Sonntag9. November 2025

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SchülerartikelZwischen Klatschpresse und Tradition

Schülerartikel / Zwischen Klatschpresse und Tradition
 Foto: AFP/Ben Stansall

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Die britische Königsfamilie ist vermutlich die heiß begehrteste Königsfamilie der Klatschspalten. Das Königshaus, der Buckingham Palast, ist eine der meistbesuchten Attraktionen für Touristen. Neben Queen Elisabeth II., Prinz Charles, Prinz William, Catherine „Kate“ Middleton, dem kürzlich verstorbenen Prinz Philip, die vor mehr als zwei Jahrzehnten verunglückte Prinzessin Diana, Prinz Harry und seine Ehefrau Meghan, die seit 2020 gar nicht mehr zum engeren Kreis der Familie gehören, sie alle füllen täglich die Zeitschriften weltweit. Doch warum eigentlich ist die Royal Family so heiß begehrt?

Liebling der Klatschspalten

Immer scheint es etwas Neues in der britischen Königsfamilie zu geben. Keine andere Königsfamilie sorgt für so viel Klatsch und Tratsch wie sie und es wird in so gut wie in jeder Zeitschrift über sie berichtet. Dabei fragt man sich, warum es selten um die politischen und gesellschaftlichen Aufgaben der Adeligen geht, sondern fast immer nur um das Privatleben der Familie.

Natürlich dient die Königsfamilie heutzutage eher Dekorations- und Symbolzwecken. Die Landesführung ist nur noch symbolisch. Die Queen hat an sich natürlich viel Macht, nutzt sie jedoch nicht und überträgt sie stattdessen an den Premierminister. Die britische Königsfamilie dient als Tourismusmagnet, wenn Touristen etwa den Buckingham Palast besuchen, in der Hoffnung, einen Blick auf einen Royal zu erhaschen. Sie dient eben dem Klatsch und Tratsch, aber auch vielen Wohltätigkeitszwecken. Hauptsächlich sieht man die Familie auf Veranstaltungen und Spendenaktionen. Die Königsfamilie versucht also eigentlich, bestmöglich dazustehen und zu repräsentieren.

Skandalinterview

Prinz Harry sprach in dem berühmt gewordenen Interview mit Oprah Winfrey sogar von einem „invisible contract“, also einem sogenannten unsichtbaren Vertrag, den die Königsfamilie mit den Klatschzeitungen haben solle. Seine Ehefrau Meghan Markle ergänzte: „Es gibt einen Grund, warum die Klatschzeitungen Ferienpartys im Palast veranstalten. Sie werden im Palast veranstaltet, da ein Konstrukt im Spiel ist.“ Natürlich profitiert die Königsfamilie vor allem finanziell von der enormen Aufmerksamkeit. Die Royal Family ist am Ende eben ein riesiger Wirtschaftskonzern. Somit wirkt die Familie etwas intransparent. Die Familienmitglieder versuchen, sich als Staatsvertreter zwar als transparent darzustellen, doch kollidiert dies eben oft mit den eigentlichen Interessen.

Überhaupt wirkt die königliche Familie oft heuchlerisch. Natürlich setzt sie sich für Spendenaktionen ein. Bekundet ihr Interesse für Tierwohl, Umweltschutz und Nachhaltigkeit, lebt selbst aber natürlich auf großem Fuß, besitzt etliche Immobilien, fliegt mit Privatjets und Helikoptern durchs Land und geht wie unter anderem auch Prinz William auf die Jagd.

Tradition trifft Moderne

Prinz Philip verstarb mit fast 100 Jahren. Die Queen geht auf ihren 95. Geburtstag zu und gilt nicht gerade als Paradebeispiel modernen Lebens. Die Familie lebt nach veralteten Denkweisen und veralteten Regeln. Beispielsweise dürfen enge Familienmitglieder ohne Erlaubnis der Queen nicht in der Öffentlichkeit reden. Außerdem signalisiert die Königin, wann eine Konversation zu Ende ist. Nach einer weiteren Regel muss jeder mit dem Essen aufhören, wenn die Königin ihr Mahl beendet. Regeln und Überbleibsel einer ausgestorbenen Zeit.

Meghan Markle meinte im Interview mit Oprah Winfrey, dass sie aufgrund der strengen Regeln und des Umgangs mit ihr Depressionen und Suizidgedanken hatte und dabei nicht von der Familie unterstützt wurde, sondern stattdessen versucht wurde, dies zu vertuschen. Makel scheinen in Adelskreisen eben immer noch ein Tabu. Auch ein Vierteljahrhundert nach dem tragischen Tod Dianas.

Rassismusvorwürfe

Die britische Königsfamilie soll sich mehrmals rassistisch geäußert haben. Beispielsweise habe sich laut Meghan Markle ein Familienmitglied der Königsfamilie Sorgen über die Hautfarbe des zu dem Zeitpunkt ungeborenen Sohnes von Prinz Harry und Meghan Markle gemacht, da Meghan afroamerikanischer Herkunft ist. Ein Gedankengang, den man dem Königshaus zumindest zutrauen würde.

Doch auch Prinz Harry war selbst ja nie ein Kind von Traurigkeit, als er sich über einen Militärkameraden lustig machte: „You look like a raghead“, was beleidigend für Muslime und Menschen arabischer Herkunft war. Außerdem verkleidete er sich vor Jahren auf einer Party als Nationalsozialist und machte sich damals auch wenig Gedanken über die abstoßende Wirkung, die das auf alle Opfer des Nationalsozialismus haben musste.

Am Ende liefert die royale Familie immer wieder viel Zündstoff für die Klatschzeitungen und die Diskussionen in den sozialen Netzwerken und belebt damit nicht nur eine gesamte Wirtschaftsbranche, sondern verdient wohl selber auch gut mit.

Ferdinand
26. Mai 2021 - 19.31

Die am längsten laufende Reality-TV-Show der Welt.