Donnerstag30. Oktober 2025

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KonfliktregionÄthiopische Regierung ruft Waffenruhe in Tigray aus

Konfliktregion / Äthiopische Regierung ruft Waffenruhe in Tigray aus
 Äthiopiens Präsident Abiy Ahmed musste seine Truppen aus Mekele, der Hauptstadt der Tigray-Region, abziehen Foto: AFP/Yasuyoshi Chiba

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Trotz einer von der Regierung verkündeten einseitigen Waffenruhe wollen in Äthiopien die Aufständischen ihren Kampf in der Konfliktregion Tigray fortsetzen, bis das gesamte Gebiet wieder unter ihrer Kontrolle ist. Dies erklärte die frühere abtrünnige Regierung von Tigray in der Nacht zum Dienstag. Zuvor waren ihre Kämpfer offenbar weitgehend kampflos in die Regionalhauptstadt Mekele einmarschiert. Stunden später rief Addis Abeba eine sofortige Feuerpause aus.

Die Waffenruhe ist nach Angaben der Zentralregierung von Ministerpräsident Abiy Ahmed an keinerlei Bedingungen geknüpft und gilt bis zum Ende der Erntezeit. Sie solle den Bauern in der Region die Arbeit auf ihren Äckern sowie die Lieferung von Hilfsgütern ermöglichen. Die in Tigray aktive Volksbefreiungsfront TPLF solle so „den Weg des Friedens wieder einschlagen“ können.

Äthiopische Regierungstruppen hatten im November die in Tigray regierende TPLF angegriffen. Abiy, der 2019 den Friedensnobelpreis erhalten hatte, begründete den Einmarsch damit, dass Aufständische zuvor Militärbasen angegriffen hätten. Kurz darauf erklärte er die TPLF für besiegt. Doch auch Monate später gingen die Kämpfe weiter. Immer wieder gab es Berichte über Gewaltexzesse auf beiden Seiten und zahlreiche zivile Opfer.

Freudenschüsse in Mekele

In einer dramatischen Wende eroberten Kämpfer der Tigray-Verteidigungstruppen (TDF) am Montag Mekele wieder zurück. Die von der Zentralregierung in Addis Abeba eingesetzte Übergangsverwaltung und die Regierungstruppen waren zuvor geflohen. Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerk Unicef zerstörten Soldaten der Regierungsarmee zuvor noch Satellitenausrüstung der UN-Unterorganisation. Am Abend waren übereinstimmenden Augenzeugenberichten zufolge Freudenschüsse in Mekele zu hören. Die Einwohner der Stadt feierten demnach auf den Straßen.

Der staatsnahe Sender Fana meldete, der Chef der Übergangsverwaltung von Tigray, Abraham Belay, habe Addis Abeba selbst dazu aufgerufen, aus humanitären Gründen einer Waffenruhe zuzustimmen. Dies sei nötig, damit der Konflikt „nicht noch mehr Schaden“ anrichte.

Auch UN-Generalsekretär António Guterres hatte nach eigenen Angaben Abiy zur Einstellung der Kämpfe aufgerufen. Er bezeichnete die jüngsten Entwicklungen am Montag als „extrem besorgniserregend“. Sie zeigten, dass es keine militärische Lösung für die Krise gebe.

Die mehr als fünf Millionen Einwohner der nordäthiopischen Region sind seit November weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten. Hilfsorganisationen zufolge leiden in Folge der Kämpfe 350.000 Menschen in Tigray unter einer Hungersnot. Die nächtliche Erklärung der früheren TPLF-Regierung von Tigray gibt jedoch wenig Hoffnung, dass der Konflikt bald ein friedliches Ende findet.

Die USA, Irland und Großbritannien beantragten unterdessen eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zum Tigray-Konflikt. Das Treffen könnte am Freitag stattfinden, hieß es aus Diplomatenkreisen. Seit dem Beginn des Konflikts vor acht Monaten gab es dazu noch keine öffentliche Sitzung des mächtigsten UN-Gremiums, weil mehrere Mitglieder – darunter Russland, China und mehrere afrikanische Staaten – ihn als interne Angelegenheit Äthiopiens ansehen. (AFP)