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RusslandViktor Mochow hielt zwei Mädchen 1.312 Tage gefangen – nun avanciert er zur Celebrity

Russland / Viktor Mochow hielt zwei Mädchen 1.312 Tage gefangen – nun avanciert er zur Celebrity
Mochow steht im Mittelpunkt – die Perspektive der Opfer spielt keine Rolle Foto: Screenshot/YouTube

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Viktor Mochow hielt zwei junge Frauen für 1.312 Tage gefangen und missbrauchte sie. Unlängst wurde er aus der Haft entlassen. Nun avanciert er zur Celebrity – überaus bitter für die Opfer.

Viktor Mochow ist der „Skopinskij Maniak“: der „Psychopath von Skopin“, ein Sexualstraftäter aus der zentralrussischen Stadt Skopin. Im Jahr 2000 entführte er zwei minderjährige Mädchen, 14 und 17 Jahre alt. Knapp vier Jahre lang hielt er sie in einem unterirdischen Bunker gefangen. Nur zum Waschen ließ Mochow die Mädchen in sein Haus – und wenn er sie sexuell missbrauchte. Was so gut wie jeden Tag passierte. Eine der beiden gebar in Gefangenschaft zwei Kinder, die er ihr entriss und weglegte. Die Tortur der jungen Frauen dauerte 1.312 Tage.

Nun ist Mochow wieder in Freiheit. Nach nur 17 Jahren Haft in der Strafkolonie wurde er Anfang März entlassen. Seither ist der 70-Jährige mit dem schütteren Haar zur Celebrity aufgestiegen. Mehrere Medien haben ihn in dem Haus interviewt, in dem er die beiden Teenager festgehalten hatte. Der Schuppen im Garten, den er zum Bunker mit mehreren Sicherheitstüren ausgebaut hat, steht immer noch da. Bereitwillig zeigt Mochow das frühere Verlies seiner Geiseln – und behauptet vor laufender Kamera, gut für die Mädchen gesorgt zu haben.

Festgenagelt auf Opferrolle der „Sex-Sklavin“

Die bislang größte Resonanz brachte ein einstündiger Film von Ksenia Sobtschak, Tochter des früheren St. Petersburger Bürgermeisters Anatolij Sobtschak, Ex-Glamourgirl und Präsidentschaftskandidatin von 2018. Sobtschak ist für Grenzüberschreitungen aller Art bekannt. Sie gilt als Teil der Elite, flirtet aber auch mit der Opposition. Mittlerweile ist sie mit einer Sendung im staatlichen TV angelangt. Ihr Interview, veröffentlicht auf YouTube, war vermutlich eine kalkulierte Provokation.

Jetzt ist es so, dass er sagen kann, was er will – etwa, dass er sich mit mir treffen will

Katja Martynowa, Als Opfer Mochows findet die Frau die jetzige Situation unerträglich

In Sobtschaks so gefühligem wie voyeuristischem Interview inszeniert sich Mochow als vitaler Pensionär mit nach wie vor starkem Sexualtrieb. Der Mann hat seine Tat bis heute nicht bereut, Empathie für seine früheren Opfer zeigt er keine. Die beiden jungen Frauen seien „leichte Mädchen“ gewesen. Und außerdem: „Jeder tritt einmal daneben“, wie er lapidar zu dem von ihm begangenen Verbrechen sagt. Den Mädchen gehe es heute doch gut: „Alles hat sich gut gefügt.“ Die jüngere Ex-Geisel, Katja Martynowa, tritt kurz in dem Film auf. Doch die Hauptrolle spielt der „Maniak“. Martynowa wird auf ihre Opferrolle als „Sex-Sklavin“ festgenagelt, wie es in anderen Medien verharmlosend hieß.

Heftige Debatte nach Doku mit monströsen Aussagen

Die Doku mit Mochows monströsen Aussagen hat zu einer heftigen Debatte geführt. Zunächst polarisiert Sobtschak selbst das Publikum: In Russland liebt oder hasst man sie. „Man kann die Natur des Bösen nicht durch Ausblenden verstehen“, verteidigt sie sich. Während die einen also das aufklärerische Potenzial der Doku loben, halten andere die ungefilterten Aussagen Mochows für skandalös. Sein Beispiel könnte zur Nachahmung anregen. Der Duma-Abgeordnete Wladimir Schirinowskij forderte ein gesetzliches Verbot von Interviews mit Schwerverbrechern. Und in Chats wurden Rufe nach Lynchjustiz und Wiedereinführung der Todesstrafe laut, eine Debatte, die unlängst in Gang gekommen ist und durch den Film weitere Brisanz bekommt. Manche halten Sobtschaks Doku gar für einen geplanten Aufreger.

Während man also über Meinungsfreiheit, die Normalität des Bösen und härtere Strafen streitet, spielt ein Thema kaum eine Rolle: die Perspektive der früheren Opfer und überhaupt der Opferschutz.

Beeindruckende Geschichte einer der Geiseln

Dabei ist gerade die Geschichte von Katja Martynowa, die jüngere der beiden Geiseln, beeindruckend. Anders als ihre frühere Leidensgenossin, die abgeschirmt lebt, spricht sie öffentlich über ihre Geschichte und hat sie in einem Buch mit dem Titel „Die Unbesiegte“ aufgeschrieben. Martynowa gibt Interviews, unterstützt Frauen in Gewaltbeziehungen und macht sich für besseren Opferschutz stark. Für Mochow, der sie schon per Post aus dem Gefängnis und nun über soziale Medien kontaktiert hat, fordert sie eine lebenslängliche Strafe. Zunächst möchte sie erreichen, dass Mochows Aktivitäten in Medien und sozialen Netzwerken eingeschränkt werden. Dazu hat sie Anzeige erstattet. „Jetzt ist es so, dass er sagen kann, was er will – etwa, dass er sich mit mir treffen will.“ Das sei für sie unerträglich, sagt Martynowa.

Martynowas Beispiel zeigt auch, dass großer Mut für ihr öffentliches Engagement nötig ist: Sie hat kaum eine Handhabe gegen die Annäherungsversuche des Täters. In Russland gibt es keine gesetzlichen Instrumente wie Wegweisung oder gar eine Datenbank für Sexualstraftäter. Experten halten es durchaus für möglich, dass Mochow wieder ein Verbrechen begehen könnte. Er selbst hat das gegenüber Sobtschak angedeutet. Die ältere der beiden Frauen wolle er sich wieder einmal „vornehmen“, da sie seit ihrer Tortur keine Kinder mehr geboren habe.

Leila
5. April 2021 - 20.05

Oh nein! Bei solchen Aussagen, besonders der letzten, dreht sich einem der Magen um! Russische Gesetze sind doch sonst nicht so zimperlich, der uneinsichtige Sexprotz ohne Reue gehört zum Eunuchen gemacht!

Jeff
3. April 2021 - 12.51

@trotinette josy - Fakt ass, dass den besoten Interview och a Russland fir entsetzen gesuergt huet. Dat Kseniya Sobshack mëscht alles fir visibel an am Volleksmond ze bleiwen, well et well onbedéngt un Muecht. Bei de leschten Presidentewalen ass et awer, wéi net anescht vu sengen Kompetenzen ze erwaarden, kläglech gescheitert. A ganz éierlech, et ass e Betchel wat mat alle mëttelen Opmierksamkeet erreechen well - sief et duerch e sextape am Internet, mat dommen a skandaléisen Handlungen an aussoen, etc. Schued dass et net méi vu sengem Papp huet. 

trotinette josy
3. April 2021 - 10.42

Traurig,traurig. Andere Länder andere Sitten.