Mittwoch22. Oktober 2025

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Super BowlDer Tageblatt-Check: Tampa Bay Buccaneers empfangen Kansas City Chiefs

Super Bowl / Der Tageblatt-Check: Tampa Bay Buccaneers empfangen Kansas City Chiefs
Im Generationen-Duell trifft Chiefs-Quarterback Patrick Mahomes (im Bild) auf Tom Brady Foto: Orlin Wagner/dpa

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Zum ersten Mal in der Geschichte des Super Bowls wird ein Team im eigenen Stadion nach der Vince Lombardi Triophy greifen können. In den frühen Morgenstunden des Montags (0.30 MEZ) empfangen die Tampa Bay Buccaneers im heimischen Raymond James Stadium den Titelverteidiger aus Kansas City. Das Tageblatt wirft einen näheren Blick auf beide Mannschaften.

Historie
Der Sieg der Chiefs im letztjährigen Super Bowl war der erste seit 50 Jahren. Unter Quarterback und Vereinslegende Len Dawson gewannen sie Super Bowl IV 1969 gegen die Vikings aus Minnesota. Zuvor unterlagen sie in Super Bowl I den Green Bay Packers.
Die Tampa Bay Buccaneers kamen als „Expansion Team“ zusammen mit den Seattle Seahawks 1976 in die NFL. Der erste (und bisher einzige) Erfolg im Super Bowl ließ auf sich warten. 2002 konnte das Team aus Florida gegen die damaligen Oakland Raiders gewinnen.

Der Weg in den Super Bowl
Die Corona-Krise ging auch an der NFL nicht spurlos vorbei, aber es schien den Chiefs wenig auszumachen. Eine fulminante Regular Season wurde mit 14 Siegen und 2 Niederlagen abgeschlossen. Es gab einen kurzen Panikmoment, als Ausnahmetalent Patrick Mahomes im ersten Play-off-Spiel gegen die Cleveland Browns mit einer Gehirnerschütterung vom Platz musste, aber Ersatzmann Chad Henne brachte den Sieg sicher nach Hause. Die Buffalo Bills bekamen dann, bei seiner Rückkehr, in der AFC Championship die volle Wucht von Mahomes zu spüren und hatten kaum Chancen beim 38:24-Sieg der Chiefs.
11 Siege und 5 Niederlagen bedeutete Platz 2 für die Buccaneers in der NFC South und eine Wild Card für die Play-offs. Der Sieg gegen das schwache Washington Football Team in der ersten Play-off-Runde war wenig überraschend, die zwei darauffolgenden Siege gegen die topgesetzten New Orleans Saints (30:20) und Green Bay Packers (31:26) dafür umso mehr. Während in New Orleans die Buccaneers-Defensive dominierte, spielte Quarterback Tom Brady in Green Bay seine ganze Routine aus und ließ sich bei eisigen Temperaturen nicht von seinem Matchplan abbringen.

Die Quarterbacks
In der vierten Saison seiner NFL Karriere zementierte Patrick Mahomes seinen Status als Superstar. Der 25-Jährige hat jetzt schon über 10.000 Passing Yards und mehr als 100 Touchdowns. Das gelang keinem anderen Quarterback so schnell. Sein Passspiel ist nicht seine einzige Stärke – er ist ein talentierter, athletischer Läufer und wird deswegen relativ selten gesackt. Jeder gegnerische defensive Coordinator steht vor einem schier unlösbarem Rätsel. Gibt man Mahomes Zeit und Platz, wirft er Touchdowns zum Spaß. Setzt man ihn unter Druck, zeigt die Statistik, dass er nur noch gefährlicher wird, indem er seinen Speed benutzt, um zu entkommen und neue Passrouten oder Laufwege kreiert.
Mahomes’ Pendant Tom Brady war 18 Jahre alt und spielte College Football an der University of Michigan, als Mahomes geboren wurde. Der 43-jährige gebürtige Kalifornier wurde im Jahr 2000 in der sechsten Runde des NFL Draft von den New England Patriots selektiert. Zwanzig Jahre später verließ er das Team aus der Nähe von Boston mit sechs Super-Bowl-Ringen und dem Ruf als „Greatest of all time“. Man möchte meinen, dass, aufgrund des Altersunterschiedes der beiden Protagonisten, Footballs Zukunft auf Footballs Vergangenheit trifft, aber Brady ist nicht nur fit, sondern spielt besser denn je. Inhaber unzähliger Rekorde, stellte er in seinem ersten Jahr mit den Tampa Bay Buccaneers neue auf und brachte seinen Teamkollegen eine Siegermentalität bei, die zuvor vermisst wurde.

