Donnerstag30. Oktober 2025

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ReportageEine Dosis Optimismus – Mobile Impfeinheiten zeigen den Weg aus der sanitären Krise

Reportage / Eine Dosis Optimismus – Mobile Impfeinheiten zeigen den Weg aus der sanitären Krise
Licht am Ende des Tunnels? Die Bewohner des CIPA Gréngewald in Niederanven haben sich nach eigenem Bekunden auf die Impfung gefreut.

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Die mobilen Impfeinheiten sind seit dem 6. Januar in Luxemburgs Altersheimen und Pflegeeinrichtungen unterwegs, um die Bewohner und das Personal zu impfen. Das Tageblatt hat ein Zweiergespann auf seiner Mission im CIPA Gréngewald in Niederanven begleitet.

Es ist kurz nach halb acht, ein kalter Mittwochmorgen, die Temperaturen liegen knapp über dem Gefrierpunkt. Ein Sicherheitsbeauftragter in oranger Warnweste winkt uns auf den Parkplatz vor der Victor-Hugo-Halle rein und leitet uns mit einem freundlichen „D’accord“ weiter, als wir ihm erklären, dass wir von der Presse sind und heute eine mobile Impfeinheit begleiten würden. Die Victor-Hugo-Halle auf dem Limpertsberg ist eines der vier Impfzentren des Landes. Von hier starten die mobilen Impfeinheiten jeden Tag in die Altersheime und Pflegeeinrichtungen. Vier Teams sind an dem Morgen insgesamt im Einsatz, lässt uns die zuständige Koordinatorin Dr. Sally Schroeder ausrichten. Aus dem Zentrum in Esch sollen demnächst ebenfalls mobile Teams aufbrechen, möglicherweise auch aus dem Zentrum in Ettelbrück, wird uns später erklärt.

Schon am Morgen herrscht reges Gedränge im Zentrum, im Eingangsbereich warten neben einigen Beamten auch zahlreiche Desinfektionsspender auf die Impfwilligen. Ein junger Mann nimmt uns in Empfang und führt uns zum Treffpunkt der mobilen Einheiten, vorbei an den Menschen, die in der großen Halle, eingeteilt in vier Zonen, auf ihren Nadelstich warten. Einige von ihnen blicken interessiert auf, die meisten jedoch warten schon fast meditativ, mit ihrer Einladung im Schoß gefaltet, auf ihre Impfung.

„Warten Sie kurz hier“, erklärt unser Begleiter und lässt uns vor einem rostroten Tor zurück, abgeschottet vom Rest der Halle hinter weißen Trennwänden. Er macht sich auf die Suche nach dem verantwortlichen Apotheker, der für die Verteilung der Impfstoffe zuständig ist und uns empfangen soll. Zwei Beamte vom Zoll leisten uns Gesellschaft, auch sie warten auf ihren Einsatz. Die Luxemburger Armee, das CGDIS und der Luxemburger Zoll unterstützen die mobilen Impfeinheiten in einem Rotationsprinzip. Heute teilen sich Zoll und Armee den Einsatz auf. Zu ihren Aufgaben gehört, die Impfstoffe und alles nötige Material im Wagen zu verstauen und diese mit dem „Chef d’équipe“, einem Arzt der „Santé“, in die jeweiligen Einrichtungen zu bringen und dort gemeinsam die gesamte Impflogistik wieder aufzubauen. Das medizinische Material und die Impfstoffe, verpackt in stechend blauen Kühltruhen, werden auf großen Handwagen angekarrt und werden für den Weitertransport in die Wagen der Armee und der „Douanes“ verpackt. Das medizinische Material nimmt erstaunlicherweise nur wenig Platz ein: Drucker und Laptops kämpfen vorrangig um den verbleibenden Stauraum. Jede Impfdosis wird vor Ort digitalisiert und ein Impfzertifikat für die Patienten ausgedruckt, erklärt Camille Groos.

Camille Groos erklärt, wie das Impfzentrum aufgebaut ist. Analog werden auch die Impfzentren beim Einsatz der mobilen Einheiten aufgebaut.
Camille Groos erklärt, wie das Impfzentrum aufgebaut ist. Analog werden auch die Impfzentren beim Einsatz der mobilen Einheiten aufgebaut.

