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Euro 2021„Ich habe versagt“: Mbappé nimmt Schuld für Frankreichs Fiasko auf sich

Euro 2021 / „Ich habe versagt“: Mbappé nimmt Schuld für Frankreichs Fiasko auf sich
Einer der ganz Großen spendete am Dienstag Trost: Brasiliens Fußball-Ikone Pelé sprach dem Franzosen Mut zu Foto: Vadim Ghirda/dpa

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Kylian Mbappé wird als eine tragische Figur dieser EM in Erinnerung bleiben. Statt sich mit großartigen Leistungen zum kommenden Weltfußballer aufzuschwingen, verantwortet er das frühe Aus des Weltmeisters.

Nach dem teuflischen Trip „durch die Hölle“ zog Kylian Mbappé sinnbildlich das Büßergewand über und bat die trauernde „Grande Nation“ demütigst um Vergebung. „Ich wollte der Mannschaft helfen, aber ich habe versagt“, schrieb der französische Ausnahmefußballer in einem herzzerreißenden Eintrag bei Instagram: „Es tut mir leid für den Elfmeter.“

Die Entschuldigung, die er noch in der Nacht nach dem überraschenden EM-Achtelfinal-K.o. des Weltmeisters durch ein episches 7:8 (n.E.) in Bukarest gegen die Schweiz geschrieben hatte, untermauerte Mbappé mit einem Bild von sich, das an Selbstgeißelung grenzt: Es zeigt ihn kurz nach seinem vergebenen Elfmeter als Häufchen Elend und im Hintergrund jubelnde Schweizer.

Trost spendete einer der Großen, in deren Riege Mbappé einmal aufgenommen werden möchte. „Behalte den Kopf oben, Kylian“, twitterte Brasiliens Fußball-Ikone Pelé: „Morgen ist der erste Tag einer neuen Reise.“ Doch den Horror-Trip bei der EM muss Mbappé erst noch verarbeiten. Der 22-Jährige wird als vielleicht DIE tragische Figur des Turniers eingehen. „Mbappé ging durch die Hölle“, schrieb die Zeitung Ouest France.

Kein einziges Tor gelang dem Wunderstürmer – und sein 15. vergebener Versuch bedeutete Frankreichs Abschied „durch den Dienstbotenausgang“ (Le Figaro). Man konnte fast erahnen, dass Mbappé in diesem „Spiel für die Ewigkeit und des ewigen Bedauerns für Les Bleus“ (Le Figaro) zur tragischen Figur werden würde. Zwei vergebene Großchancen während der regulären Spielzeit machten den Rucksack noch schwerer, als Mbappé als fünfter und letzter Franzose zum Elfmeterschießen antrat. Seine Körpersprache beim schlurfenden Gang von der Mittellinie in den Strafraum drückte große Selbstzweifel aus. Und so schoss Mbappé dann auch: ohne die letzte Überzeugung.

„Keiner ist böse auf ihn“

Die Trauer sei „riesig“, schrieb der Offensivstar von Paris Saint-Germain, „wir konnten unser Ziel nicht erreichen“. Dafür war der mit 22 Jahren noch immer jüngste Franzose im Kader aber natürlich nicht alleine verantwortlich. Vielmehr stand Mbappé sinnbildlich für das ganze Weltmeisterteam: uninspiriert, überheblich, irgendwie satt.

So traten „Les Bleus“ auch nach der zwischenzeitlichen 3:1-Führung gegen die Schweiz durch Tore von Karim Benzema (57./59.) und Paul Pogba (75.) auf – und verspielten so als erst dritte Mannschaft in der EM-Geschichte einen Zwei-Tore-Vorsprung in einem K.o.-Spiel. Nur beim Auftaktsieg gegen Deutschland (1:0) überzeugte der große Titelfavorit komplett, was sogar Weltmeistertrainer Didier Deschamps den Job kosten könnte. Frankreich hat nun die Debatte, die Deutschland 2018 mit Joachim Löw hatte, auch wenn Verbandspräsident Noel Le Graet am Dienstag von einer bevorstehenden Trennung nichts wissen wollte: „Aber wir müssen reden.“

Deschamps wird vorgeworfen, zu oft das taktische System zu verändern – obwohl seine Spieler ihn zuletzt darum baten. Sein vor allen Augen geführter Streit mit Bayern-Profi Kingsley Coman, der sich trotz muskulärer Probleme in der Verlängerung gegen die Schweiz zunächst nicht auswechseln lassen wollte, lässt zudem die Frage zu, ob der Trainer das Team noch im Griff hat. Deschamps sieht keinen Riss: „Heute ist die Mannschaft am Boden. Aber vereint.“ Vorwürfe gegen Mbappé gab es auch keine. „Er wollte diesen Elfmeter schießen“, sagte Deschamps, „keiner ist böse auf ihn.“ Außer Mbappé selbst.