Sonntag26. Oktober 2025

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CoronaHart getroffenes Schweden hofft auf den Impfeffekt – doch zuerst kommt die Walpurgisnacht

Corona / Hart getroffenes Schweden hofft auf den Impfeffekt – doch zuerst kommt die Walpurgisnacht
In Malmö genießen die Menschen das sonnige Wetter Foto: dpa/Johan Nilsson

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Die dritte Welle trifft Schweden aktuell hart. Am Freitag machten 41 Covid-19-Tote die Schlagzeilen der Onlineportale aus, 6.267 Neuinfektionen wurden registriert, die Intensivstationen sind zu 85 Prozent belegt. Von einer „Katastrophensituation“ in den Spitälern berichten führende Mediziner verschiedener Regionen des Landes.

Mit einer 7-Tage-Inzidenz von 413 Neuinfektionen innerhalb einer Woche auf 100.000 Einwohner steht das Land in Europa nach Zypern an der Spitze, was den Infektionszuwachs betrifft. Die rot-grüne Regierung unter Stefan Löfven setzt jedoch weiterhin auf die bisherige Krisenpolitik – es wurden diese Woche lediglich die bestehenden Maßnahmen bis auf den 17. Mai verlängert.

Diese gelten im internationalen Vergleich als mild, das Land ist dafür bekannt, bislang auf einen Lockdown verzichtet zu haben. Weiterhin gibt es in Schweden keine Maskenpflicht, die Geschäfte und Restaurants haben auf, auch die Schulen werden besucht. Es gilt eine Versammlungsbeschränkung von acht Personen sowie eine eingeschränkte Anzahl für Besucher von Geschäften und Lokalen, die um 20.30 Uhr schließen müssen.

Gesundheitsministerin Lena Hallengren wird seit geraumer Zeit auf den Pressekonferenzen gefragt, ob nicht weitere Maßnahmen notwendig seien, und sie antwortet darauf stets gleich, so auch diese Woche – es gebe  „bereits genug Restriktionen in der Gesellschaft“, die Bevölkerung müsse sich eben mehr daran halten. Wichtig sei weiterhin das Abstandhalten und Vermeiden weiterer sozialer Kontakte.

Sorgen vor der Walpurgisnacht

Bedenken gibt es aktuell vor der „Walpurgisnacht“ – einer schwedischen Studententradition, bei der exzessiv trinkend in den 1. Mai gefeiert wird, in einigen Universitätsstädten wie in Uppsala, wo derzeit die Fallzahlen besonders steigen, wurden als softe Restriktion die Parkplätze abgesperrt, um Feierwütige von auswärts abzuhalten.

Rein theoretisch wäre eine Verschärfung der Maßnahmen möglich – mittels eines im Januar verabschiedeten Pandemiegesetzes ist in Schweden auch ein Lockdown umsetzbar, bei dem Freizeiteinrichtungen, Geschäfte und Lokale geschlossen sowie Bahn, Bus und Inlandsflüge lahmgelegt werden könnten.

Somit konnten auch die Personenzahlen in den Geschäften eingeschränkt werden. Die milden Maßnahmen haben ihre Kritiker – seit einigen Wochen haben Vertreter des Gesundheitsamtes, der bekannteste ist der Staatsepidemiologe Anders Tegnell, sowie Gesundheitsministerin Lena Hallengren verstärkten Polizeischutz

Derzeit hoffen die rot-grüne Minderheitsregierung unter Stefan Löfven sowie das Gesundheitsamt auf die Wirkung der Vakzine. Bereits 25 Prozent der erwachsenen Bevölkerung bekamen schon die erste Impfung. „Das dauert, bis die Impfung einen Effekt auf die allgemeine Virusverbreitung hat“, so Johan Carlson, Direktor der Behörde, der ebenso die Schweden mahnt, sich an die Regeln zu halten. Ab dem 1. Juni will Schweden einen digitalen Coronapass einführen, der eine Impfung belegt, für Reisen innerhalb der EU soll ein länderübergreifender Coronapass ab dem 26. Juni wirken.

Schweden impft weiterhin mit dem wegen Thrombosenbildung umstrittenen Präparat von AstraZeneca Personen, die über 65 Jahre alt sind. Der Nachbar Norwegen versprach dem Land 200.000 Dosen des schwedisch-britischen Pharmaunternehmens. Doch auch in Schweden weigern sich immer mehr Ältere, sich mit dem Vektorvakzin impfen zu lassen.