Camille Groos ist der verantwortliche Apotheker im Impfzentrum auf dem Limpertsberg und wacht über die Verteilung der Impfstoffe. Trotz Maske ist bei der Begrüßung ein Lächeln beim schlaksigen, großgewachsenen Mann unverkennbar, die Augen funkeln hinter der schwarz-gelb gefleckten Brille. Bestimmten Schrittes führt er einmal durchs komplette Impfzentrum, zeigt uns auskunftsfreudig die Impfstationen aus nächster Nähe und erklärt uns den Sinn der Zonen-Aufteilung: „Wir impfen mit verschiedenen Impfstoffen. Außerdem muss zwischen erster und zweiter Dosis unterschieden werden. Das haben wir alles auf verschiedene Zonen aufgeteilt“, erklärt der Apotheker, während er geschwinden Schrittes durch das kleine Labyrinth aus Stühlen, Trennwänden, Liegen, Computern und Absperrgittern führt, bis wir in seinem Büro angelangt sind. Zwei große blaue Kühlcontainer dominieren den abgetrennten Raum. „Das sind Kühltruhen, die in Hosingen hergestellt werden und in denen Impfstoffe und Kühlaggregate gelagert werden“, erklärt Groos. Ein weiterer Mitarbeiter unterbricht die private Führung, die Impfeinheit will los.

Die Impfeinheit, die das Tageblatt begleitet, besteht aus Dr. Enrico Randazzo und Adjutant-Major Georges Puraye. Ein Zweier-Team, dem die Aufgabe zufällt, dem ganzen CIPA Gréngewald in Niederanven die erste Impfdosis zu liefern. Beide stehen ungeduldig neben dem vollgepackten Minibus der Luxemburger Armee und wollen aufbrechen. Dr. Randazzo erklärt kurz den Ablauf der Mission, dann geht es auch schon los.


Kurz vor halb neun treffen wir in Niederanven ein, Randazzo und Puraye sind schon eifrig am Ausladen. Geimpft wird aus Platzmangel nicht im CIPA selbst, sondern im nebenstehenden Kultur- und Sportkomplex „Am Sand“ der Gemeinde Niederanven. Der Direktor des Altenheimes und die zuständigen Krankenschwestern empfangen die mobile Impfeinheit. Nervosität und Anspannung liegen in der Luft, Enrico Randazzo beruhigt jedoch sogleich: „Wir laden erst mal ab, organisieren uns kurz und dann halten wir ein Briefing ab.“ Es ist Randazzos elfte Station mit der mobilen Impfeinheit; ruhig, routiniert und sachlich koordiniert er den Aufbau des Impfzentrums. Gleich zu Beginn prasseln einige Fragen auf den Allgemeinmediziner ein, die er mit einem Verweis auf das spätere Briefing fürs Erste – bestimmt, aber stets freundlich – unbeantwortet lässt. Die Priorität liegt erst mal klar auf dem Aufbau der Informatik und Logistik. „Wenn die Maschine ins Rollen kommt, geht alles von alleine“, merkt er mehrmals an. Er soll Recht behalten.

Im grauen Anzug und einem weiß-rosa Hemd ist auch Direktor Patrick Reding vor Ort. Eine markante Halskette strahlt mit dem Leiter des Altenheimes um die Wette, freudig werden wir begrüßt. Trotz einer gewissen Anspannung ist beim Direktor und dem anwesenden Personal eine gewisse Vorfreude zu spüren. „Es wird sportlich. Aber die Bewohner freuen sich, dass es losgeht“, meinen auch die beiden Mitarbeiterinnen des Altenheimes am Empfang.

Das Impfzentrum wurde im Festsaal aufgebaut. Am Eingang des Festsaals werden die Bewohner von zwei Mitarbeitern des Altenheimes empfangen, Fieber wird gemessen und ein kurzes Frageformular ausgefüllt. In fünf durchnummerierten Impfstationen sollen die Bewohner des CIPA Gréngewald anschließend ihre erste Impfdosis erhalten. In vier Stationen wird der Pfizer-Biontech-Impfstoff verabreicht. An der fünften Station erhält das Personal des Altenheimes das AstraZeneca-Vakzin. Ausnahmen werden nur bei schweren Vorerkrankungen oder chronischen Beschwerden erlaubt. Der Aufbau gleicht dem des Impfzentrums auf dem Limpertsberg, nur in Miniatur. Eigentlich waren sechs Impfstationen vorgesehen, kurz macht sich Aufregung breit, weil die Bewohner entsprechend eingeteilt waren. Auch hier beruhigt Randazzo wieder: „Die teilen wir einfach auf die fünf Stationen auf, das ist gar kein Problem.“ Es ist kurz vor neun, vom eiligen Hin und Her haben sich einige Schweißperlen auf der Stirn von Randazzo gebildet. Seinen schwarzen Pullover über dem weiß-braunen Karohemd hat er mittlerweile ausgezogen. Zeit für eine Verschnaufpause bleibt keine, denn mittlerweile sind die behandelnden Ärzte eingetroffen: Das Briefing steht an.

