Mittwoch29. Oktober 2025

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EM 2021Frankreich scheitert nach Elfmeter-Drama an der Schweiz

EM 2021 / Frankreich scheitert nach Elfmeter-Drama an der Schweiz
Die Schweiz feiert ihren Torwart Yann Sommer Foto: AFP/Daniel Mihailescu

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Frankreichs Starensemble ist bei der EM nach einer spektakulären Berg-und-Tal-Fahrt am krassen Außenseiter Schweiz gescheitert. Die Eidgenossen bezwangen den Topfavoriten um „Mr. Doppelpack“ Karim Benzema mit 5:4 im Elfmeterschießen und zogen erstmals in das Viertelfinale einer Europameisterschaft ein. Nach 120 dramatischen Minuten hatte es 3:3 (3:3, 1:0) gestanden.

Ausgerechnet Superstar Kylian Mbappé scheiterte beim entscheidenden Elfmeter an Torhüter Yann Sommer. In der regulären Spielzeit hatten der Haris Seferovic (15./81.) und Mario Gavranovic (90.) für die Schweizer getroffen, die kurz vor Ende der regulären Spielzeit schon 1:3 in Rückstand lagen.

Ricardo Rodriguez scheiterte zudem mit einem Foulelfmeter (55.). Benzema mit einem Blitz-Doppelpack (57./59.) und Paul Pogba (75.) hatten Frankreich scheinbar beruhigend in Führung gebracht.

Das Viertelfinale eines großen Turniers hatte die Schweiz zuletzt vor 67 Jahren erreicht – bei der WM 1954 im eigenen Land. Für Frankreich endete eine Serie von 19 Pflichtspielen ohne Niederlage.

„Die Chancen stehen bei 50:50 – optimistisch geschätzt“, hatte Sommer vor der Partie gesagt. Gladbachs Torhüter behielt mit seiner Prognose recht: Die Schweiz begegnete dem großen Favoriten auf Augenhöhe, trat wie angekündigt mutig auf, riskierte damit aber auch immer wieder gefährliche Konter. Vor allem der in der Vorrunde nur selten überzeugende Mbappé war auf der linken Seite ein Unruheherd.

Nach einer Viertelstunde dann die Überraschung: Eine Flanke von Steven Zuber verwertete Seferovic gefühlvoll per Kopf zum 1:0. Im vierten Spiel geriet die „Equipe Tricolore“ zum dritten Mal in Rückstand, die vielen Franzosen unter den 23.894 Zuschauern verstummten schlagartig.

Das Team von Trainer Didier Deschamps reagierte mit wütenden Angriffen und zog ein Powerplay auf. Sommer, der mit seinem 65. Länderspiel zum Rekordtorhüter der Eidgenossen aufstieg, rückte nun immer mehr in den Mittelpunkt. Von einem erhofften Spektakel waren die Franzosen aber wie schon in der Vorrunde weit entfernt.

Symptomatisch war der Auftritt von Mbappé. Der 22-Jährige war zwar auffälligster Spieler und ließ immer wieder sein Können aufblitzen, biss sich aber an Nico Elvedi die Zähne aus. Von Benzema und Antoine Griezmann war dagegen abgesehen von Fehlpässen nichts zu sehen. Zur Pause ging die Schweizer Führung in Ordnung, zumal Frankreich keinen einzigen Schuss aufs Tor verzeichnete.

Zur zweiten Halbzeit stellte Deschamps von der ungewohnten Dreier- wieder auf eine Viererkette um. Im gewohnten System lief es nun besser, auch die Hereinnahme von Bayerns Flügelstürmer Kingsley Coman zahlte sich aus.

Dennoch hatte Frankreich Glück: Nach einem Foul von Benjamin Pavard an Zuber trat Rodriguez zum Elfmeter an, Hugo Lloris parierte stark. Vier Minuten und drei Sekunden später war das Spiel komplett gekippt. Erst glich Benzema, der wegen einer angeblichen Verwicklung in einen Erpressungsskandal lange nicht zum Team gehört hatte, nach einer sensationellen Ballannahme aus. Kurz darauf stellte der Torjäger von Real Madrid gar auf 2:1, Pogba legte sogar nach. Doch zwei Tore in den letzten zehn Minuten brachten die Schweiz in die Verlängerung.

Historisches Eigentor

Ein historisches Eigentor und ein Ausgleichstreffer in der Nachspielzeit haben den Mitfavoriten Spanien aus dem Tritt gebracht, aber nicht aus dem Turnier geworfen. Trotz eines kapitalen Fehlers von Torhüter Unai Simon und einer leichtfertig verspielten 3:1-Führung setzte sich der dreimalige Europameister auf dramatische Weise in Kopenhagen gegen Vize-Weltmeister Kroatien mit 5:3 (3:3, 1:1) nach Verlängerung durch.

Dem Keeper war der Ball nach einem harmlosen Rückpass von Pedri über den Fuß ins eigene Tor gerutscht (20.). Es war das erste spanische Eigentor bei einer EM, aber insgesamt bereits das neunte dieses Turniers. Damit fielen bereits so viele wie in allen vorherigen Europameisterschaften zusammen. Der 18-jährige Pedri, bester Spieler auf dem Platz, dem der Treffer offiziell angelastet wurde, schrieb als jüngster Eigentorschütze unfreiwillig EM-Geschichte.

Pablo Sarabia (38.), Cesar Azpilicueta (57.) und Ferran Torres (77.) drehten vor 22.771 Zuschauern das Spiel zunächst. Doch Mislav Orsic (85.) und Mario Pasalic (90.+2) erzwangen die Verlängerung, in der Alvaro Morata (100.) und Mikel Oyarzabal (103.) für die Entscheidung sorgten.

„Es war ein sehr physisches Spiel. Wir können uns nun einige Tage erholen“, sagte Mittelfeldspieler Sergio Busquets: „Es war ein schweres Spiel, aber ich finde den Sieg sehr verdient. Leider haben wir es verpasst, ein viertes Tor nachzulegen. Wir haben einen großartigen Charakter gezeigt.“

Im Überblick

Achtelfinale
Am Samstag:
Wales – Dänemark 0:4 (0:1)
Italien – Österreich 2:1 n.V. (0:0)
Am Sonntag:
Niederlande – Tschechien 0:2 (0:0)
Belgien – Portugal 1:0 (1:0)
Am Montag:
Kroatien – Spanien 3:5 n.V. (3:3, 1:1)
Frankreich – Schweiz 7:8 n.E. (3:3, 0:1)
Heute Dienstag:
18.00: England – Deutschland
21.00: Schweden – Ukraine

Viertelfinale:
Am Freitag, 2.7.:

18.00: Schweiz – Spanien
21.00: Belgien – Italien
Am Samstag, 3.7.:
18.00: Tschechien – Dänemark
21.00: Schweden/Ukraine – England/Deutschland