Nach dem bisher blutigsten Tag der Proteste gegen den Militärputsch sind in Myanmar erneut Gegner des Militärs auf die Straße gegangen. In Rangun, Mandalay und mehreren kleineren Städten gab es am Donnerstag erneut Proteste. In Ranguns Stadtviertel San Chaung verschanzten sich Demonstranten hinter Barrikaden aus Sandsäcken, Reifen, Steinen und Stacheldraht. Auf die Straßen klebten sie Bilder von Junta-Chef Min Aung Hlaing, um Sicherheitskräfte aufzuhalten, die nicht auf die Porträts treten wollen.
Nach Angaben der UN-Gesandten Christine Schraner Burgener waren in Myanmar am Mittwoch 38 Menschen bei Protesten gegen die Militärjunta getötet worden. Sie sprach vom „blutigsten“ Tag bei den Protesten gegen den Militärputsch. Insgesamt seien seit Beginn der Proteste mehr als 50 Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt worden.
Menschen nehmen an der Trauerprozession für die Demonstrantin Kyal Sin in Mandalay am 4. März 2021 teil, einen Tag, nachdem ihr bei einer Demonstration gegen den Militärputsch in den Kopf geschossen wurde Foto: AFP
Myanmar befindet sich im Aufruhr, seit die Junta am 1. Februar De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi festnahm und damit eine seit einem Jahrzehnt währende Demokratisierung des Landes beendete. Die Militärherrscher setzen trotz internationalen Drucks auf massive Gewalt gegen die Demonstranten, um die Proteste zu stoppen. Am Mittwoch schossen sie in mehreren Städten mit scharfer Munition auf die Demonstranten.
„Der Tag gestern war entsetzlich“, sagte die Aktivistin Thinzar Shunlei Yi am Donnerstag in Rangun. „Es war niederschmetternd, erfahren zu müssen, dass sich das Militär in Myanmar seit 1962 nicht geändert hat.“ Sie werde trotzdem weiter jeden Tag protestieren, denn „Widerstand ist jetzt unsere Pflicht“.
Demonstranten in Schutzkleidung stellen sich der Polizei auf einer Straße mit Bildern des Chefs der myanmarischen Streitkräfte, Senior General Min Aung Hlaing, während einer Demonstration gegen den Militärputsch in Naypyidaw am 4. März 2021
Ein Anti-Putsch-Demonstrant hilft einem anderen beim Justieren seiner Gasmaske
Eine kleine Barrikade wird um Blutflecken auf einer Straße in Yangon errichtet
Menschen versammeln sich und betrachten Blutflecken auf einer Straße in Yangon am 4. März 2021, einen Tag, nachdem dort Demonstranten durch Schüsse getötet wurden, als Sicherheitskräfte eine Demonstration gegen den Militärputsch auflösten
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