FR.A.RT (26)Myriam R. Schmit, 1947, Kirchberg

FR.A.RT (26) / Myriam R. Schmit, 1947, Kirchberg
 Foto: Anouk Flesch

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Myriam Schmit (myriamschmitart.com) arbeitete als Kunstlehrerin am „Lycée des garçons“ in Luxemburg, wo sie eine der Mitbegründerinnen der Kunstsektion war. Seit sie vor zehn Jahren in Rente ging, kann sie vermehrt ihrer Leidenschaft für die Bildhauerei nachgehen. Ihre Statuen bestehen aus Lehm, Holz, Harz oder Bronze und bilden Menschen oder Tiere ab. Schmit macht auch Readymades aus Handwerksutensilien. Diese interessieren sie besonders, da ihre Bronzewerke durch die Hände von vier bis fünf Handwerker*innen gehen, bevor sie fertiggestellt sind.

Tageblatt: Beschreiben Sie sich in drei Wörtern.

Myriam Schmit: Als Künstlerin geht es mir um Wahrnehmung, Transformation und Imagination.

Wann sind Sie am kreativsten?

Früher musste ich wegen meiner Arbeit und meiner Familie einen strengen Rhythmus einhalten. Jetzt kann ich den richtigen Moment zum Arbeiten abwarten. Um kreativ zu sein, suche ich immer die Ruhe. Oft kommen mir in der Ruhe der Nacht Ideen, die ich mir dann notiere.

Was wünschen Sie sich, dass Ihre Arbeit im Betrachtenden auslöst?

Kunst ist immer politisch. Das sieht man besonders in Regimen, in denen die Menschen in ihrer Freiheit beschnitten werden. Besonders die Frauen zeigen dort oft großen Mut, um ihre Ideen und Ideale durchzusetzen. Auch mir geht es immer darum, eine Message zu vermitteln. Zum Beispiel habe ich zum Thema der Wale und des Wassers gearbeitet und kritisiere die Zerstörung unserer Umwelt durch multinationale Konzerne. Trotzdem ist es mir wichtig, politische Messages ästhetisch zu verpacken. Denn nicht alles kann vergänglich sein. Die Kunst ist das, was bleibt – so wie wir noch die Spuren der Höhlenmenschen und die Bronzen der Römer haben, wird auch unsere Kunst die heutige Gesellschaft irgendwann repräsentieren.

 Foto: Anouk Flesch

Mit welchem/welcher Künstler*in würden Sie gerne einmal zusammenarbeiten?

Als Lehrerin der Kunstgeschichte habe ich natürlich sehr viele gesehen. Aber als Künstlerin würde ich Camille Claudel wählen, sie inspiriert mich. Obwohl sie damals unter enormem Druck stand, hat sie Wundervolles geschaffen.

Welcher Teil des Kunstschaffens gefällt Ihnen am wenigsten?

Das Einzige, was mir schwerfällt, ist die Organisation, die hinter Ausstellungen steckt. Ich bin diskreter Natur und muss über meinen Schatten springen, um meine Werke zu zeigen.

Womit verbringen Sie gerne Zeit außerhalb des Kunstschaffens?

Neben dem Kochen ist die Natur meine große Leidenschaft. Ich schwimme sehr gerne in natürlichen Gewässern.

Wie erfahren Sie die Kunstszene als Frau?

Die Frau als Künstlerin begegnet den gleichen Hürden wie die Frau in anderen Berufen. Allerdings denke ich, dass die Künstlerin, gerade wegen ihrer Position als Frau, eine spezifische Sensibilität entwickelt und dadurch entsprechende Messages rüberbringen kann.

 Foto: Anouk Flesch

Was würden Sie sich für die luxemburgische Kunstszene wünschen?

Unsere Kunst muss noch mehr gezeigt werden, damit die Menschen mehr in Kontakt damit treten können. „Oser la beauté“, sagt Su-Mei Tse, die einst meine Schülerin war und jetzt mein Vorbild ist.

Welche ist Ihre Lieblingskultureinrichtung in Luxemburg?

Das kann ich nicht beantworten – alles ergänzt sich hervorragend. Ich liebe die Ausstellungen im Mudam, entdecke neue Künstler*innen in unseren Galerien und bewundere die zukunftsorientierten Recherchen des Casinos.

 Foto: Anouk Flesch

Was würden Sie heute machen, wenn Sie nicht Künstlerin geworden wären?

Die Frage hat sich nie gestellt. Ich hatte von Anfang an den Drang, mich bildnerisch auszudrücken.

Welche luxemburgische Künstlerin empfehlen Sie?

Die Malerin Maralde Faber drückt in ihren Werken eine tiefe Sensibilität und große Energie aus.

 Foto: Anouk Flesch

FR.A.RT

Frauen sind in der Kunstwelt nach wie vor unterrepräsentiert. Um dem entgegenzuwirken, stellt die FR.A.RT-Porträtserie Künstlerinnen vor, die eine Verbindung zu Luxemburg haben. Jedes Porträt besteht aus einem Interview und Fotos. Das Projekt schließt diverse visuelle Kunstgenres sowie etablierte Künstlerinnen und Newcomerinnen ein.