Mittwoch29. Oktober 2025

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Euro 2020Von „OneLove“ zu Mammutaufgaben: Die Achtelfinale vom Wochenende

Euro 2020 / Von „OneLove“ zu Mammutaufgaben: Die Achtelfinale vom Wochenende
Der 20-Jährige Mikkel Damsgaard wurde urplötzlich Dänemarks große Hoffnung Foto: AFP/Hannah McKay

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Europameister Portugal will beim paneuropäischen Turnier als erst zweites Team seinen EM-Titel erfolgreich verteidigen. Dafür muss am Sonntagabend aber bereits eine hohe Hürde im Achtelfinale gegen Belgien genommen werden. Der Überblick über ein spannendes Fußballwochenende.

WALES – DÄNEMARK in Amsterdam (Samstag, 18.00 Uhr):
DURSTSTRECKE: Gareth Bale gibt den unumstrittenen Anführer der Waliser, glänzt mit Traumpässen – nur sein schier endloser Torfluch will auch bei der EM einfach nicht enden. Satte 14 Spiele und am Samstag 622 Tage dauert die Flaute des Superstars im Nationaltrikot schon an. 2018 in der Nations League hat er zumindest schon mal gegen Dänemark getroffen – eine Wiederholung würde Bale sich am Samstag sicher wünschen.
ENTDECKUNG: Mikkel Damsgaard sollte bei dieser EM eigentlich nur lernen. Doch nach dem dramatischen Aus von Christian Eriksen wurde der 20-Jährige urplötzlich Dänemarks große Hoffnung – und löste diese Mammutaufgabe nicht nur wegen seines Traumtors gegen Russland mit Bravour. Bei seinem Verein Sampdoria Genua wird schon Preispolitik betrieben. „Ich muss Ihnen einen fairen Preis nennen, und der liegt heute bei mindestens 30 Millionen Euro“, sagte Sampdoria-Präsident Massimo Ferrero: „Aber wenn er wieder trifft, wird der Preis auf 40 Millionen Euro steigen.“
ABSTINENZ: Dänemark und die Europameisterschaft waren in diesem Jahrtausend keine Erfolgsgeschichte. 2008 und 2016 scheiterten die Skandinavier bereits in der Qualifikation, 2012 war in der Gruppenphase Schluss. Die Partie gegen Wales wird somit das erste EM-K.o.-Spiel überhaupt seit 17 Jahren, der letzte Sieg in einer K.o.-Partie liegt sogar schon 29 Jahre zurück – es war das Finale gegen Deutschland im Jahr 1992 in Göteborg.

ITALIEN – ÖSTERREICH in London (Samstag, 21.00 Uhr):
SERIE I:
Italien ist seit 30 Spielen (25 Siege, 5 Unentschieden) unbesiegt, zuletzt gab es elf Siege in Serie mit 32:0 Toren. Eine historische Leistung: 30-mal blieb die Squadra Azzurra bislang nur in den 1930er-Jahren unter Vittorio Pozzo, der Italien 1934 und 1938 zum WM-Titel geführt hatte, ohne Niederlage.
SERIE II: Dem Niederländer Donny van de Beek gelang als letztem Profi gegen Italien ein Treffer. Dies war am 14. Oktober 2020 beim 1:1 in der Nations League. Seitdem sind die Azzurri um Keeper Gianluigi Donnarumma in 1.055 Minuten ohne Gegentor geblieben. Der italienische Rekord liegt bei 1.143 Minuten zwischen 1972 und 1974, aufgestellt von Torwart-Legende Dino Zoff.
DURSTSTRECKE: Der letzte österreichische Sieg gegen Italien liegt fast 61 Jahre zurück. Am 10. Dezember gab es in einem Testländerspiel in Neapel ein 2:1. Danach gab es in 13 Länderspielen drei Remis und 10 italienische Erfolge.
ROTATION: Italiens Trainer Roberto Mancini hat aus seinem 26-Mann-Kader in den drei Gruppenspielen bereits 25 Profis zum Einsatz gebracht. Lediglich Ersatztorwart Alex Meret durfte noch nicht ran.
HISTORISCH: Die Österreicher um den deutschen Teamchef Franco Foda stehen erstmals im Achtelfinale einer EM-Endrunde. In der Gruppenphase gelangen gegen Nordmazedonien (3:1) und die Ukraine (1:0) die ersten beiden EM-Siege überhaupt, nun soll der erste Erfolg in einem K.o.-Spiel eines großen Turniers seit der WM 1954 folgen.

