Dienstag28. Oktober 2025

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Mindestens 64 ToteTrauer und Wut nach verheerendem Brand in südirakischem Krankenhaus

Mindestens 64 Tote / Trauer und Wut nach verheerendem Brand in südirakischem Krankenhaus
Menschen fotografieren und filmen das Feuer im Krankenhaus – wegen einer fehlerhaften Verkabelung soll ein Funken auf Sauerstoffbehälter übergesprungen sein, die dann explodierten Foto: AFP/Assad Niazi

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Im Irak herrschen Trauer und Wut nach einem weiteren verheerendem Brand in einem Krankenhaus. Die meisten der bislang 64 Todesopfer waren Covid-Patienten.

Schon wieder Dutzende Tote, schon wieder waren die Opfer zumeist Covid-Patienten und schon wieder sollen explodierende Sauerstoffflaschen die Ursache gewesen sein: Rund zweieinhalb Monate nach der Brandkatastrophe in einem Bagdader Krankenhaus sind bei einem verheerenden Feuer auf der Corona-Station einer Klinik in Nasirija mindestens 64 Menschen ums Leben gekommen. In der südirakischen Stadt herrschte am Dienstag neben Trauer auch große Wut.

Der Brand war am Montagabend auf der Covid-Station des Al-Hussein-Krankenhauses ausgebrochen und hatte sich rasend schnell ausgebreitet. Bis Dienstag wurden nach Angaben von Gerichtsmedizinern 64 Leichen geborgen, weitere Opfer wurden noch unter den Trümmern vermutet. Rund hundert Menschen wurden verletzt. Viele der Toten waren bis zur Unkenntlichkeit verkohlt. Bis Dienstag konnten erst 39 Leichen identifiziert und ihren Angehörigen übergeben werden.

Fertigbau für Covid-Einheit

Die Covid-Einheit war erst vor wenigen Monaten als Fertigbau neben dem Krankenhaus errichtet worden. Der Bau wurde von den Flammen komplett verwüstet. Bis spät in der Nacht spielten sich dort dramatische Szenen ab: Inmitten der Löscharbeiten der Feuerwehr versuchten Anwohner, Patienten aus dem brennenden Gebäude zu retten.

Ein im Internet veröffentlichtes Video zeigt einen verzweifelt schluchzenden Polizisten, der gerade vom Tod zweier Verwandter erfahren hatte. Laut einem AFP-Korrespondenten starben auch mehrere Verwandte von Covid-Patienten, die sich gerade zu Besuch in der Station aufgehalten hatten. Unter ihnen waren demnach sechs Geschwister einer einzigen Familie.

Ausgelöst wurde das Feuer von explodierenden Sauerstoffflaschen, wie Ärzte und Sanitäter berichteten. Für die Menschen war es wie ein Déjà-vu: Bereits der verheerende Brand auf der Covid-Intensivstation eines Krankenhauses in Bagdad im April soll durch die Explosion falsch gelagerter Sauerstoffflaschen ausgelöst worden sein.

Wütende Reaktionen

Der neuerliche Brand in Nasirija löste sofort wütende Reaktionen aus. Noch in der Nacht demonstrierten hunderte Menschen vor dem Krankenhaus und machten die politischen Parteien für die neuerliche Katastrophe verantwortlich. In den Online-Netzwerken forderten zahlreiche Nutzer den Rücktritt von ranghohen Politikern. Der Chef der regionalen Gesundheitsbehörde und der Leiter des Krankenhauses wurden suspendiert und von der Polizei befragt.

Am Dienstag blockierten Anwohner dann die Eingänge mehrerer privater Krankenhäuser. Sie forderten die Verlegung der Patienten in ein von der Türkei gebautes brandneues öffentliches Krankenhaus. Ministerpräsident Mustafa al-Kadhemi hatte das 400-Betten-Haus im vergangenen Monat eingeweiht – doch bis heute ist es ungenutzt. „Wieder einmal haben die Politiker ihre Unfähigkeit zur Führung unseres Landes bewiesen. Wir durchleben eine Tragödie nach der anderen, und die Lage wird von Tag zu Tag schlimmer“, sagte Jasser al-Barrak von der Universität der Provinz Dhi Kar. (AFP)