärter Feind“ der Taliban, hatte er Anfang der Woche erklärt. Biden begründete unter anderem mit dieser Terrorgefahr auch sein Festhalten am Abzug der US-Truppen.
Flucht über den Landweg
Tausende Menschen versuchen weiterhin vor der Gewalt ins Ausland zu fliehen. Seit mehr als einer Woche versammeln sie sich rund um verschiedene Eingänge des Flughafens, um auf einen Evakuierungsflug zu kommen. Dabei herrschten rund um den Flughafen dramatische Zustände.
Unterdessen brechen immer mehr Afghanen über Land in Richtung Pakistan auf. Täglich überquerten mindestens 10.000 Afghanen die Grenze bei Spin Boldak/Chaman, sagte ein Grenzbeamter. Zuvor seien es an normalen Tagen etwa 4.000 gewesen. Die meisten seien auf dem Weg zu Verwandten in Städten und Regionen unweit der Grenze.
Die Taliban hatten Mitte August die Macht in Afghanistan an sich gerissen. Die meisten Einheiten der afghanischen Sicherheitskräfte ergaben sich kampflos, Präsident Aschraf Ghani floh außer Landes.
		    		
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Wann lernt die westliche Welt endlich den Unterschied zwischen Taliban und IS ? Diese Oberflächlichkeit am Interesse Afghanistans , deren kulturelle Gegebenheiten , nur fixiert auf die Metropole Kabul hat der westlichen Allianz dieses Debakel zu verdanken. Unser Herr Außenminister , mag sein Anliegen auch gut gemeint unsere Werte zu exportieren , scheint in aller Naivität die Gegebenheiten im Staate Afghanistan ignoriert , anstatt das korrupte Regime mit Millionen zu unterstützen, wäre der Dialog mit den Paschtunen erfolgreicher gewesen.Auch wenn westliches Demokratieverständnis und sunnitischen Islam keinen gemeinsamen Nenner haben, wäre so dieser schmerzlicher Abgang der westlichen Allianz erspart geblieben. Unsere Politik ist in Afghanistan an der Tatsache gescheitert, der Feind meines Feindes ist mein Freund.
13 US Soldaten und viele Afghanen. Da ist sie wieder die westliche Überheblichkeit. Wüsste gerne, ob es dem TB auch einen Artikel in dieser Länge wert gewesen wäre, wenn es ausschließlich Afghanen gewesen wären, die zu Tode kamen. Deren Leben zählen nicht so viel, wie derer aus der westlichen Welt. Das ist die eigentliche Schande.
Der Westen glaubte wohl es besser machen zu können als die auch in Afghanistan gescheiterte ehemalige Sowjetunion.Dem ist nicht so.Ist der Islam also stärker wie der Kommunismus und der Kapitalismus?
Wann laut Biden, USA Informatiounen hunn wou déi Responsabel vun der Terrormiliz IS sinn, wisou sinn se déi dann net wärend deenen 20 Joer sichen gaangen? Hätt vill Mënschen d'liewen gerett. Oder gehéiert dat zu der Westlecher Strategie?