Georges Puraye übernimmt die Beschilderung der Impfstationen
Georges Puraye übernimmt die Beschilderung der Impfstationen

Unterdessen hat Georges Puraye einige finale Vorkehrungen getroffen und den Wagen aus dem Eingangsbereich gefahren, damit auch Patienten im Rollstuhl problemlos Zugang zum Impfzentrum haben. „Er ist Gold wert, ist intelligent und denkt mit“, wird Randazzo später über den Adjutant-Major sagen. Seit 25 Jahren ist Georges Puraye bei der Armee, eigentlich arbeitet er im „Service de reconversion“. „Ich hatte jetzt das Glück, zweimal mit dem gleichen Arzt unterwegs zu sein. Bisher hat immer alles reibungslos geklappt“, sagt der 50-Jährige kurz und knapp. Ein eingespieltes Team.


9.07 Uhr. Mit einem Notizzettel in der Hand erklärt Dr. Enrico Randazzo dem anwesenden Personal, wie die Impfdosen vorzubereiten und zu verabreichen sind. Er selbst wird keine Impfung vornehmen, sondern die Organisation im Auge behalten und über die verimpften Dosen Buch führen. Die Spritze wird von Krankenschwestern des Altenheimes gesetzt, die anwesenden Ärzte überwachen die Prozedur, befragen die Patienten zu ihrer Krankengeschichte und codieren die Patienten entsprechend im System ein. Einer der impfenden Ärzte ist Dr. Paul Everard. Es ist bereits sein zweiter Einsatz in Kooperation mit der mobilen Impfeinheit, er war bereits im Pflegeheim in Contern aktiv: „Bisher hat alles super geklappt“, erkennt der Allgemeinmediziner an, „auch die Informatik ist einfach zu handhaben.“

Dr. Enrico Randazzo mit zwei Ampullen des Biontech-Pfizer-Impfstoffes
Dr. Enrico Randazzo mit zwei Ampullen des Biontech-Pfizer-Impfstoffes

Im Briefing geht Dr. Enrico Randazzo auf die sehr wichtigen Details bei der Impfstoffvorbereitung ein. „AstraZeneca ist ein Impfstoff, der bereits verdünnt in einer Ampulle geliefert wird. Zehn Impfdosen à 0,5 Milliliter sollen pro Ampulle gezogen werden“, erklärt Randazzo. Der aus Genua stammende Mediziner spricht eigentlich Französisch. Für das Personal des Altenheimes wechselt er bei seiner Ansprache ins Luxemburgische, streut hier und da ein paar deutsche Wörter ein und fällt manchmal wieder ins Französische zurück. Trotz des Sprachgemisches versteht jeder genau, was der „Chef d’Equipe“ verlangt – auch dann, als er die schwierigere Prozedur zur Vorbereitung des Pfizer-Impfstoffes erklärt: Aus einer Ampulle sollen sechs 0,3-Milliliter-Dosen gezogen werden, die anschließend noch einmal verdünnt werden müssen. Für einen Laien klingt das alles furchtbar kompliziert, die anwesenden Krankenschwestern verziehen keine Miene. Von Verunsicherung keine Spur.

Randazzo erklärt, dass in den Ampullen manchmal etwas Impfstoff zurückbleiben würde. Aus den AstraZeneca-Ampullen könnten teilweise auch zwölf Impfdosen gezogen werden, aus den Biontech-Pfizer eventuell sieben. „Wir bleiben bei den vorgeschriebenen Dosen. Das wurde vom Hersteller so angegeben und vom ‚Conseil supérieur des maladies infectieuses’ entsprechend empfohlen. Daran halten wir uns“, legt sich Randazzo fest. Er bemüht immer wieder das Bild einer gut geölten Maschine und sprüht regelrecht vor Tatendrang: „Allez, on démarre la machine“, und gibt noch etwas Englisch zum Besten: „Positive Attitude!“

Es ist mittlerweile 9.35 Uhr. Kurz bevor die ersten Patienten ankommen, werden die ersten Impfdosen vorbereitet. Isabelle Colamonaco, „Directrice des soins“ im CIPA, übernimmt diese Aufgabe höchstpersönlich. Unter der Beobachtung von Randazzo nimmt sich Colamonaco den Pfizer-Impfstoff zur Brust. Mit geübten Handgriffen jongliert die Krankenschwester die Ampullen und Spritzen umher, stets vorsichtig und stets bedacht, keinen Fehler mit dem kostbaren Gut zu machen. Nachdem auch dieses Zahnrad der Impfmaschinerie in Bewegung gesetzt wurde, zeigt sich Randazzo erstmals zufrieden. Die ersten Patienten können kommen. „Wenn erst mal alles läuft, ziehe ich mich kurz zurück und richte mich ein. Ich überwache die verabreichten Dosen, behalte die Kühlbox im Auge und achte darauf, dass keine Dosen verschwendet werden“, erklärt Randazzo anstehenden Aufgaben.

