Dienstag28. Oktober 2025

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Rheinland-PfalzZahl der Todesopfer wird dreistellig – Alleine in Trier sind 670 Gebäude stark getroffen

Rheinland-Pfalz / Zahl der Todesopfer wird dreistellig – Alleine in Trier sind 670 Gebäude stark getroffen
Völlig zerstört ist diese Brücke über die Ahr in Ahrweiler nach der Flutkatastrophe Foto: dpa/Boris Roessler

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Die Suche nach Toten und Vermissten in Rheinland-Pfalz geht auch am Sonntag weiter. Bilder aus der Luft sollen dabei helfen. Gegen Mittag wird die Kanzlerin in der Hochwasserregion erwartet.

Die Suche nach weiteren Opfern in den teils völlig zerstörten Ortschaften in Rheinland-Pfalz geht weiter. Die Unwetterkatastrophe im Landkreis Ahrweiler hat bislang 110 Todesopfer gefordert, 670 Menschen wurden verletzt. „Es ist zu befürchten, dass noch weitere Todesopfer hinzukommen“, berichtete die Polizei am Sonntag.

Hubschrauber haben Luftbildaufnahmen des betroffenen Gebiets gefertigt. Mithilfe dieser Aufnahmen suchen Rettungskräfte am Boden gezielt und systematisch die Sektoren ab. Das Absuchen des gesamten Geländes soll am Sonntag bis zum Einbruch der Dunkelheit abgeschlossen sein. Über weitere Suchmaßnahmen werde dann erneut entschieden, hieß es bei der Polizei.

Zu Beginn der Sonntagsmesse in Adenau hat die katholische Gemeinde der Opfer der Hochwasserkatastrophe gedacht. „Unsere Dörfer werden nie wieder so sein, wie es war“, sagte Pfarrer Michael Schaefer zu Beginn des Gottesdienstes in der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in einer Ansprache außerhalb der Liturgie. „Wir haben glücklicherweise aus unseren Dörfern niemanden zu beklagen, der gestorben ist.“

In Trier 670 Gebäude stark betroffen

Gegen Mittag will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die vom Hochwasser betroffenen Gebiete besuchen. Sie werde sich in der Eifelgemeinde Schuld, die besonders schwer von der Unwetterkatastrophe getroffen wurde, ein Bild von der Lage machen. Im Anschluss (14.30 Uhr) ist ein Pressestatement in Adenau geplant – gemeinsam mit der Mainzer Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und weiteren rheinland-pfälzischen Ministern.

Straßenzüge in Trier-Quint sind am Freitag nach den verheerenden Regenfällen noch überschwemmt
Straßenzüge in Trier-Quint sind am Freitag nach den verheerenden Regenfällen noch überschwemmt Foto: dpa/Foto Hosser/Christian Schulz

Auch im ebenfalls stark betroffenen Kreis Trier wurden am Sonntag die Aufräumarbeiten fortgesetzt. Erste Anwohner gingen bereits am Samstag zurück in ihre Häuser. Betroffen sind der Stadt zufolge 670 Gebäude, bei denen im Keller und Erdgeschoss fast alles zerstört wurde.

Unterdessen entspannt sich die Hochwasserlage an Mosel und Saar. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes prägt Hochdruckeinfluss das Wetter in Rheinland-Pfalz. Am Sonntag und am Montag bleibe es weitgehend trocken. „Bis einschließlich Freitag ist voraussichtlich nicht mit weiteren Niederschlägen zu rechnen“, hieß es aus Offenbach. „Es werden keine warnwürdigen Wettererscheinungen erwartet.“

Pegel fallen deutlich ab

An der Obermosel fallen die Wasserstände bereits, wie die Hochwasservorhersagezentrale des Landesamtes für Umwelt Rheinland-Pfalz am Sonntag berichtete. Am Pegel Perl wurde der Höchststand von 5,21 Metern am Samstagnachmittag erreicht. Am Pegel Trier werde die Meldehöhe von 6 Metern voraussichtlich in Kürze unterschritten. „Auch im Verlauf der kommenden Woche werden die Wasserstände an der gesamten Mosel weiter deutlich fallen.“

Das Land erweiterte die psychosoziale Hilfe für Angehörige und andere Betroffene. In Zusammenarbeit mit dem Schulpsychologischen Beratungsdienst und der Landespsychotherapeutenkammer soll ein telefonisches Therapieangebot geschaffen werden, wie das rheinland-pfälzische Sozialministerium am Sonntag mitteilte. „Wir wollen die Menschen, die durch das katastrophale Unwetter den Verlust eines Menschen betrauern, selbst in existenzielle Not geraten sind oder durch die Naturgewalten ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben, nicht allein lassen.“

Reinigungsmaschinen der Stadt säubern im Stadtteil Ehrang die Straßen nach dem Hochwasser der Kyll
Reinigungsmaschinen der Stadt säubern im Stadtteil Ehrang die Straßen nach dem Hochwasser der Kyll Foto: dpa/Harald Tittel

Die Einsatzleitung in Bad Neuenahr-Ahrweiler liegt nun beim Land Rheinland-Pfalz. Der Landkreis habe das Land gebeten, die Einsatzleitung zu übernehmen, hieß es am Sonntag. „Die erforderlichen Maßnahmen zur Bewältigung der verheerenden Unwetterkatastrophe übersteigen bei weitem die Einsatzmöglichkeiten des örtlichen Katastrophenschutzes“, teilte die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) am Sonntag mit. Die ADD ist die zuständige Landesbehörde für den Katastrophenschutz.

„Das ist das erste Mal, dass sich in Rheinland-Pfalz eine Naturkatastrophe in dieser Größenordnung ereignet hat. Wir werden alles Erdenkliche tun, um die Folgen der Katastrophe gemeinsam zu bekämpfen. Die Kräfte des Landes und des Landkreises arbeiten eng zusammen“, sagte ADD-Präsident Thomas Linnertz.

Viele Orte noch ohne Strom und Telefon

In vielen Orten ist noch immer das Strom- und Telefonnetz ausgefallen. Die Polizei warnt die Menschen im Katastrophengebiet vor freiliegenden Stromleitungen, unter Umständen könnten Stromleitungen auch noch aus mehreren Metern und auch ohne direkten Kontakt lebensgefährlich sein. Durch das Unwetter ist eine Vielzahl der Straßen im Ahrtal weiterhin gesperrt oder nicht befahrbar.

Eine Frau hängt im Kindergarten Kordel die an der Decke hängenden Schultüten ab
Eine Frau hängt im Kindergarten Kordel die an der Decke hängenden Schultüten ab Foto: dpa/Harald Tittel

Die Polizei warnte vor Falschmeldungen: So gebe es „keine Flutwelle oder Dammbruch in Sinzig, Ahrweiler oder Umgebung“, hieß es in einer Mitteilung am Samstagnachmittag. Aus Angst vor Plünderungen und wegen Hochwassertouristen soll die Polizeipräsenz erhöht werden – in der Nacht zum Sonntag blieb es jedoch ruhig.