Olivier ThillAngekommen in der neuen Heimat

Olivier Thill / Angekommen in der neuen Heimat
Olivier Thill mit seinem neuen Trikot Foto: privat

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Olivier Thill ist in seiner neuen Heimat angekommen. Am Montagabend landete der Fußballnationalspieler in der Ukraine. Heute bestreitet er seine erste Trainingseinheit mit Worskla Poltawa. Das große Ziel heißt Europa League.

Die Reise in die Ukraine verlief relativ problemlos. Olivier Thill musste lediglich einen negativen PCR-Test vorweisen und muss auch in Poltawa nicht in Quarantäne. In der ostukrainischen Stadt erlebt der 24-Jährige neue Freiheiten. Im Gegensatz zu Luxemburg sind die Geschäfte und Restaurants alle geöffnet. Die Menschen können sich frei bewegen. Von der Stimmung in der Stadt hat Thill noch nichts mitbekommen. Gestern standen der obligatorische Medizincheck, eine Pressekonferenz und ein Mittagessen mit den Vereinsfunktionären auf dem Programm. Heute geht es zum ersten Mal auf den Trainingsplatz. Bevor es am 11. Januar ins Trainingslager nach Antalya (Türkei) geht, wird die Mannschaft im klubeigenen „Basecamp“ einquartiert.

Dass Thill nach zwei Jahren beim russischen Erstligisten FK Ufa ein weiteres Mal in Osteuropa landen würde, war nicht unbedingt abzusehen. Der Mittelfeldspieler wurde kürzlich Vater und hätte sich ein bisschen mehr Nähe zu seiner Familie gewünscht. „Im Fußballgeschäft weiß man nie, was kommt. Es gab Interesse von Vereinen, die näher an Luxemburg sind als Poltawa. Ein konkretes Angebot hatte ich jedoch nicht vorliegen. Worskla wollte mich unbedingt verpflichten und hat mir einen Vertrag angeboten. Ich habe zugeschlagen und mich für die sichere Variante entschieden, anstatt ein Risiko einzugehen und noch länger zu warten“, sagt Thill.

Zukunftsängste hatte der Mittelfeldspieler nach seiner Vertragsauflösung in Russland nicht: „Ich habe mir keine Gedanken um eine eventuelle Arbeitslosigkeit gemacht. Ich habe einfach meinem Berater vertraut und es hat geklappt. Hätte ich nach Luxemburg zurückkehren müssen, dann wäre das kein Beinbruch gewesen. Meine Familie ist hier und ich habe einen Schulabschluss, mit dem ich eine Arbeit finden kann.“

Bevor er seine Unterschrift unter den Vertrag setzte, informierte er sich jedoch bei seinen Nationalmannschaftskollegen Enes Mahmutovic (FK Lwiw) und Tim Hall (ehemals in Karpaty Lwiw): „Sie konnten mir nichts Negatives über den Verein oder die Liga berichten.“ Thill ist nach Mahmutovic, Hall, Marvin Martins (ehemals in Karpaty Lwiw) und Gerson Rodrigues (Dynamo Kiew) der fünfte Luxemburger, der in die ehemalige sowjetische Teilrepublik wechselt.

Dort erwartet ihn ab Februar der Kampf um die Europa League. Derzeit steht Worskla Poltawa auf dem fünften Platz. Vier Teams qualifizieren sich für das internationale Geschäft – und die Mannschaft aus der Ostukraine will zu diesem Quartett dazugehören. „Wir sind nicht der Favorit auf den vierten Platz, aber wir wollen unsere Chancen ausspielen“, so Thill, der in Russland mit Ufa vor allem gegen den Abstieg kämpfte und an Defensivfußball gewöhnt war. „Hier wird deutlich mehr auf Ballbesitz gesetzt, was mir deutlich mehr entgegenkommt als andauernd zu verteidigen.“

Thill war ein Wunschspieler von Trainer Jurij Maximow. Der Ukrainer war in den 90er-Jahren Teil der Dynamo-Kiew-Mannschaft um Andrej Schewtschenko und Sergej Rebrow, die in Europa für Aufsehen sorgte. Danach wechselte er in die Bundesliga zu Werder Bremen. „Ich bin froh, dass er Deutsch spricht, und freue mich darauf, ihn morgen (heute) kennenzulernen.“

Der Luxemburger hat nun rund fünf Wochen Zeit, um seine Kollegen besser kennenzulernen und eine neue Bleibe für seine kleine Familie zu finden. Am 14. Februar beginnt dann mit dem Rückrundenauftakt gegen Rukh Lwiw der Liga-Ernst für den zweitältesten der Thill-Brüder.