„1.129 Familien werden diesen Jahreswechsel in Trauer erleben“, sagte Spahn. Damit ist die Zahl der Covid-19-Todesfälle seit Beginn der Pandemie auf mehr als 32.000 gestiegen. Der CDU-Politiker nutzte den Tag vor Silvester, um auf einer Pressekonferenz über den aktuellen Stand der Virus-Bekämpfung zu informieren. Die Hoffnung richtet sich dabei vor allem auf die Zulassung weiterer Impfstoffe. Nur auf diese Weise ist es nach den Worten Spahns möglich, jedem Bürger, der es wolle, bis zum kommenden Sommer eine Impfung zu verabreichen. Noch bis Jahresende sollen in Deutschland 1,3 Millionen Dosen des BioNTech-Vakzins ausgeliefert werden. Am 6. Januar könnte die europäische Arzneimittelbehörde EMA grünes Licht für den Impfstoff des US-Herstellers Moderna geben. Laut Spahn würden dann im ersten Quartal bis zu zwei Millionen Dosen dieses Vakzins in Deutschland zur Verfügung stehen. Und nachdem Großbritannien am Mittwoch als erstes Land einen Impfstoff des Pharmaunternehmens AstraZeneca zuließ, drängt Spahn nun auch auf die zügige Bearbeitung eines entsprechenden Antrags bei den zuständigen europäischen Behörden. Zuletzt gab es hier Probleme wegen noch fehlender Daten.
Um eine sogenannte Herdenimmunität gegen Covid-19 zu erreichen, sollte die Impfrate zwischen 60 und 70 Prozent liegen. In Deutschland müssten demnach bis zu 56 Millionen Menschen immunisiert werden. Der Chef des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, wollte gestern aber auch eine höhere Schwelle nicht ausschließen, falls das Virus durch Mutation noch deutlich ansteckender wird. „60 bis 70 Prozent sind das Minimum“, betonte Wieler.
Impfstoff weltweit noch knapp
Spahn nannte den Impfstart „gelungen“, räumte aber auch Anlaufschwierigkeiten ein. So hatte etwa Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) beklagt, dass es trotz anderslautender Zusagen des Bundes in der ersten Woche des neuen Jahres keinen weiteren Impfstoff für die Hauptstadt geben wird. Berlin hätte ab kommendem Montag demnach gut 29.000 Dosen bekommen sollen. Er verstehe, dass viele Impfwillige ungeduldig würden, der Impfstoff sei aber auf der ganzen Welt knapp, hielt Spahn dagegen. Mit dieser anfänglichen Knappheit müsse auch vor Ort umgegangen werden. Der Bund ist für die zentrale Beschaffung zuständig, die Lieferungen werden dann nach einem bestimmten Schlüssel auf die Länder verteilt.
Spahn bekräftigte, dass es in Deutschland keine Impfpflicht gegen Corona geben werde. Auch nicht für Ärzte und Pflegekräfte, obwohl das Infektionsschutzgesetz dafür eine rechtliche Handhabe böte. Darauf verwies gestern der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Spahn appellierte an das Pflege- und Klinikpersonal, sich impfen zu lassen. Dies sei ein „Gebot der Vernunft“, so der Minister.
Angesichts der nach wie vor sehr hohen Infektionszahlen schloss Spahn spürbare Lockerungen des offiziell noch bis zum 10. Januar geltenden Lockdowns aus. Auch danach brauche es in jedem Fall eine starke Reduzierung der Kontakte, so Spahn. In diesem Zusammenhang ließ er auch Sympathien für eine Verlängerung der Schulschließungen erkennen. „Von Normalität sind wir noch sehr weit entfernt“, betonte der CDU-Politiker. Daher werde es auch das „ruhigste Silvester“ werden, an das sich Deutschland erinnern könne.
De Maart
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