Die Waffen 
Wenn Mahomes sich zurückfallen lässt und zu einem Pass ansetzt, gilt sein Augenmerk hauptsächlich Wide Receiver Tyreek Hill und Tight End Travis Kelce. Hill ist der Schnellste in der NFL auf seiner Position (Juniorenweltmeister 2012, 4×100-m-Staffel). Er ist klein und wendig mit einer explosiven Beschleunigung. Travis Kelce verkörpert den modernen Tight End, hat seine Stärken im Receiving und ist schwierig zu decken. Er ist in der Statur einem Linebacker ähnlich, aber viel schneller. Obwohl die Chiefs nicht für ihre Defense bekannt sind, darf man Chris Jones nicht vergessen. Einer der besten Tackles der Liga, wird der 26-Jährige der Schlüssel sein wenn, es darauf ankommt, Tom Brady unter Druck zu setzen. Die Tampa Bay Buccaneers sind unter Tom Brady auch zu einem Passteam geworden. Brady verteilt seine Pässe sehr variabel. Die beiden Wide Receiver Mike Evans und Chris Godwin stehen ganz oben in seiner Gunst, aber auch Veteran-Tight-End Rob Gronkowski (den Brady aus Patriots-Zeiten hervorragend kennt) bekommt einen Großteil seiner Pässe. Besonders Evans ist ein erstklassiger Receiver, der schon vor der Ankunft Bradys Top-Leistungen gezeigt hat. Mit einer idealen Körpergröße (1,96 m) und sehr zuverlässigen Händen hat er in seinen sieben Jahren bei den Buccaneers jede Saison mindestens 1.000 Receiving Yards erreicht (der Grundstein für einen Elite-Wide-Receiver).  

Die Coaches
Auf der Mission, seinen zweiten Super Bowl zu gewinnen, ist Andy Reid seiner Philosophie treu geblieben. Ein aggressiver Leader, der öfters in die Trickkiste greift, mit einer Neigung für den Pass in die Tiefe. Er wird gelegentlich für die Vernachlässigung des Laufspiels kritisiert, aber er ist ein beliebter Coach unter den Spielern, die offensichtlich gerne für ihn auflaufen. Ein erneuter Sieg würde aus einem guten Coach einen großen Coach machen.   
Es ist zwar sein erster Super Bowl als Head Coach, dennoch wird der 68-jährige Bruce Arians von dem Event nicht überwältigt sein. Er konnte den Pittsburgh Steelers zweimal als Assistent zu Super-Bowl-Siegen verhelfen. Head-Coach-Erfahrung hat er schon mit den Arizona Cardinals erfolgreich sammeln können, bevor er 2019 bei den Buccaneers anheuerte. In der Football-Branche als „Risk-taker“ bekannt, ist Arians seinem Gegenüber in puncto Spielphilosophie durchaus ähnlich.

Tageblatt-Tipp
Mit Brady, Mahomes und zwei ultra-aggressiven Coaches am Steuer ist mit einem furiosen Spiel zu rechnen. Die Kansas City Chiefs sind in Las Vegas zwar nur knapper Drei-Punkte-Favorit, aber die knallharte Realität ist, dass Tampa Bay nur eine Chance hat, wenn sie das Spiel ihres Lebens spielen. Mahomes und Co. haben klar die besseren Karten und können den Titel verteidigen. 

Tom Brady wird es schwer haben, den Super Bowl ein siebtes Mal für sich zu entscheiden 
Tom Brady wird es schwer haben, den Super Bowl ein siebtes Mal für sich zu entscheiden  Foto: Dylan Buell/AFP