Routiniert bereitet Isabelle Colamonaco, „Directrice des soins“, den Pfizer-Biontech-Impfstoff vor
Routiniert bereitet Isabelle Colamonaco, „Directrice des soins“, den Pfizer-Biontech-Impfstoff vor

Zwischendurch mikromanagt er zusammen mit Puraye die Impfstationen. Zusätzliche Beschilderungen sollen jegliche Unklarheiten aus dem Weg räumen und Fehler somit vermieden werden. Am Abend erstellt der Mediziner dann einen vollumfänglichen Bericht, in dem die verimpften und übrig gebliebenen Dosen schriftlich festgehalten werden. „Sollten Impfdosen des AstraZeneca-Impfstoffes übrig bleiben, können die bis zu 24 Stunden danach noch verimpft werden. Ist der Impfstoff von Pfizer-Biontech einmal verdünnt, bleiben sechs Stunden, bis der Impfstoff verfällt“, erklärt Randazzo den bürokratischen Aufwand.  Peinlich genau achtet er deshalb darauf, dass stets nur die benötigten Ampullen die Kühltruhe an seiner Seite verlassen. Bleibt trotz der strengen Vorschriften am Ende des Außeneinsatzes verdünnter Impfstoff übrig, wird dieser bei der Ankunft abends im Impfzentrum noch verwertet, damit kein Impfstoff verschwendet wird, erklärt Camille Groos auf Nachfrage des Tageblatt.


Josette Krecké ist die erste von 142 Altenheimbewohnern, die am heutigen Tag den Impfstoff erhalten. 87 Jahre jung wird Josette Krecké im April. Mit goldbraunem Wintermantel und Gehstock kommt sie um die Ecke ins Impfzentrum. „Guten Morgen, Mme Krecké“, hallt es in der Halle, schon fast euphorisch begrüßen der Direktor und die Pflegekräfte die Dame. Die Temperatur wird genommen: 36,8 Grad. Josette Krecké ist seit fast zehn Jahren im CIPA Gréngewald und Präsidentin des Heimrates der Bewohner. Direktor Reding begleitet Josette Krecké nach dem Ausfüllen des Frageformulars zu der ihr zugewiesenen Impfstation – und man möchte meinen, er hätte schon fast Schwierigkeiten, mit dem forschen Schritt der rüstigen Dame mitzuhalten. 

Die erste Impfung des Tages erfolgt um 9.47 Uhr, danach folgen fast 241 weitere wie am Fließband
Die erste Impfung des Tages erfolgt um 9.47 Uhr, danach folgen fast 241 weitere wie am Fließband

Während der Vorbereitungen haben wir noch kurz Zeit, Frau Krecké zur Impfung zu befragen. Auf die Frage, ob sie denn etwas nervös sei, antwortet sie schon fast entrüstet mit einem bestimmten: „Nee, guer net!“ Es sei ja schließlich die einzige Möglichkeit, das Virus endlich loszuwerden. Es ist 9.47 Uhr, die Spritze mit dem Pfizer-Biontech-Impfstoff liegt bereit, die ganz in Rot gekleidete Rentnerin zieht ihre Strickjacke aus. In den linken Arm hätte sie gerne den Impfstoff. Das anwesende Personal hat sich versammelt, um den historisch anmutenden Moment nicht zu verpassen. Kurz desinfizieren, ein kleiner Pieks. „War’s das schon?“, blickt Josette verwundert um sich. Auf die Bejahung der Frage durch die umstehenden Personen folgt nur ein erstauntes „Oh Mamm“, dann zieht die Rentnerin in aller Selbstverständlichkeit wieder Jacke und Mantel an und begibt sich in den Ruhebereich. Eine Viertelstunde soll jeder Geimpfte hier warten, damit die anwesenden Ärzte im Falle einer allergischen Reaktion oder sonstiger Komplikationen sofort eingreifen können. Passiert sei das bei seinen elf Einsätzen noch nie, versichert Randazzo.

