„Wir mussten die Stadt verlassen, um weitere Zerstörung zu verhindern“, hieß es aus Sicherheitskreisen der Regierung nach der Eroberung Herats durch die Islamisten. Die afghanischen Regierungstruppen hätten sich in Armee-Stützpunkte außerhalb der Stadt zurückgezogen. Die Stadt ist Stützpunkt der Truppen des mächtigen Kriegsherrn Ismail Khan, der seit Wochen versuchte, die Taliban aufzuhalten. Nach heftigen Kämpfen gestern nahmen die Extremisten unter anderem das Polizei-Hauptquartier ein und hissten ihre Flagge auf dem Dach, wie ein AFP-Journalist berichtete. Dutzende Militärfahrzeuge und Waffen fielen in die Hände der Taliban, wie einer ihrer Sprecher mitteilte. Soldaten hätte ihre Waffen niedergelegt und sich den „Mudschahedin“ angeschlossen.
Die Regierung in Kabul kontrolliert neben der Hauptstadt lediglich noch eine Handvoll Gebiete und vielerorts belagerte Städte. Angesichts der zunehmenden Gewalt versuchten immer mehr Familien, nach Kabul zu gelangen – in der Hoffnung, wenigstens dort in Sicherheit zu sein. Ein westlicher Sicherheitsvertreter sagte, vor der Gewalt fliehende Zivilisten würden sämtliche Zugangswege nach Kabul verstopfen. Von US-Geheimdiensten wird nicht ausgeschlossen, dass die Taliban Kabul binnen 30 Tagen isolieren und binnen 90 Tagen übernehmen könnten.
Regierung will Macht mit Taliban teilen
Die Regierungstruppen haben mittlerweile die Kontrolle über den größten Teil des Nordens und Westens von Afghanistan verloren. Gestern fiel auch die Stadt Ghasni südlich von Kabul an die Islamisten. Die strategisch wichtige Provinzhauptstadt liegt an einer zentralen Verbindungsstraße zwischen Kabul und Kandahar. Die afghanischen Streitkräfte sind zunehmend von Verstärkung über den Landweg abgeschnitten. Mit dem Verlust von Ghasni dürfte der Druck auf die ohnehin überlastete Luftwaffe wachsen.
Seit dem Beginn des internationalen Truppenabzugs im Mai haben die Taliban immer mehr Boden gutgemacht. Die afghanischen Streitkräfte haben sich aus ländlichen Gebieten zurückgezogen, die schwer zu verteidigen sind, und konzentrieren sich darauf, die wichtigsten Bevölkerungszentren zu halten. Doch auch das gelang in den vergangenen Tagen immer weniger. Vor allem im lange Zeit vergleichsweise friedlichen Norden des Landes eroberten die Taliban in kurzer Zeit eine Provinzhauptstadt nach der anderen. Auch in anderen Landesteilen tobten heftige Kämpfe, etwa in Kandahar und Laschkar Gah im Süden.
Angesichts dieser Entwicklung boten Unterhändler der Regierung den Vertretern der Taliban gestern bei Verhandlungen in Doha an, die Macht zu teilen und dafür die Kämpfe zu beenden, wie es aus afghanischen Regierungskreisen hieß. Der Friedensprozess, der im September in der Hauptstadt Katars angestoßen worden war, geht jedoch bereits seit Monaten nicht mehr voran.
USA richten tägliche Luftbrücke ein
Die USA wollen angesichts dieser Entwicklungen ihre früheren Ortskräfte in Afghanistan schneller als bisher außer Landes bringen. Für Dolmetscher und andere afghanische Mitarbeiter, die bei einer Machtübernahme durch die Taliban Repressalien zu befürchten hätten, solle es künftig täglich Flüge geben, die sie außer Landes bringen, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, gestern in Washington.
Zugleich kündigte er die Stationierung von US-Soldaten am Flughafen von Kabul an, welche die Ausreise von Botschaftspersonal sichern sollen. Das Personal an der US-Botschaft in Kabul wird angesichts des Vormarschs der Taliban reduziert.
De Maart
Et gesäit aus wi wann t'Demokratieapostle keng Souë méi hun fiir ze missionnéieren. Dat war viirun 20 Joër schon viraus ze gesin. Mais bon, et gi Leit di léiere séier, anerer eben mi luës. Dat Ganzt huet vill, ganz vill Steiersouë kascht déi emsoss verpolfert goufen ... Natiirlech ass, wi üblech, kee Politiker dofiir responsabel. Et ass jo alles schéi brav no "demokratesche" Regelen ofgelaaf.