NIEDERLANDE – TSCHECHIEN in Budapest (Sonntag, 18.00 Uhr):
ZEICHEN:
Georginio Wijnaldum tut es Manuel Neuer gleich. Wie der deutsche Torhüter legt der niederländische EM-Kapitän eine spezielle Binde an. Im Rahmen der „OneLove“-Kampagne will er in Budapest damit ein Zeichen gegen Diskriminierung jeder Art setzen. In Ungarns Hauptstadt waren die Fans in der Gruppenphase bereits durch homophobe und rassistische Äußerungen auffällig geworden. Dazu steht die Regierung um Ministerpräsident Viktor Orban wegen ihrer homophoben Politik in der Kritik.
SCHIESSEN: Die Spielvorbereitung von Tschechien war zugegeben gewöhnungsbedürftig. Auf Instagram postete der Verband Bilder der Mannschaft am Schießstand. Mit Pistolen und Sturmgewehren im Anschlag übten die Profis unter Anleitung, Patronen ins Ziel statt den Ball ins Netz zu jagen. Wie sehr dies dem Team um Top-Stürmer Patrik Schick (drei Turniertore) am Sonntag auf dem Platz hilft, wird sich zeigen.
ERSATZ: Tschechien muss umstellen. Verteidiger Jan Boril holte sich im letzten Gruppenspiel gegen England (0:1) die zweite Gelbe Karte ab und fehlt daher gesperrt. Pavel Kaderabek von TSG Hoffenheim wird als erster Ersatzkandidat gehandelt.
STURM: Das EM-Aus von Luuk de Jong, der mit einer Knieverletzung ausfällt, wiegt schwer. Bondscoach Frank de Boer hat nun eine Option weniger und muss überlegen, wen er neben Memphis Depay in den Angriff stellt. Donyell Malen machte gegen Nordmazedonien Werbung für sich, als er Wout Weghorst in der Spitze ersetzte. Für den Wolfsburger sprechen seine Qualitäten als Sturm-Tank, für Malen seine Schnelligkeit.

BELGIEN – PORTUGAL in Sevilla (Sonntag, 21.00 Uhr):
WELTREKORD:
Fünf Treffer erzielte er schon, er brach Rekord um Rekord – und Cristiano Ronaldo ist noch immer nicht satt. Sein nächster Treffer für Portugal wäre der bereits 110., das schaffte in einem Nationaltrikot kein Fußballer vor ihm. Der derzeit geteilte Weltrekord mit dem Iraner Ali Daei würde CR7 allein gehören.
WETTER: Viel wurde über die Hitze in Sevilla gesprochen, nun aber ist es in Andalusien noch einmal spürbar wärmer als bei den drei Gruppenspielen mit spanischer Beteiligung. Zum Anstoß um 21.00 Uhr wird noch mit deutlich mehr als 30 Grad Celsius gerechnet. Gut für die Spieler: Das Spielfeld im Estadio Olimpico de la Cartuja liegt dann bereits außerhalb der Sonne.
DOUBLE: Europameister Portugal könnte beim paneuropäischen Turnier als erst zweites Team seinen EM-Titel erfolgreich verteidigen. Bislang gelang dies in der rund 60-jährigen EM-Geschichte nur der „goldenen Generation“ Spaniens, die sowohl 2008 als auch 2012 triumphierte.
WAS NOCH ZU SAGEN WÄRE: „Wir haben Respekt, aber keine Angst.“ (Belgiens Toby Alderweireld über Portugals Superstar Cristiano Ronaldo)

Achtelfinal-Programm

Am Samstag:
18.00: Wales – Dänemark
21.00: Italien – Österreich
Am Sonntag:
18.00: Niederlande – Tschechien
21.00: Belgien – Portugal
Am Montag, 28. Juni:
18.00: Kroatien – Spanien
21.00: Frankreich – Schweiz
Am Dienstag, 29. Juni:
18.00: England – Deutschland
21.00: Schweden – Ukraine