Nachdem Frau Krecké geimpft ist, werden nach und nach alle Heimbewohner ins Impfzentrum gebracht. Wie am Fließband erfolgt die Aufnahme im Impfzentrum, Impfung, kurze Ruhepause und die Rückkehr ins Heim. Auch hinter den Kulissen bei der Vorbereitung der Impfdosen kommt allmählich Routine rein, sodass sich der Ruhebereich nach und nach füllt. Vor ihrer Rückkehr ins Altenheim erwischen wir Josette Krecké noch einmal. Von Nebenwirkungen keine Spur: „Dat ass dach alles keng Affär“, sagt Josette Krecké und ergänzt stolz: „95 Prozent der Heimbewohner wollen sich impfen lassen.“ Die Corona-Pandemie konnte ihrer Lebenslust nicht das Wasser reichen, so viel steht fest.

Jetzt, wo sich in den Abläufen ein gewisses Selbstverständnis eingespielt hat, finden wir Enrico Randazzo an seinem Arbeitsplatz, von dem aus er den gesamten Ruhebereich im Blick hat. Er verbucht gerade die ersten verimpften Dosen. Der Mediziner wirkt müde, schon fast erschöpft, als er auf die vergangenen Monate zurückblickt: „Wir haben keine Zeit, krank zu werden oder Urlaub zu nehmen. Aber alle Beteiligten und insbesondere die Koordinatorin haben einen Monster-Job erledigt.“ Er lässt seinen Blick kurz über die Patienten im Ruhebereich schweifen. „Aber wir retten hier Leben. Statistisch gesehen, hätten einige der Personen, die jetzt hier sitzen, eine Infektion mit dem Coronavirus nicht überlebt“, erklärt er seinen inneren Antrieb. Genauso wichtig sei es deshalb jetzt, weiterhin konstruktiv an der Lösung mitzuarbeiten. „Mit der Impfdosis injizieren wir nicht nur Immunität, sondern eine Dosis Optimismus“, lacht der Mediziner. Dann werden wir wieder unterbrochen, einer der impfenden Ärzte benötigt eine Klarstellung. Die Müdigkeit entschwindet augenblicklich aus den Gesichtszügen des Mediziners, der gewohnte Tatendrang macht sich breit und schnell verschwindet er in einer der Impfstationen und lässt uns im Ruhebereich zurück.

Im Ruhebereich warten die behandelten Bewohner des CIPA Gréngewald auf einen Pfleger, der sie zurück zum Altenheim begleitet
Im Ruhebereich warten die behandelten Bewohner des CIPA Gréngewald auf einen Pfleger, der sie zurück zum Altenheim begleitet

Personal und Bewohner sitzen hier mittlerweile bunt gemischt und plaudern entspannt untereinander. Durch das Fenster fallen den ruhenden Patienten mittlerweile wärmende Sonnenstrahlen in den Nacken. Hier und da ein Lächeln, ein kurzes Aufblitzen der Zähne, wenn die Pfleger die Bewohner wieder abholen und nach ihrem Wohlbefinden fragen. Es geht zurück ins Altersheim – in dem die Pandemie vielleicht schon bald keine Rolle mehr spielen wird.

Emile
21. Februar 2021 - 19.04

Haalt op ons all fir domm ze haalen.
Firwaat get net richteg an schnell hei an Europa geimpft.
Schwätzt net vun den, déi sech ner wëllen impfen loossen.
Schwätzt vun denen, déi waarden an waarden, well all déi Task Forcen, an House of Health an Haut Commissair asw. asw. en Joer verstréichen gelooss hun an nach ëmmer net genuch Imfdosis'n an keen Konzept hun.
Gottseidank war Wëssenschaft an d'Fuerschung méi efficace wéi all déi Nickien.

Emil Muller
21. Februar 2021 - 10.30

Danke, tageblatt, interessant und aufschlussreich! Aber, ich zitiere :"die meisten jedoch warten (...) mit ihrer Einladung (...) auf ihre Impfung." Es gibt also Einladungen über die bis jetzt kaum berichtet wurde. Deswegen 2 Fragen :

wann koennen 80-jaehrige mit einer Einladung rechnen?

wieviel Tage liegen so etwa zwischen dem Datum der Einladung und dem fuer den Einzelnen festgelegten Impftermin?

Klar ist dass die Gesundheitsbehoerde organisatorisch enorm viel zu bewältigen hat. Der "zu Impfende" möchte sich auch ein bisschen organisieren können.

Ein Minimum an Information wäre hilfreich!